„Riesennachfrage“für Bauland
„Die Gemeinde Obermeitingen will weitere Bauplätze anbieten“, verrät Bürgermeister Erwin Loster im Interview. Wie er seine ersten drei Jahre im Amt erlebt hat
Sie sind in die großen Fußstapfen Ihres Vorgängers Clemens Weihmayer getreten, der 36 Jahre lang die Kommunalpolitik und das Ortsbild von Obermeitingen geprägt hat. Ist das nicht schwierig? Erwin Losert: In den ersten Jahren wird man immer am Altbürgermeister gemessen. Letztendlich kann man aber keine eigenen Spuren hinterlassen, wenn man in die Fußstapfen eines anderen tritt. Ich habe nun drei Jahre Erfahrungen gesammelt. Bei mir sind es viele kleine Baustellen, um die ich mich kümmern muss – Projekte wie der Kirchweg, die Neugestaltung des Spielplatzes am Feststadel, die umfassende Sanierung des Bürgerhauses, Ausweisung von Gewerbeflächen, Straßensanierungen und ein neues Baugebiet, die unsere Gemeinde weiter voranbringen und weiterhin attraktiv machen.
Der Bauhof lag Ihnen von Anfang an am Herzen. Haben Sie Ihre Pläne zur materiellen und personellen Aufstockung umsetzen können? Losert: Beim Bauhof sind wir große Schritte vorangekommen. Mit einem Pritschenwagen samt Anhänger, einem Kommunaltraktor, einem Rasenmähertraktor und jeweils zwei Räum- und Streueinheiten wurden einige Fahrzeuge und Geräte angeschafft. Wir haben eine Vollzeitstelle geschaffen und einen Bauhofleiter einstellen können. So kann nun auch der kommunale Winterdienst durch unseren Bauhof eigenständig erledigt werden.
Welche Ihrer weiteren Ziele konnten Sie in den vergangenen drei Jahren umsetzen? Losert: Die Kindertagesstätte St. Mauritius mit dem aufwendig sanierten Kindergarten und dem Krippenanbau wurde fertiggestellt. Die Krippe wird so gut angenommen, dass die 15 Plätze im kommenden Kindergartenjahr nicht mehr ausreichen. Wir müssen nun handeln und eine zweite Krippengruppe einrichten. Im vergangenen Jahr konnten wir endlich unseren Badesee in Betrieb nehmen. Das Projekt hatte eine lange Vorlaufzeit, ist aber erfolgreich. Das Naherholungsgebiet ist eine Bereicherung für die ganze Region, und ich freue mich über die positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung.
Und womit sind Sie noch nicht so gut vorangekommen? Losert: Zum Beispiel mit der Sanierung des Kirchwegs und dem Spielplatz am Feststadel. Hier ist es ent- scheidend, ob und in welcher Höhe es Fördergelder gibt. Man ist immer auf der Suche nach den richtigen Töpfen im Förder-Dschungel. Das erfordert viel Zeit und Geduld, auch wegen bürokratischer Vorgaben und Behördenverfahren. Man muss sich davon verabschieden, dass etwas schnell geht. Das ernüchtert einen.
Mitten in den Überlegungen, wie das Alte Schulhaus auf dem Kirchberg genutzt werden könnte, mussten Sie das Gebäude im Herbst 2015 als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stellen. Losert: Das stimmt. Wir sind praktisch von der Asylsituation überrollt worden und mussten kurzfristig 50 Eritreer im Alten Schulgebäude unterbringen. Dies konnten wir nur aufgrund des großen Engagements des Asylhelferkreises meistern, der sich binnen weniger Tage gebildet hatte. Mittlerweile sind fast alle Asylsuchenden als Flüchtlinge anerkannt. Damit dürfen sie nicht länger in der Unterkunft bleiben. Dank des unermüdlichen Einsatzes der Helfer konnten schon acht gemeinsam ein Haus in Untermeitingen und sieben eine Wohnung in Landsberg bezie- 33 Eritreer sind noch in der Alten Schule. Wir geben die Hoffnung nicht auf, auch für sie noch Wohnraum zu finden. Dann werden wir über die weitere Nutzung des Gebäudes sprechen.
Obermeitingen wächst seit Jahren stetig. Sind weitere Baugebiete geplant und was tut sich im sozialen Wohnungsbau? Losert: Wir stehen kurz vor dem Abschluss der Grundstücksverhandlungen, um im Osten der Gemeinde neues Bauland ausweisen zu können. Es ist eine Riesennachfrage da. Vielleicht können wir schon im kommenden Jahr um die 15 Bauplätze anbieten. Was den sozialen Wohnungsbau betrifft, könnte ich mir vorstellen, im neuen Baugebiet ein oder zwei Grundstücke für die Gemeinde zu behalten beziehungsweise unter gewissen Bedingungen an eine soziale Wohnungsbaugesellschaft zu verkaufen für die Errichtung eines Mehrfamilienhauses.
Obermeitingen gehört zum Landkreis Landsberg und zum Regierungsbezirk Oberbayern. Wie ist die Zusammenar- beit mit den anderen Lechfeldgemeinden und welche Projekte stehen an? Losert: Die Zusammenarbeit ist sehr gut. Wir vier Bürgermeister treffen uns regelmäßig und sprechen die verschiedensten Themen an. Im Rahmen des GEL (Gemeinsames Entwicklungskonzept Lechfeld) haben wir gemeinsam Veranstaltungshen. zelte angeschafft und interkommunale Projekte wie das Verkehrskonzept, den Friedensweg und die Feuerwehrbedarfsplanung angestoßen. Obwohl der Sitz der Leitkommune in Untermeitingen im Regierungsbezirk Schwaben ist, gibt es keine Probleme in der landkreis- und regierungsbezirksübergreifenden Zusammenarbeit. Die Städtebauförderung von Oberbayern steht den Ergebnissen sehr oft positiv gegenüber.
Planen Sie eine zweite Amtszeit? Losert: Ich möchte gerne weitermachen, denn nach sechs Jahren des Säens kann man vielleicht die Früchte seiner Arbeit ernten. Allerdings hängt es davon ab, wie es bei mir in Zukunft beruflich weitergeht. Hauptberuflich arbeite ich als Beamter im technischen Feuerwehrdienst bei der Bundeswehr – bis Ende des Jahres noch in Penzing. Die zeitliche Belastung durch die beiden Tätigkeiten ist enorm. Meiner Meinung nach hat das Modell Bürgermeister im Ehrenamt auch schon für eine Gemeinde mit knapp 1700 Einwohnern ausgedient.
Interview: Sybille Heidemeyer