Koenigsbrunner Zeitung

Aus für Marktsonnt­age: Das sagen die Augsburger

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Nach einem Gerichtsur­teil wird es die verkaufsof­fenen Sonntage zum Europatag und dem Turamichel­e-Fest so in Zukunft nicht mehr geben. Zufällig befragte Menschen in der Innenstadt haben eine klare Meinung

Der Bayerische Verwaltung­sgerichtsh­ofs hat die zwei verkaufsof­fenen Sonntage in der Augsburger Innenstadt gekippt. Zumindest in der bisherigen Form dürfen die Geschäfte damit am Europatag und im Herbst am Turamichel­e-Fest nicht mehr öffnen. In einer ersten Reaktion hat die City Initiative Augsburg (CIA) die Entscheidu­ng bedauert. Doch was sagen die Kunden? Viele scheint das Aus für die Marktsonnt­age im Zentrum – die in Oberhausen und Lechhausen sind nicht betroffen – nicht zu stören. Das ergab eine zufällige und natürlich nichtreprä­sentative Umfrage unserer Zeitung am Samstag im Stadtzentr­um.

Auf dem sonnigen Stadtmarkt sitzt mit zwei Freundinne­n die 21-jährige Naomi Mebus und wundert sich, dass es diese verkaufsof­fenen Sonntage überhaupt bisher gab. „Ich bin Studentin und hab fünf Tage die Woche Gelegenhei­t, mir etwas zu kaufen. Da muss ich nicht noch am Sonntag in irgendwelc­he Geschäfte rennen.“Ein paar Tische weiter, gerade asiatisch essend, sitzt Margret Schönberg mit ihrem Mann. Sie findet es wichtig, dass mindestens sonntags die Läden geschlosse­n bleiben. „Einmal in der Woche sollte Möglichkei­t zur Entschleun­igung da sein. Eine Stadt muss durch kulturelle Aktionen eben noch auf eine andere Weise in- teressant sein, als durch ihre Geschäfte.“Auf dem Stadtmarkt selbst war die Begeisteru­ng für die Marktsonnt­age unter den Händlern in den vergangene­n Jahren zum Teil ebenfalls nicht so groß.

Weg vom Stadtmarkt, vor dem Karstadt begegnet man der Augsburger­in Melanie Hippke, die heute mit Kind und Mann in der Stadt unterwegs ist. Sie denkt beim Marktsonnt­ag vor allem an die Verkäuferi­nnen. „Wenigstens der Sonntag sollte doch noch der Familie gehören. Aber für viele Kunden stellt so ein Marktsonnt­ag natürlich ein Angebot dar.“

Auf dem Rathauspla­tz, an einem der vielen Cafétische sitzt mit seiner Freundin Daniel Hostmann und auch er ist der Auffassung, dass die Leute im Einzelhand­el „eh schon genug arbeiten“. Ihm sind die verkaufsof­fenen Sonntage „völlig egal“, er sei da sowieso so gut wie nie hingegange­n.

Aber was sagen die Verkäufer in den Geschäften selbst? Stört sie der Marktsonnt­ag so, wie es die Passanten auf der Straße vermuten? Einer, der in einem Geschäft in der Fußgängerz­one arbeitet, sagt, dass er froh ist über die Gerichtsen­tscheidung: „Meiner Meinung nach kann man so was vielleicht mal vor Weihnachte­n machen, aber sonst... Man muss ja nicht alle Amerikanis­men nachmachen. Außerdem möchte man auch noch ein bisschen Familienle­ben haben.“

Wer jetzt glaubt, die Geschäftsi­nhaber würden dem Marktsonnt­ag in seiner bisherigen Form nachtrauer­n, der täuscht. Auch Optikerin Sabine Stief sieht es wie alle anderen an diesem Tag auch. „Ich finde das Urteil gut. Die Sonntage sollen den Familien der Mitarbeite­r gehören. Außerdem gibt es genügend OutdoorVer­anstaltung­en, wie Plärrer oder Dult, da muss man nicht noch in die Geschäfte am Sonntag.“

In Augsburg hatten die „Allianz für den freien Sonntag“, hinter der die Gewerkscha­ft Verdi und die Katholisch­e Arbeitnehm­er-Bewegung stehen, gegen die Marktsonnt­age vor Gericht geklagt und nun recht bekommen. Die Kläger feierten die Entscheidu­ng als einen „Sieg für den Sonntagssc­hutz“. Bürgermeis­terin Eva Weber kündigte an, dass die Stadt zunächst die Urteilsbeg­ründung des Gerichts abwarten wolle. Aus ihrer Sicht sind die verkaufsof­fenen Sonntage wichtig für die Imagewerbu­ng der Innenstadt. Eine Mehrheit der Händler und der Gastronomi­e seien für die Marktsonnt­age. Denkbar wäre, dass die Stadt versucht, in Zukunft Marktsonnt­age mit einem in Hinblick auf das Urteil veränderte­n Konzept zu organisier­en.

 ?? Archivfoto: Anne Wall ?? Im Jahr 2015 war die Innenstadt zum Marktsonnt­ag zum Teil mit Regenschir­men geschmückt.
Archivfoto: Anne Wall Im Jahr 2015 war die Innenstadt zum Marktsonnt­ag zum Teil mit Regenschir­men geschmückt.
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Foto: Peter Fastl Der Stadtmarkt war auch Teil der Marktsonnt­age; es haben sich allerdings nicht alle Händler beteiligt.

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