Ein Musiker will den „Datschiburger“ergründen
Warum Christoph Well sechs Tage lang in der Augsburger Innenstadt für seine Sendung dreht
Wie ist er denn so, der „Datschiburger“? Dieser Frage geht Christoph Well nach. Der bekannte Musiker und einstiges Mitglied der Biermösl Blosn dreht derzeit mit einem Kamerateam für seine BR-Fernsehreihe „Stofferl Wells Bayern“in der Fuggerstadt. Well glaubt, nach ein paar Tagen das Augsburger Gemüt schon verstanden zu haben.
„Der Augsburger Zwetschgendatschi besteht aus Hefe und die gärt im Bauch. Das macht ein ganz bestimmtes Gefühl. Und so ist der Augsburger drauf“, erklärt der bayerische Musiker mit einem Augenzwinkern und fügt ergänzend hinzu: „Der Augsburger macht halt einen höchst zufriedenen Eindruck.“Well und das Kamerateam ruhen sich gerade im Café 13 der Kresslesmühle aus. Sechs Tage lang wird in Augsburg an unterschiedlichen Orten gedreht. Denn Well „strawanzt“, wie er sagt, gerne durch Bayerns Städte und kommt mit den Menschen ins Gespräch. Pro Folge stellt er eine bayerische Stadt aus seiner Sicht vor. Dabei musiziert er auch. In den Beiwagen seiner 64 Jahre alten BMW R67/2 packt Well für jeden Städtetrip so viele Instrumente, wie er kann. Akkordeon, Trompete, Zither, Harfe ... Als er am Montag damit im Schritttempo durch die Fußgängerzone Richtung Stadtmarkt fuhr, wurde er auch gleich von der Polizei angehalten. Aber Charme und die Erklärung, dass auf dem Markt gleich fürs Fernsehen gedreht werde, reichten aus.
Der Stadtmarkt ist nicht die einzige Station. Gedreht wird auch in der Fuggerei, beim Stoinernen Ma, auf dem Perlachturm sowie im Goldenen Saal im Rathaus. Und am Eingang zum Brechthaus. Mit seinem Akkordeon setzt sich der Musiker dort auf die Brüstung am Bach und erzählt in die Kamera, dass Bertolt Brecht schon Gstanzl geschrieben habe. „Deshalb heißt er auch der Gstanzl-Bertl. Mit einem wurde er sogar weltberühmt.“Well fängt an, die Moritat von Mackie Messer aus Brechts Dreigroschenoper anzustimmen: „Und der Haifisch, der hat Zähne ...“Immer wieder bleiben Passanten stehen. Wie Christoph Well sagt, wurden mit ihm schon viele Selfies geknipst. „Die Menschen sind offen und freuen sich. Da gfrei i mi au.“
Und noch etwas fällt dem Musiker aus München an den Augsburgern auf. „Die Leute sprechen viel Dialekt. Sie bewahren sich ihre Identität.“Das gefällt ihm. Bis Freitag sind Well und das vierköpfige Team um Regisseur Boris Tomschiczek in der Stadt. Well will alles sehen, was Augsburg ausmacht. „Das Leben ist zu kurz, dass man etwas auslässt.“Zehn bis zwölf Stunden sind sie am Tag auf den Beinen. Wenn es abends ins Hotel „Drei Mohren“zurück geht, passiert nicht mehr viel. „Da sind wir bedient.“
Er lausche vom Hotel aus weiter, wie die Stadt Augsburg pulsiere. „Wir hören dann, wie am Abend die Pubertierenden mit den Ferraris durch die Maximilianstraße brausen. Denn der Datschiburger kommt halt erst mit 50 in die Pubertät“, witzelt der Musiker. Da wären wir wieder, beim Wesen des Augsburgers, das Well als „zufrieden“beschreibt. Ob er nicht von dem Vorurteil gehört habe, dass Augsburger gerne nörgeln? „Nein, bei uns gelten Augsburger als langsam und gemütlich. Man sagt, sie sind kloaheislerisch, obwohl Augsburg so eine prächtige Stadt ist.“
ODie Sendung „Stofferl Wells Bayern“läuft an Feiertagen abends im Bayeri schen Fernsehen. Ab Oktober sogar immer montags um 20.15 Uhr. Im Oktober wird wohl auch die 45 minütige Folge aus Augsburg gezeigt.