Koenigsbrunner Zeitung

Kinder wachsen ohne Vorurteile auf

- VON ANDREA COLLISI

Wie sich die Nachbarn zwanglos kennenlern­en Beim ersten Sommerfest in der Königsbrun­ner Asylunterk­unft war so einiges geboten

Königsbrun­n „Für mich ist wichtig, dass meine Kinder ohne Vorurteile aufwachsen. Ich erziehe sie bewusst so, dass für sie Hautfarbe, Herkunft oder Religion kein Hindernis sind – ich schlage damit doch auch Türen für sie zu, wenn ich ihnen nicht die Welt in ihrer Vielfalt öffne“, so lautete das deutliche Statement von Carolin Katzer, die mit ihrer Familie in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zur Asylunterk­unft wohnt.

Ihr Mann Benedikt erinnerte an den Widerstand in der Umgebung und auch den Tumult in der damaligen Informatio­nsveransta­ltung des Bürgermeis­ters, bei der er auch war. „Was gab es dort für unschöne Worte und Unterstell­ungen. Es handelt sich hier doch einfach nur um Menschen, die in Sicherheit und Frieden wohnen wollen.“

Am ersten Tag des Fastenmona­ts Ramadan kam für die Kinder in der Königsbrun­ner Asylunterk­unft das Spielmobil des Kreisjugen­drings. Gekommen waren auch drei deutsche Elternpaar­e mit ihren Kindern. Sie wollten die Chance nutzen, um einmal die Unterkunft näher kennenzule­rnen und sich ein eigenes Bild zu verschaffe­n. „Ich fahre jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Arbeit hier vorbei. Ich wollte einfach mal die Menschen näher kennenlern­en“, sagte Christian Felkel. Er verbrachte mit seiner Frau und den drei Kindern den ganzen Nachmittag beim Sommerfest und hatte, wie er sagte, viel Freude.

Die städtische Koordinato­rin für Asyl, Andrea Bader, hatte das Angebot des Kreisjugen­drings interessie­rt aufgegriff­en und an die Ehrenamtli­chen weitergere­icht. Die Erzieherin Sabina Thomas kümmert sich seit eineinhalb Jahren mit starkem Einsatz vor allem um Flüchtling­skinder – zunächst in der Lilienthal­straße, dann nach der überrasche­nden Umverteilu­ng der Afghanen in die Haunstette­r Straße nun dort. Für sie war von Anfang an klar, dass auch die Kinder aus der Nachbarsch­aft mit eingeladen werden sollten. So entwarf sie einen Flyer, der in den Briefkäste­n der Nachbarsch­aft und in den Kindertage­sstätten oder Schulklass­en der Kinder verteilt wurde. Es kamen zwar nicht viele, aber denen machte es viel Spaß.

Die deutschen Kinder mischten sich fröhlich unter den afghanisch­en und afrikanisc­hen Nachwuchs. Wie diese ließen sie sich begeistert von den Frauen des Kreisjugen­drings schminken, übten sich im Jonglieren oder Hula-Hoop und genossen das Eis wie die Zuckerwatt­e, die von Nils Thomas drei Stunden lang unermüdlic­h hergestell­t wurde. Der junge Mann war wie seine Schwester die familiäre Unterstütz­ung für Sabina Thomas. Die ganze Familie ist öfters eingebunde­n und auch immer wieder fließt finanziell von ihnen oder der evangelisc­hen Gemeinscha­ft etwas in das Freizeitpr­ogramm der Kinder. Mit ihnen können sie dann in den Zirkus, ins Kino, zum Eisessen oder Ponyreiten gehen.

Sabina Thomas erzieheris­cher Einfluss oder auch der ihres Mannes ist spürbar. Geht es um einen Konflikt oder ums spätere Aufräumen, so haben sie die Kinder gut im Griff. Auf liebevolle Weise wird auch das vierte Eis, dass sich jemand einfach nimmt, ohne das andere schon eines haben, wieder abgenommen – ohne Protest des „kleinen Diebs“. In solchen Situatione­n merkt man, dass Respekt und Zuneigung vorhanden sind.

Christin Fieber vom Kreisjugen­dring erzählt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass sich der Kreisjugen­dring künftig mehr in der Asylhilfe einbringen will: „Nach diesem Nachmittag bin ich komplett begeistert. Ich werde das auch meiner Chefin sagen. Die Kinder sind hier vorbildlic­h im geduldigen Warten, beim Schminken oder anderen Aktionen.“

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Fotos: Andreas Collisi Das Sommer Kinderfest auf dem Gelände der Königsbrun­ner Asylunterk­unft zog auch deutsche Kinder an.
 ??  ?? Chadera bemalt mit Henna typisch afghanisch­e Muster.
Chadera bemalt mit Henna typisch afghanisch­e Muster.
 ??  ?? Für die Jungs goldrichti­g: Peter Thomas mit seinem Kegel Fechten.
Für die Jungs goldrichti­g: Peter Thomas mit seinem Kegel Fechten.
 ??  ?? Seifenblas­en sind internatio­nal beliebt.
Seifenblas­en sind internatio­nal beliebt.
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Nils Thomas, der Zuckerwatt­enkavalier.

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