Kinder wachsen ohne Vorurteile auf
Wie sich die Nachbarn zwanglos kennenlernen Beim ersten Sommerfest in der Königsbrunner Asylunterkunft war so einiges geboten
Königsbrunn „Für mich ist wichtig, dass meine Kinder ohne Vorurteile aufwachsen. Ich erziehe sie bewusst so, dass für sie Hautfarbe, Herkunft oder Religion kein Hindernis sind – ich schlage damit doch auch Türen für sie zu, wenn ich ihnen nicht die Welt in ihrer Vielfalt öffne“, so lautete das deutliche Statement von Carolin Katzer, die mit ihrer Familie in unmittelbarer Nachbarschaft zur Asylunterkunft wohnt.
Ihr Mann Benedikt erinnerte an den Widerstand in der Umgebung und auch den Tumult in der damaligen Informationsveranstaltung des Bürgermeisters, bei der er auch war. „Was gab es dort für unschöne Worte und Unterstellungen. Es handelt sich hier doch einfach nur um Menschen, die in Sicherheit und Frieden wohnen wollen.“
Am ersten Tag des Fastenmonats Ramadan kam für die Kinder in der Königsbrunner Asylunterkunft das Spielmobil des Kreisjugendrings. Gekommen waren auch drei deutsche Elternpaare mit ihren Kindern. Sie wollten die Chance nutzen, um einmal die Unterkunft näher kennenzulernen und sich ein eigenes Bild zu verschaffen. „Ich fahre jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Arbeit hier vorbei. Ich wollte einfach mal die Menschen näher kennenlernen“, sagte Christian Felkel. Er verbrachte mit seiner Frau und den drei Kindern den ganzen Nachmittag beim Sommerfest und hatte, wie er sagte, viel Freude.
Die städtische Koordinatorin für Asyl, Andrea Bader, hatte das Angebot des Kreisjugendrings interessiert aufgegriffen und an die Ehrenamtlichen weitergereicht. Die Erzieherin Sabina Thomas kümmert sich seit eineinhalb Jahren mit starkem Einsatz vor allem um Flüchtlingskinder – zunächst in der Lilienthalstraße, dann nach der überraschenden Umverteilung der Afghanen in die Haunstetter Straße nun dort. Für sie war von Anfang an klar, dass auch die Kinder aus der Nachbarschaft mit eingeladen werden sollten. So entwarf sie einen Flyer, der in den Briefkästen der Nachbarschaft und in den Kindertagesstätten oder Schulklassen der Kinder verteilt wurde. Es kamen zwar nicht viele, aber denen machte es viel Spaß.
Die deutschen Kinder mischten sich fröhlich unter den afghanischen und afrikanischen Nachwuchs. Wie diese ließen sie sich begeistert von den Frauen des Kreisjugendrings schminken, übten sich im Jonglieren oder Hula-Hoop und genossen das Eis wie die Zuckerwatte, die von Nils Thomas drei Stunden lang unermüdlich hergestellt wurde. Der junge Mann war wie seine Schwester die familiäre Unterstützung für Sabina Thomas. Die ganze Familie ist öfters eingebunden und auch immer wieder fließt finanziell von ihnen oder der evangelischen Gemeinschaft etwas in das Freizeitprogramm der Kinder. Mit ihnen können sie dann in den Zirkus, ins Kino, zum Eisessen oder Ponyreiten gehen.
Sabina Thomas erzieherischer Einfluss oder auch der ihres Mannes ist spürbar. Geht es um einen Konflikt oder ums spätere Aufräumen, so haben sie die Kinder gut im Griff. Auf liebevolle Weise wird auch das vierte Eis, dass sich jemand einfach nimmt, ohne das andere schon eines haben, wieder abgenommen – ohne Protest des „kleinen Diebs“. In solchen Situationen merkt man, dass Respekt und Zuneigung vorhanden sind.
Christin Fieber vom Kreisjugendring erzählt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass sich der Kreisjugendring künftig mehr in der Asylhilfe einbringen will: „Nach diesem Nachmittag bin ich komplett begeistert. Ich werde das auch meiner Chefin sagen. Die Kinder sind hier vorbildlich im geduldigen Warten, beim Schminken oder anderen Aktionen.“