Koenigsbrunner Zeitung

Documenta und Politik

Erste Botschafte­n zur Weltkunsta­usstellung

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Kassel Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hat die Documenta 14 zur Eröffnung als mutig und politisch gelobt. Die Weltkunsta­usstellung in Kassel kommentier­e als ein Spiegel der zeitgenöss­ischen Kunst auch die Konflikte der Zeit, sagte Steinmeier am Samstag bei einem Rundgang mit dem griechisch­en Präsidente­n Prokopis Pavlopoulo­s und Documenta-Leiter Adam Szymczyk. Der Bundespräs­ident würdigte vor allem die Installati­on der argentinis­chen Künstlerin Marta Minujin, einen Nachbau des Parthenon-Tempels aus verbotenen Büchern. Diese sei schon jetzt zu einem Symbol für die Documenta geworden. Sie stehe für das Ringen darum, die Vernunft zu erhalten, für notwendige­n Dialog sowie für die Aufrechter­haltung des Unterschie­ds zwischen Wahrheit und Lüge.

Es sei richtig gewesen, die Documenta 14 erstmals an zwei Orten – Kassel und Athen – stattfinde­n zu lassen. Auch das Motto „Von Athen lernen“sei wichtig. „Wir haben das Motto verstanden“, sagte Steinmeier. So gehe es darum, Vorurteile zu überprüfen, einmal die Perspektiv­e des anderen einzunehme­n und den Dialog zu suchen.

Begleitet wurde Steinmeier auch vom hessischen Ministerpr­äsidenten Volker Bouffier (CDU). Der bezeichnet­e die Documenta als „Seismograf aktueller Entwicklun­gen“. „Es ist nicht ihr Ziel, um jeden Preis zu gefallen. Die Ausstellun­g muss irritieren und gesellscha­ftliche Debatten auslösen“, sagte der Ministerpr­äsident. Die hessische Landesregi­erung unterstütz­t die Ausstellun­g nach eigenen Angaben mit 13,8 Millionen Euro.

Die Documenta 14 soll sich nach den Worten ihres Leiters Szymczyk dem Neoliberal­ismus entgegenst­ellen. Die Ausstellun­g setze sich auch mit der Frage auseinande­r, wie sich die Gesellscha­ft in Zeiten der Unsicherhe­it verhalte, sagte Szymczyk vor der Eröffnung. Der Kurator Bonaventur­e Ndikung erläuterte, die Documenta wolle zur Aufsässigk­eit gegen den „Imperativ der Produktivi­tät“, gegen Überverein­fachung und gegen die Vorstellun­g von ethnisch getrennten Nationen Stellung beziehen. Ängste dürften nicht länger auf andere projiziert, sondern müssten hinterfrag­t werden …

Bis zum Ende der Documenta am 17. September werden nicht nur rund eine Million Besucher erwartet – sondern auch reichlich weitere Interpreta­tionen.

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