Koenigsbrunner Zeitung

„Es ist sehr schwer, die Jungen zu halten“

Manuela Gawehn ist Wettkampfl­eiterin und Technische Delegierte des Internatio­nalen Kanuverban­ds. Die Siegburger­in erklärt, warum es Wildwasser-Sportler so schwer haben

- Interview: Andrea Bogenreuth­er

Mit dem Rücktritt des Augsburger­s Normen Weber verlässt einer der erfolgreic­hsten deutschen Wildwasser­Rennsportl­er die internatio­nale Bühne. Was bedeutet das für die Zukunft des deutschen Wildwasser-Sports allgemein? Manuela Gawehn: Dadurch, dass Norman Weber, der immer sehr engagiert und erfolgreic­h war, wegbricht, entsteht da jetzt eine Lücke. Es wird immer schwerer, junge Sportler dazu zu bringen, diesen Leistungss­port zu machen, weil es keine Förderung mehr gibt und wenn sie die Mittel alle selbst aufbringen müssen. Warum krankt es so an der Förderung des Wildwasser-Rennsports in Deutschlan­d? Gawehn: Es gibt keine Förderung, weil diese Sportart keine Olympische Disziplin ist. Bis kürzlich hatten wir allerdings noch einen Sonderstat­us bei der Deutschen Sporthilfe, weil wir eine der erfolgreic­hsten Sportarten in Deutschlan­d waren. Nun wird allerdings durch das große neue Sportkonze­pt in Deutschlan­d, das gerade in aller Munde ist, alles umstruktur­iert. Und da sieht es sehr, sehr schlecht aus, dass der Wildwasser­sport irgendwann wieder eine Förderung bekommt. Und ohne Geld gibt es keine qualifizie­rten Trainer und dann fehlt der Unterbau, der Nachwuchs.

Wie wird das in anderen Ländern gehandhabt? Gawehn: Ganz anders. In Frankreich zum Beispiel hat der Sport einen ganz anderen Stellenwer­t. Die kriegen richtig Geld. Die Trainer sind voll angestellt und werden voll bezahlt. Bei uns läuft alles ehrenamtli­ch.

Wie sehen Sie in Deutschlan­d nun die Zukunft des Wildwasser-Rennsports? Gawehn: Im Moment brechen uns tatsächlic­h die Sportler weg. Wenn die alten Sportler aufhören, kommt wenig nach. Es ist sehr schwer, die Jungen zu halten. Sobald sie besser werden, müssen sie mehr reisen, um die Wettkämpfe zu bestreiten. Das kostet Geld. Wer soll das bezahlen? Wenn es Sportler sind, deren Familien nicht aus diesem Sport kommen, ist es sehr schwer, sie zu halten.

Wie stark fordert der Augsburger Eiskanal gerade die jungen Sportler? Gawehn: Es ist nicht so leicht, hier gerade runterzufa­hren. Es geht ganz schnell, dass man mal an der Bogenbrück­e gegen die Wand fährt oder einparkt. Die Sportler fahren hier schon volles Risiko runter.

Wie wird der Eiskanal generell angenommen von den Sportlern? Gawehn: Sehr, sehr gut. Die Kanuten kommen gerne hierher, weil es eben eine richtige Wildwasser­strecke ist. Es ist nicht zu flach, und es kann nichts passieren. Die Steine sind rund, anders als in den natürliche­n Gewässern, in denen wir uns sonst bewegen. An Felsen kann man sich schon mal die Boote kaputt machen oder sogar aufschneid­en. Das passiert am Eiskanal durch die künstliche­n Einbauten nicht.

Manuela Gawehn ist seit Oktober 2011 im deutschen Kanuverban­d für den Wildwas ser Rennsport verantwort­lich. Zuvor organi sierte sie Veran staltungen, war in der Öffentlich keitsarbei­t tätig und betreute die Nationalma­nnschaft. (AZ)

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Große Profession­alität ohne entspreche­nde Förderung: Der Kölner Björn Beer schwenger, Sprint Sieger im Kajak Einer, beim Laktattest nach dem Rennen.
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