Der lange Weg zum flüssigen Gold
Anton Altmann vom Imkerverein Großaitingen bereitet angehende Imker auf ihr verantwortungsvolles Hobby vor. Die Honigernte ist der Höhepunkt. Warum ein Vergleich zum Rauchbier die Probeimker erheitert
Großaitingen Ein Surren erfüllt die kleine Mosterei an der Friedenstraße. Hellgelb fließt das Naturprodukt aus dem Edelstahlbehälter. Dabei handelt es sich nicht um Apfelsaft, wie der Herstellungsort vermuten lässt, sondern um ein anderes, weitaus wertvolleres Naturprodukt. Nicole Fronius aus Lagerlechfeld bestaunt ihren ersten selbstgeschleuderten Honig, der langsam aus dem Ausfluss der Honigschleuder in einen Sammeleimer fließt. Fronius ist eine von fünf Probeimkern, die unter Anleitung von Anton Altmann, Vorsitzender des Imkervereins Großaitingen, ein gutes dreiviertel Jahr lang die Pflege eines vereinseigenen Bienenstocks sowie die Honiggewinnung erlernen.
Während in der Mosterei des Gartenbauvereins weitere Waben auf die Vorbereitung zum Schleudern warten, gehen die Arbeiten an den Bienenstöcken weiter. Ruhig erläutert Altmann den Probeimkern Johann Engelhard, Arthur Schiegg und Manfred Cajetan das Vorgehen bei der Entnahme der Waben. Vorsichtig bläst er ein wenig Rauch mit dem sogenannten Smoker in Richtung
„Heute sind die Tiere gut zu handhaben, aber während einer Gewitterphase sind sie ganz schön aufgebracht“
Anton Altmann
des offenen Bienenstocks, um die Tiere abzulenken. „Blast nicht zu viel rein, sonst nimmt der Honig den Rauchgeschmack an. Wir wollen nur die Waben entnehmen und nicht den Stock untersuchen“, rät Altmann.
Der Hinweis von Braumeister Cajetan auf Rauchbier löst allgemeines Gelächter aus. „Bleibt ruhig. Hektik bei der Arbeit überträgt sich auf die Bienen. Vermeidet Vibrationen“, sind weitere Empfehlungen des Vereinsvorsitzenden, der ohne Gesichtsschleier die Arbeiten überwacht und am Surren der Tiere ihren Erregungszustand hören kann. „Heute sind die Tiere gut zu handhaben, aber während einer Gewitterphase sind sie ganz schön aufgebracht“, erläutert er den angehenden Imkern. Nach weiteren Hinweisen zur Entnahme und Prüfung von Waben ist eine weitere Plastikbox gefüllt, die von Cajetan zur Honiggewinnung in die Mosterei gefahren wird. Renate Altmann, Ehefrau des Vorsitzenden, ist dort mitten in ihrer Anleitung für das Entdeckeln der Waben. „Um den Honig gefühlvoll aus den Waben schleudern zu können, müssen diese erst von den Wachsdeckeln befreit werden. Dazu nutzen wir sogenannte Gabeln“, erläutert sie und zeigt ein Werkzeug, das im ersten Moment an einen Kamm erinnert, an dessen den Zinken gegenüberliegender Seite ein Handgriff befestigt ist. Mit Gefühl schiebt sie die Gabel über die Waben und entfernt die Wachsdeckel. Nun ist Nicole Fronius an der Reihe, diese Tätigkeit auszuführen. Langsam erfüllt ein leichter Honigduft die Arbeitsfläche. „Ein Freund hat mir von der Imkerei vorgeschwärmt. Dann habe ich mich an der Imkerschule in Landsberg angemeldet und bin auf der Warteliste gelandet“, erzählt sie, während die Waben immer mehr vom Wachs befreit werden. In der Zwischenzeit will sie beim Probeimkern ihre Kenntnisse anreichern, um dann den Lehrgang in Landsberg besuchen zu können.
Renate Altmann begutachtet die vorbereiteten Rahmen. „Achtet darauf, dass die Gewichte der gegenüberliegenden Seiten ähnlich sind“, rät sie beim Beschicken der Schleuder. Der Schleudervorgang erfolgt immer in zwei Richtungen. „Wir wollen ja den Honig aus beiden Seiten des Rahmens gewinnen“, sagt sie und startet die Maschine. „Je nach Inhalt braucht ihr zwischen drei bis fünf Minuten pro Seite. Schaut in die Schleudern, ob noch Honig an den Rand spritzt“, sind ihre Anweisungen für den Schleudervorgang. Der Honig fließt, nachdem er zwei, mit unterschiedlichen Maschenbreiten versehene Siebe passiert hat, in einen Sammelbehälter. Auch bei der Weiterverarbeitung spielt Zeit eine wesentliche Rolle. „Der Honig ruht jetzt, je nach Sorte kandiert er früher oder später“, sagt Renate Altmann.
Nach ungefähr einer Woche ist es an der Zeit, den Honig zu rühren, dass er weich und cremig wird, ergänzt sie. Dann stehe dem Verzehr dieses reinen Naturproduktes nichts mehr im Wege. Noch Stunden wird heute die Schleuder den Ertrag der Bienen aus den Waben befördern und die Probeimker für ihre Arbeit belohnen.