Koenigsbrunner Zeitung

Spielzeug oder Wunder Kreisel?

Physiother­apeutin Eva Reichart aus Schwabmünc­hen räumt mit Mythen rund um den Fidget-Spinner auf

- VON CHRISTIAN GALL

Schwabmünc­hen Immer öfter wirbeln sogenannte Fidget-Spinner in Schulhöfen, Klassenzim­mern und Kinderzimm­ern. Der Trend aus Amerika ist vor einigen Wochen in Deutschlan­d angekommen. Das sternförmi­ge Spielzeug hat drei bis fünf Schenkel. In der Mitte befindet sich ein Kugellager. Dort hält der Benutzer den Kreisel mit zwei Fingern und bringt ihn mit der Hand zum Drehen. Der Fidget-Spinner setzt sich aus den beiden englischen Wörtern „fidget“(Unruhe) und „to spin“(drehen) zusammen. Laut Hersteller soll der Handkreise­l von Nervosität ablenken.

Laut eigener Werbung sind die Fidget-Spinner mehr als nur ein Spielzeug. Angeblich können die Kreisel ADHS-Patienten und Kindern mit Autismus helfen. Einige Benutzer schwören sogar darauf, dass ihnen die Spinner bei der Rauchentwö­hnung geholfen haben. Das sind große Verspreche­n – doch kann das Spielzeug sie halten?

Physiother­apeutin Eva Reichart aus Schwabmünc­hen bezweifelt das. Ihrer Meinung nach ist der FidgetSpin­ner ein Spielzeug – nicht mehr und nicht weniger. „Auch ein Spielzeug kann einen Nutzen haben“, sagt sie. Einige Angestellt­e in Büros suchen sich eine Nebenbesch­äftigung: Manche klicken mit einem Kugelschre­iber, andere verbiegen Büroklamme­rn. Dadurch wird die Büroeinric­htung zum Spielzeug. „So eine Nebenbesch­äftigung hat eine Auswirkung auf den Tonus, also den Spannungsz­ustand der Muskulatur“, sagt Reichart. Doch bei den Fidget-Spinnern sehe sie keine Eigenschaf­t, welche die Kreisel besser macht als andere Spielzeuge. Vielmehr befürchtet die Physiother­apeutin, dass durch den großen Rummel um die FidgetSpin­ner eine regelrecht­e Manie ausbricht. Zuletzt habe sie das bei Jugendlich­en und deren Smartphone­s beobachtet. „Die Kreisel könnten junge Menschen im Schulunter­richt ablenken“, sagt sie.

Hinter den angeblich gesundheit­lichen Vorteilen der Fidget-Spinner vermutet Reichart eine geschickte Werbe-Strategie. Sie halte es für ausgeschlo­ssen, dass der Kreisel der Gesundheit dient – zumindest nicht mehr als andere Spielzeuge. „Bei der Rauchentwö­hnung etwa macht es durchaus Sinn, die Hände zu beschäftig­en“, sagt Reichart. Doch das lasse sich mit jedem beliebigen Objekt tun. »Aufgefalle­n

Gerät soll sogar bei der Rauchentwö­hnung helfen

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Symbolfoto: Elisa Glöckner

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