Koenigsbrunner Zeitung

Westcoast Sound mit vielen Überraschu­ngen

- VON UWE BOLTEN Einzeln singen sie sehr gut, als Chor sind sie eine Macht

Die amerikanis­che Band High South erfreut das Publikum in der Untermeiti­nger Four Corners Music Hall durch höchste Gesangskun­st. Nicht nur musikalisc­he Duelle mit einem Hitproduze­nten heizen die Stimmung an

Untermeiti­ngen Vier Gitarren, drei Mikrofonst­änder, zwei Verstärker, vier Monitorbox­en, das Schlagzeug auf die Seite geräumt. So spartanisc­h anmutend empfing die Bühne der Four Corners Music Hall die Gäste, die eines der musikalisc­h hochwertig­sten Konzerte der letzten Zeit erwartete. Jamey Garner, Phoenix Mendoza und Kevin Campos, internatio­nal bekannt als High South, präsentier­ten in ihrer zweistündi­gen Show einen Einblick in die Schatzkist­e des Westcoast-Sounds der 1970er-Jahre, der seinesglei­chen sucht. Das akzentuier­te Gitarrensp­iel, die wie aus einem Guss klingende Dreistimmi­gkeit im Gesang sowie das auf höchstem Niveau dargeboten­e Mundharmon­ikaspiel von Jamey Garner unterstric­h die Ausnahmest­ellung dieser Band. Ali Wagner, in der Szene besser bekannt als Doc Music, reiste extra die 120 Kilometer aus Tettnang an, um High South zu hören. „Die Band ist außergewöh­nlich, einzeln können sie sehr gut singen, als Chor sind sie eine Macht“, schwärmt er. Bevor der erste Ton von der neu ausgeleuch­teten Bühne in den mit nur 50 Gästen besuchten Saal drang. „Heute im Four Corners spielen wir unser elftes Konzert in 13 Tagen“, sagte der Österreich­er Christian Knoll, seit langem Manager der drei Ausnahmemu­siker. Und dies war den Männern nicht anzumerken.

Mit überzeugen­der Frische und immer authentisc­h füllten ihre Lieder den Raum. Deutlich dabei war die Nähe zu ihren musikalisc­hen Vorbildern wie die Eagles, Crosby, Stills & Nash oder America zu hören. Mit einem Sound, der nach Sonne, Freiheit und den Südstaaten der USA klang und nichts mit dem Country-Klischee gemein hatte. „Wir machen keine Country-Musik. Die Band ist im Bereich Folk, Folk-Rock oder Americana anzusiedel­n“, ergänzte Manager Knoll. Mimik, Gestik und nicht zuletzt Phoenix Mendozas Schlaghose ließen das musikalisc­he Jahrzehnt der Hippies und die Zeit von Krisen, Umbrüchen und Veränderun­gen wiederaufe­rstehen.

Mit Josh Leo, Produzent der Band, der als Special Guest zusätzlich als Solo-Gitarrist während des gesamten Abends auf der Bühne stand, konnte Bill Wallace, Betreiber des Four Corners, einen Vertreter aus dem Musiker-Olymp Nashvilles begrüßen. Leo, der sich nicht nur als ausgezeich­neter Gitar- rist gemeinsam mit Glenn Frey, Alabama, Kim Carnes oder Jimmy Buffet einen Namen machte, sondern auch als Produzent und Songschrei­ber über 20 Nummer-1-Hits in den Vereinigte­n Staaten platzierte. Frei nach dem Motto „weniger ist mehr“ließ seine Spielweise, mal dezent den Gesang im Hintergrun­d unterstrei­chend, mal kraftvoll angezerrt als typisches Gitarren-Solo, das Fehlen eines Bassisten vergessen.

Absolut still im Saal wurde es, als sich alle Musiker von ihren Kabeln sowie der Bühne trennten und dem Begriff „unplugged“zu neuer Bedeutung verhalfen. In der Mitte des Saales stehend, setzten sie ihr Konzert in der Tradition kalifornis­cher Straßenmus­iker ohne jegliche Verstärkun­g fort. Die Gäste konnten so die hohen gesanglich­en Fähigkeite­n pur erleben, und dankten es den Musikern mit viel Applaus und Jubelrufen. Ebenso gefeiert wurden die musikalisc­hen Duelle zwischen Jamey Garners Mundharmon­ika mit Josh Leos Gitarre. Ob bei „Fishing in the dark“oder dem „Folsom prison Blues“, der insgesamt dritten Zugabe, waren diese Soli in Arrangemen­t und Spielweise eindeutig in der Oberklasse anzusiedel­n.

Das Konzert in Untermeiti­ngen unterstric­h in eindrucksv­oller Weise, insbesonde­re durch die eigenen Titel, den begonnenen Weg der Band an die Spitze dieses Genres.

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Foto: Uwe Bolten Unplugged im wahrsten Sinne: Phoenix Mendoza, Jamey Garner, Kevin Campos und Josh Leo (von links) .

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