Open Air Gottesdienst auf dem Rathausplatz
Protestanten feiern kirchenhistorisches Ereignis, das für Augsburg wichtig war und ist
Augsburg Der Augsburger Rathausplatz gehört zu den schönsten Orten der Stadt. Ein Sitzplatz im Freien in einem von mehreren Cafés gibt den Blick aufs Rathaus frei. Junge Menschen lassen sich an schönen Tagen gerne auf dem Boden nieder. Es herrscht, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, ein friedliches Miteinander. Der Rathausplatz ist Ort der Begegnung.
Das war er auch am Sonntag, in diesem Fall aus einem besonderen Anlass: In Augsburg fand ein evangelischer Festgottesdienst statt, der an ein ganz besonderes Datum erinnerte. Am 25. Juni 1530, also vor 487 Jahren, wurde ebenfalls in Augsburg die Confessio Augustana verlesen, mit der sich die Herrscher der lutherischen Reichsstädte vor Kaiser Karl V. zu ihrem evangelischen Glauben bekannten. Die Schrift gilt als wegweisendes Dokument der Reformationszeit. Dem 500. Jahr der Reformation unter Martin Luther war zudem ein zweitägiger Kirchentag in Augsburg gewidmet mit mehreren hundert Mitwirkenden. „Es ist ein Fest, um mit vielen Menschen zu feiern und Begegnungen zu knüpfen“, hob Stadtdekanin Susanne Kasch hervor.
Höhepunkt des Kirchentags war der Open-Air-Gottesdienst mit einigen tausend Besuchern, die anfangs im Regen auszuharren hatten. Ein ganz anderes Wetter als am Jahrestag der Confessio Augustana, denn sie wurde damals bei brütender Hitze verlesen. Der Regen ließ am Sonntag aber nach.
Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hielt die Festpredigt. Das Augsburger Bekenntnis sei die erste Zusammenfassung der Wertgrundlage der lutherischen Kirche, sagte er. BedfordStrohm sprach sich gegen jedwede Form von religiösem Fanatismus aus: „Wir werden uns auch nicht damit abfinden, wenn Menschen wegen ihres Glaubens und Gewissens verfolgt werden.“Christen sollen sich standhaft, mutig und frei zeigen. Diese drei Eigenschaften gaben das Motto des Festgottesdienstes vor.
Den Gottesdienst hatten das evangelische Dekanat und die Stadt ausgerichtet. Oberbürgermeister Kurt Gribl sagte, dass die Stadt mit ihren knapp 300000 Einwohnern aus 150 Ländern von der Vielfalt lebe. Er warb für ein Miteinander in der Bürgerschaft, wie dies auch die Kirchen täten: „Der soziale Friede beruht auf Toleranz und Respekt.“Freiheit sei aber keineswegs grenzenlos.