„Quantensprung“für die Ausbildung
Die Handwerkskammer für Schwaben hat Teil 1 ihres neuen Ausbildungszentrums in Betrieb genommen. 10 000 Azubis profitieren von der 46,5 Millionen Euro teuren Investition
In den kleinen Kabinen mit ihren roten, leicht durchsichtigen Vorhängen blitzt und funkt es. Lehrlinge aus dem Bereich Metallbau üben Schweißen. Ihr Lehrmeister Marco Werner bereitet derweil den nächsten Schritt der Übung vor – im Werkraum, der direkt vor den Kabinen liegt. So sieht es das Konzept des neuen Ausbildungszentrums der Handwerkskammer für Schwaben (HWK) an der Siebentischstraße vor. „Jeder unserer Lehrlinge hat jetzt eine eigene Schweißkabine und hat von dort kurze Wege zu den anderen Praxis- und Theorieräumen oder ins Lager“, beschreibt Werner. Dies sei eine deutliche Verbesserung zu den alten Ausbildungsstätten. „Die Azubis können sich so länger und intensiver mit den einzelnen Themen und Übungen beschäftigen“, beschreibt er. Auch von den hochmodernen Schweißgeräten, die für 140000 Euro angeschafft worden sind, ist Werner begeistert.
Im Vergleich zur Gesamtinvestition für das Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ), wie es offiziell heißt, ein vergleichsweise geringer Betrag. 46,5 Millionen Euro investiert die Handwerkskammer für Schwaben (Rund zwei Drittel der Summe sind förderfähig, 18 Millionen stammen aus Eigenmitteln) in den Neubau, der aus zwei Gebäudekomplexen auf dem HWKGelände besteht und die bisherigen Werkstätten an selber Stelle ablöst. Der erste Bau wurde vor gut sechs Wochen bezogen. Zwei Drittel der etwa 3700 Quadratmeter sind bereits belegt. In den kommenden Tagen sollen die letzten Maschinen und Kurse einziehen. Für Bauabschnitt zwei sind bereits die Bagger angerollt. Die Baufertigstellung ist für 2020 geplant. Dann haben nach den Schweißern, Zerspanern, Malern und Lackierern auch die Landtechnik sowie die Metall- und Elektrotechnik eine neue, hochmoderne Ausbildungsstätte.
„Das ist schon ein Quantensprung für die Ausbildung“, sagt Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner. „Das war auch nötig. Schließlich müssen wir unseren Betrieben und deren Lehrlingen beste Ausbildungsund Schulungsmöglichkeiten bieten.“Dies hänge mit der einzigartigen Ausbildungsstruktur zusammen, die vorschreibt, dass jeder Lehrling zu einer sogenannten Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung antreten muss. Hier werden die Azubis an Maschinen und in Techniken geschult, die der eigene Betrieb möglicherweise nicht im Portfolio hat, aber Betsandteil der Prüfung sind. Auf diese Weise kommen rund 10 000 Azubis für mindestens drei Wochen im Jahr ans BTZ. „Diese Schulungen zahlen die Betriebe. Da können wir nicht mit alten Maschinen und Strukturen aufwarten“, sagt Wagner. Ein Lehrling kostet einen Betrieb im Durchschnitt etwa 16000 Euro netto. Das hat die Deutsche Handwerkszeitung berechnet. Da müsse gewährleistet sein, dass dieser am Ende auch was kann, so Wagner.
Das sehen auch die Lehrmeister so, die noch die alten Lehrstätten kennen – untergebracht in kleinen Häuschen quer über das Gelände verteilt. „Natürlich hatten wir auch da stets moderne Geräte und eine gute Ausbildung. Aber jetzt bewegen wir uns auf einem noch höheren Level“, so Roland Pischl, der ab heute den Meisterkurs für Feinwerkmechaniker leitet. „Wir haben helle Räume, eine Lüftung, die modernsten Maschinen. Das ist eine Arbeitsatmosphäre, die schon Spaß macht.“
Auch die Betriebe schätzen die Investition, so Ulrich Wagner. „Wir brauchen dringend Fachkräfte. Die müssen wir aber auch ausbilden.“Weil die Kunden immer anspruchsvoller und Lieferzeiten immer kürzer würden, hätten es kleinere Betriebe aus Zeitgründen schwer, dies zu tun. „Diese Betriebe unterstützen wir mit unserem Angebot. Das kommt gut an“, so Wagner.