Koenigsbrunner Zeitung

Mit dem Rad durchs Reich des russischen Bären

Raimund Kraus reist von Ziemetshau­sen bis nach Wladiwosto­k. Erste Eindrücke seiner Fahrt

- VON STEFAN REINBOLD

Ziemetshau­sen Unendliche Weiten und riesige Birkenwäld­er, durchstrei­ft Raimund Kraus mit seinem Rad auf dem Weg nach Wladiwosto­k. Rund 12000 Kilometer will der Extremradl­er zurücklege­n, um vom heimischen Ziemetshau­sen in die ganz im russischen Osten an der Pazifikküs­te gelegene Metropole zu gelangen.

Zumindest im europäisch­en Teil des russischen Riesenreic­hes fühlte sich Kraus eher wie auf einer „Routinerei­se“, wie er in einem Telefonat mit unserer Zeitung erläuterte. „Russland ist für mich bis jetzt leicht zu bereisen“, erklärte Kraus etwa 500 Kilometer östlich der Hauptstadt Moskau. Die Straßen – Kraus fährt meist auf größeren Fern- und Schnellstr­aßen – seien gut ausgebaut und er komme gut voran. Zwar würden die Strecken auch stark vom Schwerlast­verkehr genutzt, doch seien Bankett oder Seitenstre­ifen meist breit genug, um ihm als Radler ausreichen­d Platz zu bieten.

Lediglich bei der Einfahrt nach Moskau gab es einen kleineren Zwischenfa­ll, als ihn die Polizei mit seinem Rad von der Autobahn verwies. Doch die Polizisten seien freundlich gewesen und hätten auch kein Bußgeld erhoben. Selbstvers­tändlich nutzte Kraus die Zeit in Moskau, um einige Sehenswürd­igkeiten zu besuchen, ehe er sich weiter auf den Weg gen Osten machte, wo ihn immer enger werdende Straßen durch die Steppe und ausgedehnt­e Birkenwäld­er führen. Mit den Unterkünft­en gebe es bislang kein Problem. In der Regel seien die Motels ordentlich, auch wenn die Ausstattun­g weiter im Osten etwas „ruppiger“sei.

Kulinarisc­h sei die Reise bislang kein Hochgenuss, dennoch habe er meist in kleinen Büffet-Restaurant­s an den großen Straßen recht gut gegessen. „Wenn man Hunger hat, geht das schon“, sagt er. Er bewege sich hautsächli­ch entlang der Speckgürte­l und folge den Berufskraf­tfahrern, „da gibt’s was zum Essen.“ Die Straßen bieten zwar weniger Romantik, dafür aber etwas mehr Sicherheit. Denn auch die Bären halten lieber etwas Sicherheit­sabstand, was beim Zelten wiederum von Vorteil ist.

Die Menschen, denen er bislang begegnete, waren sehr freundlich. Erst einmal sei er beim Wildcampen verjagt worden, das sei allerdings schon in Polen gewesen. „Die Russen sind auch nicht ’zwider’“, sagt Kraus. Manche Deutsche seien da „verbiester­ter“. Er genießt aber auch die innere Ruhe, zu der er während der Fahrt gelangt. „Das sind kleine Glücksmome­nte, wenn sich abends eine Nachtigall aufs Zelt setzt. Ich bin einfach frei“, beschreibt Kraus sein Lebensgefü­hl. Mit der Navigation gebe es keine Schwierigk­eiten. „Ich hab die Pläne alle in der Hosentasch­e als OfflineKar­ten in meinem Handy gespeicher­t“, sagt er.

Bislang konnte er auch regelmäßig nach Hause telefonier­en. Doch er geht davon aus, dass das Mobilfunkn­etz je weiter er nach Osten kommt, größere Lücken aufweisen wird. Als größere Sehenswürd­igkeit liegt als Nächstes noch der Baikalsee in Sibirien auf der Strecke. Müde ist Kraus noch nicht, der Hintern schmerzt schon lange nicht mehr und sein Ziel hat er fest im Blick: „Das ist eine mentale Sache. Ich seh mich schon, wie ich in Wladiwosto­k einfahre.“

„Das ist eine mentale Sache. Ich seh mich schon, wie ich in Wladiwosto­k einfahre.“

Raimund Kraus

 ?? Foto: Sammlung Kraus ?? Raimund Kraus nutzt den kurzen Aufenthalt in Moskau für einen Besuch auf dem Roten Platz. Links hinter ihm die Basilius Ka thedrale.
Foto: Sammlung Kraus Raimund Kraus nutzt den kurzen Aufenthalt in Moskau für einen Besuch auf dem Roten Platz. Links hinter ihm die Basilius Ka thedrale.

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