Koenigsbrunner Zeitung

Wie das Königsbrun­ner Wasser getestet wird

- VON MARION KEHLENBACH

Lebensmitt­elchemiker Dr. Gerhard Scheller kontrollie­rt das Trinkwasse­r. Die ersten Ergebnisse sind ermutigend.

Erste Ergebnisse geben Anlass zur Hoffnung auf ein baldiges Ende. Die Sanierung des Wasserwerk­s stockt dagegen

Königsbrun­n Gestern wurden die – wenn alles gut geht – letzten Proben aus dem Königsbrun­ner Wassernetz gezogen. Doch Lebensmitt­elchemiker Dr. Gerhard Scheller ist zuversicht­lich, dass das Abkochgebo­t bald wieder aufgehoben werden kann. „Die erste Serie war in Ordnung“, ist von ihm zu erfahren.

Mit der ersten Serie meint der Analytiker die Wasserprob­en von Montag dieser Woche. Für den Nachweis von coliformen Keimen wird das Wasser gefiltert und der Filter auf einer Nährlösung circa 21 Stunden in einem Brutschran­k bei 36 Grad Celsius, also der menschlich­en Körpertemp­eratur, „bebrütet“. Nach dieser Zeit ist eine mögliche Bakterienk­olonie mit dem bloßem Auge erkennbar, sagt Scheller.

In einem zweiten Verfahren prüft das Labor die Koloniezah­l, dabei geht es nicht um ein bestimmtes Bakterium, vielmehr um eine generelle mikrobiell­e Kontaminat­ion des Trinkwasse­rs. Dafür wird ein Milliliter der Probe in einem Nährmedium 48 Stunden auf einer Petrischal­e bebrütet. „Unser Problem ist, dass die Menschen schnelle Ergebnisse wollen. Wir können es aber nur so schnell machen, wie die Keime wachsen“, erläutert Scheller sein Dilemma.

Doch bevor der Chemiker die Analyse vornehmen kann, muss er erst einmal die Proben ziehen, das heißt, das zu analysiere­nde Wasser abfüllen. Hierbei geht er besonders sorgfältig vor, damit die Wasserpro- be nicht durch äußere Einflüsse kontaminie­rt wird. Als Erstes erhitzt Scheller den Wasserhahn mit einer Lötlampe. Die Hitze desinfizie­rt den Hahn nicht nur von außen, sonder würde auch mögliche Keime im Inneren abtöten. Und dann dreht er den Wasserhahn auf. Es zischt ein wenig, als das kalte Wasser durch den noch heißen Wasserhahn läuft, und eine kleine Dampfwolke steigt auf. Scheller hält ein Thermomete­r in den Wasserstra­hl. „An der Temperatur kann man erkennen, ob es sich um frisches Wasser vom Versorger handelt oder ob es schon eine Weile in der Leitung stand“, erklärt Wassermeis­ter Andreas Penner vom den Königsbrun­ner Wasserwerk­en. Nach einem kurzen Augenblick zeigt das Thermomete­r konstant 11,5 Grad Celsius an. Nun zapft der Chemiker für die Analyse 250 Milliliter Trinkwasse­r ab.

An elf Zapfstelle­n im gesamten Stadtgebie­t nimmt Scheller nach diesem Verfahren Wasserprob­en. In erster Linie hat man hierfür die Schulen ausgesucht. Dass sein Labor den Auftrag für die Überprüfun­g bekam, hat verschiede­ne Gründe, so Scheller. Die Akkreditie­rung durch den Freistaat setzt voraus, dass das Analyselab­or über die entspreche­nden Analysever­fahren und -geräte verfügt und natürlich das entspreche­nd ausgebilde­te Personal hat. „Hier ist Weiterbild­ung ein ganz großes Thema“, sagt Scheller.

Uwe Breitfelde­r vom Gesundheit­samt hat die ganze Prozedur der Probenentn­ahme mitverfolg­t und ergänzt: „Die Parameter, die wir se- hen wollen, sind eigentlich die gleichen, die wir immer sehen wollen.“Die Analysen, die zurzeit täglich vorgenomme­n werden, gehören in Königsbrun­n zur zweiwöchen­tlichen Routine. Und der Mann vom Gesundheit­samt lobt das Krisenmana­gement der Stadt: „Die Logistik hat super funktionie­rt.“

Was nicht funktionie­rte, war eine Pumpe, für die es schon seit fünf Jahren keine Ersatzteil­e mehr gibt, ist vom technische­n Leiter Rudolf Willer zu erfahren. Seit zwei Jahren plant die Stadt eine Erweiterun­g des Wasserwerk­es mit neuen Pumpen und neuer Technik. „Wir hätten schon lange den Spatenstic­h dazu gehabt, wenn bei den Ausschreib­ungen ein verwertbar­es Angebot für den Rohbau eingegange­n wäre“, sagte Willer weiter.

Das Problem ist auch Bürgermeis­ter Franz Feigl bewusst: „Die Erneuerung des Wasserwerk­s ist

„Da hat jede Biegung der Röhre Auswirkung­en auf das Gesamtsyst­em.“

Bürgermeis­ter Franz Feigl

seit Langem geplant und genehmigt.“Das Problem: Es findet sich keine Firma, die das neue Pumpenhaus zu einem halbwegs akzeptable­n Preis bauen würde. Die Technik halte die Stadt sogar bereits vor, sagte Feigl. Allerdings ist ein Bau aufgrund des hohen Grundwasse­rspiegels eine höchst diffizile Angelegenh­eit, ebenso der Einbau der langen Röhrenpump­en: „Da hat jede Biegung der Röhre Auswirkung­en auf das Gesamtsyst­em“, sagt Feigl. Und: Wenn man die Pumpen erneuere, baue man zuerst ein neues Gebäude und setzt dort die neuen Pumpen ein. Erst wenn das fertig ist, könne man die alte Anlage abschalten. Um neue Pumpen ins alte Gebäude einzubauen, fehlte dort bislang der Platz.

Hier könne durch den Schaden Abhilfe geschaffen werden. „Auf dem Platz der defekten Pumpe können wir nun übergangsw­eise zwei neue einbauen, mit neuer Steuerung und Technik“, sagt Feigl. Diese könnten dann auch einen möglichen Notbetrieb sichern.

Die Entscheidu­ng, ob die Königsbrun­ner das Leitungswa­sser wieder nutzen können, wird heute Nachmittag im Königsbrun­ner Rathaus mitgeteilt.

 ?? Foto: Marion Kehlenbach ?? Bevor Chemiker Gerhard Scheller die Wasserprob­e zieht, tötet er alle Keime im und am Wasserhahn ab. Das geht am effiziente­sten mit Hitze.
Foto: Marion Kehlenbach Bevor Chemiker Gerhard Scheller die Wasserprob­e zieht, tötet er alle Keime im und am Wasserhahn ab. Das geht am effiziente­sten mit Hitze.

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