Das Leben als Polizist
Die letzten Stunden vor der Pensionierung verbringt Maximilian Wellner noch einmal mit Streifendienst. Der Polizeipräsident schickt ihm dazu eine besondere Verstärkung
Bobingen/Königsbrunn Um Mitternacht ist heute endgültig Schluss. Dann spätestens muss Maximilian Wellner seine Dienstpistole abgegeben und seine Polizeiuniform abgelegt haben. Ab morgen ist der Chef der Inspektion Bobingen im Ruhestand. Die letzten Abendstunden wird er noch einmal Außendienst machen: Streifengang auf der Gautsch in Königsbrunn. Dazu hat er beim Polizeipräsidenten eigens Verstärkung von der Inspektion Pfersee angefordert. Sein Chef verstand den Wunsch: Wellners 28-jähriger Sohn wurde abkom- mandiert und kann an diesem Abend an seinem Heimatort sprichwörtlich in des Vaters Fußstapfen treten. Stolz auf seine Familie und seinen Berufsstand zu zeigen, das gönnt sich der 61-Jährige nun nach 42 Dienstjahren.
Es wird wohl eine Abschiedsrunde mit vielen Stopps werden. Denn nicht nur die vergangenen 14 Jahre als Inspektionsleiter haben Maximilian Wellner auch in Königsbrunn bekannt gemacht. Er ist dort ebenso Stadtrat und Sportreferent und will dies als Pensionist noch bleiben.
Ihre Arbeit gibt Polizeibeamten viele Einblicke in die Höhen und Tiefen des Lebens. Insgesamt sei es schöne Zeit gewesen, sagt Wellner. Der Beruf hat ihn offenbar erfüllt, er spricht von Dingen, die er bewegen konnte; von besseren Aufklärungsquoten, Eindämmung von Kriminalität und personeller Aufstockung der Dienststelle, die sehr stark zum Erfolg beigetragen habe.
Doch er erinnert sich auch an sehr schwere Stunden. An den Mordfall Nora beispielsweise. 2007 wurde ein Mädchen in Haunstetten getötet und in Königsbrunn nahe der Bereitschaftspolizei abgelegt. Der Täter wurde gefasst, die Umstände haben selbst einen Kriminalisten wie Wellner erschüttert. Eine schwere Last war es auch, nach einem Unfall Angehörigen eine Todesnachricht überbringen zu müssen und mit seiner ganzen Inspektion ist Wellner über das frühe Ableben eines Kollegen erschüttert, der mit jungen Jahren schwer erkrankt war.
Daneben treten schwere Einsätze fast in den Hintergrund, weil sie meist gut ausgegangen sind. Doch vergessen sind sie nicht: eine Geiselnahme, einen äußerst tragischen Busunfall, vieles hat Wellner schon erlebt. Vor allem in seiner Zeit als Außendienstleiter im Raum Augsburg. Zwischen 1991 und 1999 war er stets vor Ort, wenn es in oder um Augsburg heftig zur Sache ging, ob durch einen Unfall, durch menschlieine che Konflikte oder eine geplante Straftat. Erfahrungen anderer Art waren zuvor als Ausbilder bei der Bereitschaftspolizei in Königsbrunn, als Dienstgruppenführer in Haunstetten oder später als stellvertretender Inspektionsleiter in Augsburg hinzugekommen. Da ging es zunehmend auch um Organisation, Personalführung, Managementaufgaben. Damit ging zunehmender Innendienst einher.
Doch als Polizist lebte Wellner für den Außendienst. Daher freut es ihn, dass sich in den vergangenen Jahren die Ausstattung der Polizei stark verbessert habe. Hatte er anfangs als Chef in Bobingen Mühe, Tag und Nacht wenigstens immer einen Streifenwagen auf den Straßen zu haben, sind es jetzt zumindest zwei, wobei weitere Unterstützung aus Augsburg abrufbereit ist. Statt anfangs 36 Mann gehören nun 46 Polizisten der Inspektion Bobingen an, wobei nur eine Stelle gerade nicht besetzt ist – weil ein Kollege zur Weiterbildung abberufen wurde. Auch Wellners eigener Stuhl bleibt nicht leer. Sein Nachfolger wird demnächst in Bobingen vorgestellt: der 57-jährige Artur Dachs. Ebenfalls ein erfahrener Mann der Inspektion Augsburg Süd – und Zweiter Bürgermeister der Gemeinde Kleinaitingen.