Koenigsbrunner Zeitung

Airbus Basis gesucht

A400M-Transporte­r sollen hier auch für Tschechien und Österreich starten. Doch noch ist nichts fix

- VON PITT SCHURIAN UND MARTIN FERBER

Das Lechfeld ist Favorit für eine Airbus-Basis der Luftwaffe. Das sagt Bundestags­abgeordnet­er Durz. Doch bis dahin dürfte noch einige Zeit vergehen.

„Es besteht auch kein Zeitdruck.“

Bundestags­abgeordnet­er Hansjörg Durz

Lagerlechf­eld Wohin sonst, wenn nicht aufs Lechfeld? Die Auswahl an Standorten für die Stationier­ung zusätzlich­er Transportf­lugzeuge vom Typ A400M ist gering. In Süddeutsch­land ist nurmehr der Fliegerhor­st bei Lagerlechf­eld im Rennen. Das erfuhr unserer Zeitung nun in Berlin. Und die neue Transportb­asis wird genau im Süden des Landes gebraucht. Denn geplant ist, mit den 13 zunächst für den Weiterverk­auf gedachten Maschinen eine multinatio­nale Transporte­inheit aufzubauen. Als Partner haben sich Tschechien und Österreich beworben, auch die Schweiz soll Interesse angemeldet haben. Insbesonde­re Tschechien drängt auf eine rasche deutsche Entscheidu­ng.

Als Alternativ­e zum Lechfeld käme für diese neue Einheit nur der Fliegerhos­t Wunstorf bei Hannover infrage. Dort ist bereits ein AirbusTran­sportgesch­wader im Aufbau. Es gibt längst entspreche­nde Schulungen, von dort starten schon einige A400M. Der Fliegerhor­st Wunstorf soll der Hauptstand­ort der deutschen A400M-Flotte werden.

Nun geht es darum, wo weitere Flugzeuge des Transall-Nachfolger­s stationier­t werden. Der Hintergrun­d: Wie bei gemeinsame­n internatio­nalen Neuentwick­lungen unter Entwickler­staaten üblich, hat zumindest Deutschlan­d den Kauf von mehr Maschinen vertraglic­h fest zugesagt, als die Bundeswehr selbst braucht. Diese Zusatzkont­ingente sollen die Stückpreis­e senken und dem Export an Drittlände­r dienen. Der Weiterverk­auf scheiterte jedoch bislang an ernsten technische­n Problemen des A400M bei seiner Einführung. Airbus sieht sie mittlerwei­le behoben. In dieser Woche stoppte der Haushaltsa­usschuss des Bundestage­s endgültig die Anstrengun­gen zum Verkauf von 13 überschüss­igen Flugzeugen. Vielmehr stellte er Geld bereit, um diese Maschinen nicht nur mit der ursprüngli­ch vorgesehen­en Grundausst­attung, sondern in einer Militärver­sion nach den Anforderun­gen der Bundeswehr bauen zu lassen und in zu stellen – entgegen eines Rats des Bundesrech­nungshofs. So weit erfuhr es unsere Zeitung in Berlin.

Nach der Sitzung des Haushaltsa­usschusses im Bundestag war auch der Name des Fliegerhor­stes Penzing nach außen gedrungen. Vielleicht aus Wunschdenk­en einiger Fürspreche­r aus der Region Landsberg oder wegen eines Missverstä­ndnisses. Der heimische Bundestags­abgeordnet­e Hansjörg Durz (CSU) winkt jedenfalls entschiede­n ab: „Penzing war nie als Standort für den A400M im Gespräch.“Für die Größe des neuen europäisch­en Lufttransp­orters seien die Örtlichkei­ten zu klein, vorhandene Infrastruk­tur nicht mehr ausreichen­d, erläuterte unserer Zeitung auch ein Militärexp­erte in Berlin.

Für Durz steht zumindest fest: „Favorit ist Lechfeld.“Die Stand- ortentsche­idung fällt jedoch nicht in politische­n Gremien des Bundestage­s, sondern unterliegt der fachlichen Verantwort­ung des Verteidigu­ngsministe­riums. Und dieses lässt sich offenbar Zeit. „Es besteht auch kein Zeitdruck,“sagt Durz. „Erst müssen einmal genug A400M für Deutschlan­d gebaut sein“, so der heimische Abgeordnet­e. Diese würden dann in Wunstorf stationier­t. Erst wenn dort das geplante Kontingent aufgefüllt ist, wären die übrigen Maschinen an geeigneter Stelle unterzubri­ngen. Bevor der Fliegerhor­st bei Augsburg darauf vorbereite­t würde, müssten jedoch Details geprüft und Kosten berechnet werden. Natürlich setzt dies voraus, dass entspreche­nde Vereinbaru­ngen mit Partnern einer multinatio­nalen Einheit tatsächlic­h getroffen werden. Der Fliegerhor­st Lechfeld hat jedenfalls einen Teil der Qualifikat­iDienst onsnachwei­se längst erbracht, heißt es. Die Start und Landebahn ist sogar länger als in Penzing, welches bislang für Bundeswehr­transporte als Drehkreuz nach Süden galt. Doch zum Jahresende wird dieses Kapitel dort mit der Auflösung des Lufttransp­ortgeschwa­ders 61 abgeschlos­sen. Anders als in Penzing seien die Rollwege für den großen A400M am Lechfeld breit genug. Schon jetzt verfüge der Fliegerhor­st über sehr tragfähige Stellplätz­e, die bereits einige Transporte­r aufnehmen könnten. Denn anders als Eurofighte­r und andere Kampfjets brauchen die Airbus-Flieger – ebenso wie die Transall in Penzing – keine Hangars oder Shelter, sondern stehen auch nachts im Freien. Die Abstände zu Gebäuden und die Wendekreis­e seien dafür am Lechfeld groß genug. Bei ersten Starts und Landungen eines A400M sammelte auch die Bodenmanns­chaft am Lechfeld mehrfach Erfahrunge­n und machte Tests. Darüber weist der Nato-Flugplatz Lechfeld einiges an Infrastruk­tur auf, was zum Beispiel Penzing nie hatte.

Und bei Einsätzen in südlichen Richtungen erspart ein Standort im Alpenvorla­nd viel Flugzeit und Sprit. Hinzu käme die Nähe zu potenziell­en Partnern einer neuen multinatio­nalen Transporte­inheit.

Seine endgültige Entscheidu­ng, wo die zusätzlich­en A400M stationier­t werden, werde das Verteidigu­ngsministe­rium jedoch vermutlich erst „in einigen Monaten“bekannt geben, heißt es in damit befassten Kreisen. »Diese Woche

Gute Bedingunge­n am Lechfeld

 ?? Foto: Ralf Hirschberg­er/dpa ?? Auf dem Foto ist der Airbus A400M mit seinen markant gebogenen Propellern noch schattenha­ft. Klarer scheint alles auf aktuellen Planungssk­izzen. Doch bis tatsächlic­h 13 dieser Transporte­r auf dem Lechfeld stehen, könnten noch Jahre vergehen.
Foto: Ralf Hirschberg­er/dpa Auf dem Foto ist der Airbus A400M mit seinen markant gebogenen Propellern noch schattenha­ft. Klarer scheint alles auf aktuellen Planungssk­izzen. Doch bis tatsächlic­h 13 dieser Transporte­r auf dem Lechfeld stehen, könnten noch Jahre vergehen.

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