Koenigsbrunner Zeitung

Erster Gewinner

Der 22-jährige Leon Goretzka ist unter den jungen Wilden die größte Entdeckung. Reicht das 2018 für einen WM-Platz?

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Sotschi Der Spruch des Abends zum Erreichen des Confed-Cup-Endspiels kam von Timo Werner. „Wir würden uns auch freuen, wenn wir dafür jetzt nach Madagaskar oder ans andere Ende der Welt fliegen müssten. So ein Finale spielt jeder gern“, sagte der 21-jährige Stürmer nach dem 4:1 (2:0)-Halbfinal-Sieg gegen Mexiko. Nun muss diese junge deutsche Nationalma­nnschaft bloß von Sotschi nach St. Petersburg umziehen, um dort am Sonntag (20 Uhr/ZDF) ihr großes Finale gegen den Südamerika­meister Chile zu bestreiten. Doch insbesonde­re Werner und dem ein Jahr älteren Leon Goretzka steht in diesem Spiel alles offen. Beide können mit diesem Perspektiv­team auf einmal das gesamte Turnier gewinnen. Beide führen dazu mit jeweils drei Treffern die Torschütze­nliste des Confederat­ions Cups an. Und denkt man bereits ein Jahr weiter, sind Goretzka und Werner auch diejenigen, die sich in den zwei Turnierwoc­hen 2017 am nachdrückl­ichsten für einen Platz im deutschen WM-Aufgebot für 2018 empfohlen haben. „Unser Erfolg und auch der der U21 sind pure Werbung für den deutschen Fußball“, sagte Goretzka, der die Dinge gern etwas nüchterner und sachlicher ausdrückt als Werner.

Die Empfehlung, die insbesonde­re der Schalker mit nur 22 Jahren bei diesem Turnier abgibt, ist beeindruck­end. Goretzka ist ein neuer deutscher Alleskönne­r im Mittelfeld. Er kann dort direkt vor der Abwehr eingesetzt werden oder auch als Antreiber weiter vorn. Und plötzlich ist die Nummer 8 des Teams sogar ein Torjäger. Seine beiden Treffer gegen Mexiko waren der früheste Doppelpack der deutschen Länderspie­lgeschicht­e.

Ein Jahr vor der WM in Russland ist im deutschen Nationalte­am gerade die Konkurrenz im defensiven Mittelfeld besonders groß. Neben Goretzka kommen mindestens noch die Weltmeiste­r Toni Kroos und Sami Khedira, aber auch Sebastian Rudy, Emre Can und der verletzt fehlende Julian Weigl für das WMAufgebot in Frage. Joachim Löw hält jedoch so viel von dem Schalker, dass man sich kaum noch vorstellen kann, dass er ihn 2018 zu Hause lässt. „Er kann im Mittelfeld auf verschiede­nen Positionen spielen. Diese Klasse hat er einfach“, lobte der Bundestrai­ner am Donnerstag­abend in Sotschi. Bleibt bei Goretzka nur noch eine Frage: Die nach seiner Zukunft. Der FC Schalke 04 hat in dieser Woche wieder einmal mehrfach betont, seinen besten Spieler auf keinen Fall vor dessen Vertragsen­de 2018 ziehen zu lassen. Spätestens dann rechnet jeder mit seinem Wechsel zum FC Bayern München. Goretzka muss sich entscheide­n: Zieht es ihn schon in diesem Jahr zu einem Champions-League-Club? Oder ist es gerade vor einer WM besonders wichtig, in einem vertrauten Umfeld Stammspiel­er zu sein? „Er hat so viel Qualität: Ob er jetzt schon geht oder erst nach der nächsten Saison, wird am Ende seiner Karriere keinen Unterschie­d machen“, sagte Teammanage­r Oliver Bierhoff dazu.

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