Topnoten für stille Sieger
134 junge Leute haben gestern am Königsbrunner Gymnasium ihr Abiturzeugnis in Empfang genommen. In den Abschlussreden von Schülern und Lehrern wurde viel über die Ruhe in den Klassenräumen gesprochen
Königsbrunn Für 134 junge Leute ist gestern ihre Schulzeit am Königsbrunner Gymnasium mit der Vergabe des Abiturzeugnisses zu Ende gegangen. Die Traumnote 1,0 gab es dreimal, 37 Jugendliche schlossen mit einem Einserschnitt ab.
In ihrer Abschiedsrede an den Jahrgang klang es zunächst nicht nach großem Abschiedsschmerz. Ulrike Vögl und Martin Richter berichteten stattdessen von Stunden, in denen sie monologisierend vor der Klasse standen, bis sich endlich ein Schüler erbarmte, die gestellte Frage zu beantworten – laut Ulrike Vögl immer derselbe: „Sein mitleidiger Gesichtsausdruck, wenn er sich gemeldet hat, wird mir fehlen.“Aber letztlich falle es doch bei allen schwer, loszulassen.
Die Abiturienten Jan Giggenbach und Lea Schleinkofer bestätigten die Erzählungen der Lehrer: Ihnen sei bekannt, dass sie im Lehrerzimmer aufgrund als „Jahrgang der Scheintoten“bezeichnet würden. Aber der über Jahre antrainierte scheinbar interessierte Gesichtsausdruck könne im Berufsleben nützlich sein, zum Beispiel bei Meetings, sagte Jan Giggenbach. Und auch das Arbeiten unter Druck haben die Abiturienten gelernt: Die Rede hätten sie zwei Tage vor dem Termin angefangen – „wie so vieles in den letzten zwei Jahren“, sagte Lea Schleinkofer.
Ein bisschen scheinen sowohl Lehrer als auch Schüler übertrieben zu haben. Schulleiterin Eva FochtSchmidt verteilte zumindest sehr viel Lob an ihre Abiturienten: „Sie haben Ihre Vorbereitungen auf die Prüfungen ernst genommen und gezeigt, dass man sich auf Sie verlassen kann.“Außerdem hob sie das vielseitige Engagement der Jugendlichen hervor – in der Schülermitverwaltung, als Computer-Fachleute oder in der Schülerzeitung.
Auch bei den kritischen Tönen waren sich Abiturienten und Schulleiterin einig: Lea Schleinkofer sagte, sie würden in die Orientierungslosigkeit entlassen. Eva FochtSchmidt erklärte, die hohe Quote an Studienabbrechern sollte allen Verantwortlichen zu denken geben, auch bei der kommenden Umstellung von G8 auf G9.
Bürgermeister Franz Feigl gratulierte in Anlehnung an das Abimotto „Muhammad Abi – Sieg nach Punkten“zu Durchsetzungsvermögen und Siegeswillen. Dafür gebe es zwar keinen WM-Gürtel, doch das Zeugnis sei durchaus so viel wert wie eine kleine Weltmeisterschaft.