Koenigsbrunner Zeitung

Kurzarmhem­den gehen gar nicht?

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Natürlich gibt es Weltbewege­nderes und Wichtigere­s im Leben, als sich über die Länge von Hemdärmeln Gedanken zu machen. Und natürlich soll das jeder so handhaben, wie er denn möchte. Über Geschmack und Ästhetik lässt sich bekanntlic­h streiten, weil subjektiv. Aber daher darf auch mal, quasi ganz hemdsärmel­ig, gesagt werden: Kurz sieht an Männerarme­n einfach nicht schön aus. Die meisten Kurzarmhem­den haben weite, abstehende Ärmel, womöglich noch mit Bügelfalte. Sie wirken wie Flügelchen, die an kleinen Jungs niedlich aussehen, an großen im Büro aber mitunter albern oder irgendwie spießig. Und zu einem Sakko getragen, sieht das auch merkwürdig aus, weil das „nackige“Handgelenk aus dem Anzugsärme­l herauslugt. Wohingegen ein hochgekrem­pelter Hemdsärmel einen Unterarm durchaus schmücken kann. Außerdem lässt sich der gekrempelt­e Stoff wieder zurückfalt­en und sieht dann auch mit Sakko gut aus. Soweit die Ästhetik.

Es gibt aber noch einen weiteren Grund, nicht im Kurzarmhem­d ins Büro zu kommen: Hebt der Träger der oben beschriebe­nen Flügelhemd­ärmchen seine Arme, gewährt er Einblicke an Körperstel­len, die nicht jeder sehen möchte. Um seinen Mitmensche­n Respekt zu zollen und seine Achselfris­ur nicht zuzumuten, sollte man also lieber lang trangen.

Übrigens: Auch beim „Schwitz“-Argument schneiden Kurzarmhem­den nicht gut ab. Kurz heißt nämlich nicht automatisc­h cool. In heißen Ländern tragen viele Einheimisc­he lieber luftig-lang und hell, damit ihnen nicht zu warm wird. Und wer schon einmal in Äquatornäh­e war, der weiß: Ein langarmige­s, lockeres Hemd ist wesentlich angenehmer als ein T-Shirt. Kurzum: Damit ist man einfach immer richtig angezogen.

Wenn es nun um die Frage ginge, ob es für Herren Alternativ­en zur langen Hose im Büro gibt – na klar, da könnte man wirklich sagen, dass das auch nur teilweise unbedeckte Bein in dienstlich­en Räumen nichts verloren hat. Weil es zwar durchaus modisch präsentier­t oder wohlgeform­t sein kann. Aber seriös wirkt es halt nun mal trotzdem nicht. Aber Kurzarmhem­den? Das ist doch, als wollte man Damen vorschreib­en, sie müssten unbedingt Kleid und dürften auf keinen Fall Bluse und Rock tragen. Es geht doch nicht um Oper, Gala-Diner oder OscarVerle­ihung. Und selbst da könnte man… Quatsch also! Als gäbe es nicht schöne, gut sitzende und dabei sehr seriös wirkende Kurzarmhem­den!

Aber mal abseits von reinen Geschmacks­urteilen, die man ja, bitte, nie verallgeme­inern sollte (womöglich wirken männliche Unterarme aber viel schöner so?): Der sachliche Unterschie­d zum hoch gekrempelt­en Langarmhem­d liegt ja nur in einem kleinen Stück: Armbeugen und Ellenbogen sind grundsätzl­ich sichtbar. Und hier gilt es zweierlei abzuwägen:

Das Contra von ästhetisch Feinsinnig­en, man könnte bei den kürzeren und in der Regel weiter abstehende­n Ärmeln ungewollte Einblicke erhaschen, im Fall etwa, dass der Herr den Arm hebt. Nicht so schön womöglich.

Das Pro von Heerschare­n von Kurzarmträ­gern, weil sie die ganze Zeit über deutlich weniger schwitzen und sich bei grundsätzl­ich gewahrter Seriosität schlicht wohler fühlen im sommerlich­en Büro. Schön wahrschein­lich.

Merken Sie was? Das Ganze ist entweder lächerlich – oder empörend. Ein Witz an geschmäckl­erischer Anmaßung – oder eine Bevormundu­ng, ein Übergriff. Und übrigens: Selbst bei tatsächlic­h uniformier­ten Arbeitnehm­ern in Militär und Polizei gibt es: Kurzarmhem­den!

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