Schrilles Piepsen in der Nacht
Dass Maschinen eines Tages so etwas wie Intelligenz besitzen könnten, wurde mir in meiner Jugendzeit bewusst, als Schachweltmeister Garri Kasparow begann, gegen einen Rechner anzutreten. Im Jahr 1989 siegte Kasparow noch souverän gegen den Schachcomputer „Deep Thought“, 1996 gewann der Nachfolger „Deep Blue“bereits das erste von mehreren Spielen, 1997 musste Kasparow komplett klein beigeben.
Eines der ersten, vermeintlich ebenfalls intelligenten Dinge, die wir nach der Geburt unseres Sohnes installierten, waren Rauchmelder. In Bayern müssen bis zum 31. Dezember 2017 sowieso alle Bestandswohnungen nachgerüstet werden. Die kleinen Geräte sind klug konzipiert: Bei Rauch und Brandgefahr schlagen sie Alarm. Weil dies lebenswichtig sein kann, warnt unser Gerät auch, wenn die Batterie zur Neige geht. Den Dienst verrichtet es akkurat und stur. Ohne Rücksicht auf die Ruhezeit von Menschen. Und wie sich herausstellte, steht bei unserem Modell der Piepston bei schwächer werdender Batterie in seiner Eindringlichkeit dem eigentlichen Alarm kaum nach.
Was dazu führte, dass die Familie kürzlich zwischen zwei und drei Uhr nachts durch ein infernalisch schrilles Pfeifkonzert aus dem Schlaf geschleudert wurde. Das Trommelfell schmerzte, ein kurzer Moment der Panik. Dem Gerät war aufgefallen, dass die Batterie schwächer wurde.
Immerhin wissen wir nun, dass die Geräte arbeiten. Ob es aber nicht neue Risiken mit sich bringt, wenn schlaftrunkene Familienmitglieder weit nach Mitternacht die Leiter aus dem Keller holen und auf Pantoffeln die Batterien der an hohen Altbau-Zimmerdecken klebenden Rauchmelder wechseln, sei dahingestellt. Auch wenn unser Gerät nicht das Nonplusultra am Markt sein mag, die Intelligenz des Rauchmelders scheint – anders als bei „Deep Blue“– doch ausbaufähig zu sein. Nicht ohne Grund hat sich der Internetgigant Google wohl vor einiger Zeit mit der Firma „Nest“einen Rauchmelder-Hersteller einverleibt.