Wie ein Kind abgesichert werden sollte
Einige, wenn auch wenige Versicherungen sind für den Nachwuchs bereits nach der Geburt wichtig, sagt Bianca Boss vom Bund der Versicherten. Auf andere Angebote könnten Eltern verzichten. Sie sind überflüssig und teuer
Grundregel Welche Vorsorge für den Nachwuchs ist wichtig? Was kann warten? Manchmal ist das gar nicht so leicht zu entscheiden. Bianca Boss vom Bund der Versicherten hat eine Grundregel parat: „Erst kommt die Risikovorsorge, dann das Ansparen für bestimmte Lebensabschnitte.“Manche Eltern eröffnen schon nach der Geburt ein Konto, um für den Nachwuchs zu sparen. Wichtiger sei es aber, erst die existenziellen Risiken abzusichern. „Falls ein Elternteil stirbt, hat man meist auch keine 20 Euro im Monat übrig, um sie für den Führerschein des Nachwuchses zurückzulegen.“
Eltern Das Schlimmste, was einer Familie passieren kann, ist der Tod eines Elternteils. Zum Schicksalsschlag kommt die heikle finanzielle Situation, wenn plötzlich ein Teil des Einkommens wegfällt. „Dann wird es schwierig, zum Beispiel einen Kredit für ein Haus abzubezahlen“, sagt Boss. Um sich abzusichern, rät sie zu einer Risikolebensversicherung für beide Partner. Gegen überschaubare Beträge kann man hohe Summen absichern. Von Kapitallebensversicherungen, die vor allem Sparprodukte sind und daneben eine Auszahlung im Todesfall vorsehen, rät sie ab. Die Produkte hätten zu hohe Beiträge und seien unflexibel. Eine zweite wichtige Versicherung für Eltern: die Berufsunfähigkeitsversicherung.
Krankenversicherung Sie ist für Kinder nach der Geburt existenziell wichtig. Sind beide Elternteile gesetzlich versichert, kann das Kind mitversichert werden, erklärt Boss. Das ist beitragsfrei. Die Eltern müssen aber aktiv werden: „Das Kind muss bei der gesetzlichen Krankenversicherung angemeldet werden.“Ist ein Partner privat versichert, wird es schwieriger: Dann komme es auf das Einkommen an. Nur wenn das Einkommen des privat versicherten Partners unter der Jahresarbeitsentgeltgrenze von 57600 Euro liegt, könne das Kind kostenfrei gesetzlich mitversichert werden. „Liegt man über der Grenze, ist das Kind nicht mehr beitragsfrei.“Die Eltern hätten dann nur die Wahl, ob sie ihr Kind privat oder gesetzlich gegen Beitrag versichern. Sind beide Elternteile privat versichert, haben sie keine Wahl: Dann müssten sie auch ihr Kind privat versichern.
Für weniger wichtig hält die Expertin Krankenzusatzversicherungen. Sinnvoll könne es sein, eine freie Krankenhauswahl zu haben, zum Beispiel, wenn Kliniken für bestimmte Krankheiten weit entfernt liegen. Ob aber das Recht auf ein Einzelzimmer einen großen Mehrwert bietet, müssten die Eltern für sich entscheiden. Existenziell sei das Problem für den Nachwuchs sicher nicht. Auch bei Zahnzusatzversicherungen sieht sie keinen Grund zur Eile. „Es tut nicht Not, bereits bei Babys Inlays oder Implantate abzusichern“, sagt Boss.
Unfallversicherung Bleibt ein Kind aufgrund eines Unfalls behindert, kann das für eine Familie finanziell schwer zu stemmen sein. Schon ein Sturz vom Wickeltisch könne schlimme Folgen haben. „Eine Unfallversicherung für das Kind kann deshalb sinnvoll sein“, sagt Boss. Sie sei auch nicht sehr teuer. Achtung: Eine Unfallversicherung schützt nicht gegen Krankheit. Eine Lösung kann eine Kinderinvaliditätsversiche rung sein. „Diese Versicherungen können aber teuer sein“, sagt Boss. Der Blick ins Kleingedruckte rentiert sich: „Einige Krankheiten sind typischerweise ausgeschlossen.“
Haftpflichtversicherung Hier ist es einfach: „Kinder brauchen keine eigene Haftpflichtversicherung“, sagt Boss. In einer Familien-Haftpflicht seien sie automatisch mitversichert.
Kinderversicherungen Der Bund der Versicherten rät von Produkten ab, die als Kinderversicherungen vertrieben und häufig mit spaßigen Namen beworben würden (Biene Maja, Knirps & Co. und andere). „Häufig fühlen sich Großeltern angesprochen“, sagt Boss. „Hinter den Produkten verbergen sich aber meist unvorteilhafte Kapitallebensversicherungen kombiniert mit anderen teuren Produkten.“Falls Großeltern ihren Enkeln etwas Gutes tun wollten, seien sie mit einem Sparplan besser beraten. Das gelte auch für Ausbildungsversicherun gen. Michael Kerler
Bianca Boss ist Sprecherin des Bundes der Versi cherten, der die Interessen von 50 000 Mitgliedern vertritt.