Expertentreffen beim Polizei SV
Gemeinschaft der Fußball-Trainer feiert seinen 50. Geburtstag mit viel Prominenz
Ehre, wem Ehre gebührt. Mit einer großen Schar prominenter Gratulanten aus Politik und Sport feierte die Gemeinschaft der Fußball-Trainer Schwaben (GFT) im Vereinsheim des Polizei SV (PSV) Augsburg ihren 50. Geburtstag. Rainer Batsch, Vorsitzender der Übungsleiter, ließ die Vereinsgeschichte Revue passieren. Er erinnerte an den legendären Lothar Baumann, der die Gruppe von der Gründung am 3. Dezember 1966 bis ins Jahr 1991 führte.
Seither gibt Batsch die Kommandos bei den Trainern. Höhepunkt des Festtages war eine illustre Diskussionsrunde mit Meistertrainer Armin Veh, FCA-Chefcoach Manuel Baum, dem ehemaligen FCANachwuchscoach und heutigen Scout von Borussia Dortmund, Heiner Schuhmann, Skisprung-Bundestrainer Andreas Bauer aus Oberstdorf, der auch im Besitz der Fußballlehrer-Lizenz ist, und dem wohl erfolgreichsten schwäbischen Amateurcoach Günter Bayer (BSK Neugablonz). Titel der Fragerunde: Spannungsfeld zwischen Profi- und Amateurfußball, als Moderator führte PSV-Vorsitzender Hans Wengenmeir durch den Talk. Wir haben Protokoll geführt.
Ist Regionales im Profifußball noch gefragt? Veh: Gefragt vielleicht schon, allerdings wohl nicht mehr möglich. Spieler kommen aus dem ganzen Land oder sind internationaler Herkunft. Echte Augsburger wird es, wie früher, beim FCA künftig wohl nur noch wenige geben. Schuhmann: Regionalität spielt leider fast keine Rolle mehr. Ich habe vergangene Woche bei der U21-Europameisterschaft junge Talente für den BVB beobachtet. Bundesligisten scouten weltweit. Bayer: Je höher die Spielklasse, um so weniger einheimische Akteure gibt es. Das trifft auch schon auf den höherklassigen Amateurfußball zu. Bauer: Ich verfolge den Fußball sehr intensiv. Da ist es wohl kaum mehr möglich, mit Spielern aus der Region erfolgreich zu sein. Unseren Skispringern sage ich, sie sollen so lange wie möglich bei ihren Heimatvereinen bleiben. Dort freut man sich über ihre Erfolge. Baum: Wir haben in der vergangenen Saison vier Nachwuchsspielern zu Bundesliga-Einsäten verholfen. Mit Raphael Framberger ist sogar ein waschechter Augsburger darunter. Eine Durchlässigkeit vom Nachwuchs zu den Profis ist sehr wichtig.
Haben Quereinsteiger in der Elite liga noch eine Chance oder schaffen Talente den Sprung nur über die Leis tungszentren? Schuhmann: Wir wollten mit Dortmund vor einigen Jahren den Allgäuer Volland verpflichten. Doch wir hatten kein Nachwuchsleistungszentrum. So ist er nach Hoffenheim gewechselt. Bauer: Schwierige Frage. Bei den Springern gibt es bundesweit fünf Leistungszentren. Dort sind auch die Eliteschulen des Sports. Veh: Für Quereinsteiger wird es immer schwieriger. Ich befürchte allerdings, dass die Ausbildung in den Leistungszentren für die Persönlichkeitsentwicklung nicht immer förderlich ist. Bayer: Ich glaube nicht, dass man es in die erste Bundesliga noch auf dem zweiten Bildungsweg schaffen kann. Vielleicht in die zweite oder dritte Liga, wie jetzt der Memminger Stürmer Schimmer, der nach Unterhaching wechselt. Im Übrigen: Wo gibt es noch echte Straßenkicker? Baum: Spieler, wie der künftige Hamburger Torhüter Pollersbeck, der nie in einem Leistungszentrum war, gibt es immer weniger.
Wohin führt der Weg im Leistungs bereich? Baum: Schwer zu sagen. Talente sollten so früh als möglich höherklassig spielen. Sie dürfen allerdings ihre Kreativität nicht verlieren und müssen auch pädagogisch betreut werden. Schuhmann: Viele Eltern machen sich und ihre Kinder viel zu früh von Beratern abhängig. Doch da gibt es viele, die nicht die Entwicklung der Talente in den Vordergrund stellen, sondern nur an Geld denken. Bauer: Wir wollen dafür sorgen, dass die Talente nicht allein auf die Karte Sport setzen. Der Sport ist zwar auch eine gute Lebensschule, doch ebenso wichtig ist eine Ausbildung. Denn Olympiasieger wird immer nur einer. Veh: Im Fußball wird sehr viel Geld verdient. Doch es gibt nur rund 500 Erstligaspieler. Leider gibt es in der Branche auch viel zu viel Scharlatane.