Die Hallenradler von Lechhausen
In Augsburg gibt es die einzige überdachte Bahn in ganz Bayern. Doch es mangelt an Nachwuchs
Augsburg Beim Bahnradsport gibt es eine goldene Regel, die Anfänger vor allem in den steilen Kurven unbedingt beachten sollten: Nie aufhören zu treten. Wer das nicht beherzigt, läuft vor allem in den steilen Kurven schnell Gefahr, schmerzhaft zu stürzen.
Augsburg ist ein Zentrum des bayerischen Bahnradsports und zieht auch überregional Sportler zu Trainingszwecken an, weil es hier die einzige überdachte Bahn im gesamten Freistaat gibt. Interessierte kommen in den kalten Monaten des Jahres teils sogar aus Österreich und der Schweiz.
Insgesamt hat der Sport aber einen zunehmend schwereren Stand, bedauert Wilfried Weiß, der dem Radsport auf der Bahn und Straße seit Jahrzehnten verbunden ist und sich seit mehr als 20 Jahren auch als Wettkampfrichter engagiert. „Die Teilnehmerzahlen bei einigen Veranstaltungen auf der Bahn sind schon frustrierend“, sagt er.
Das bestätigt auch Gerd Saur, der darauf verweist, dass inzwischen Altersklassen zusammengezogen werden für die Rennen. Das erschwere ihnen als Kampfrichter die Arbeit, sagt der gebürtige Stadtberger. „Wenn das Feld ein relativ homogenes Leistungsniveau hat, ist es leichter, den Überblick zu behalten. Inzwischen müssen wir sehr aufpassen, welcher Sportler wie viele Runden absolviert hat und wann die Glocke für die letzte Runde für ihn ertönt.“Weil die Bahn nur 200 Meter lang ist, können Überrundungen schnell passieren.
Dass es an Nachwuchs fehlt, überrascht auch deswegen etwas, weil es nicht an Idolen mangelt. Die deutschen Bahnradsportler gehören nach wie vor zu den besten der Welt. „Bayern hinkt aber hinterher“, sagt Saur. Die besten Athleten kämen seit längerem aus anderen Bundesländern, vor allem aus Ostdeutschland. Die anderen langjährigen Kampfrichter stimmen ihm zu. Im Straßenbereich sehe es aber in Bayern besser aus beim Nachwuchs. Die Ausbildung auf der Bahn sei jedoch wichtig, sagt Saur. Die technische Ausbildung auf der Bahn sei auch für Straßenfahrer sehr hilfreich und viele Spitzenathleten hätten auf der Bahn begonnen, sagt auch Wilfried Weiß.
Hinzu kommen bei Wettkämpfen immer wieder mal anstrengende Diskussionen mit Eltern, weil diese beispielsweise den Ausgang des Zielsprints anders gesehen haben. Auch wenn die Situation eher ernüchternd ist, denken die langjährigen Kampfrichter nicht ans Aufhören. „Die Alten haben sich doch für uns auch hingestellt und wir geben jetzt etwas zurück“, so Saur. Und dann sei da ja noch ihr Freund Albert Hofstetter, der Vorsitzende der RSG Augsburg, die die Wettkämpfe ausrichtet. „Er ist mit so viel Herzblut dabei, da muss man einfach mithelfen“, so Saur.
Überrundungen können schnell passieren
OSerie In unserer Serie stellen wir ein mal wöchentlich Menschen aus der Re gion vor, die einen Bezug zu ihrem Rad haben – beruflich, sportlich, privat.