Aus dem Rollstuhl über die Wolken
In Schwabegg bekommen Menschen mit Behinderung ihren Traum vom Fliegen erfüllt
Schwabmünchen Schwabegg Auf diesen Tag freuen sich viele Menschen mit Behinderung in der Region ein ganzes Jahr lang. Immer am ersten Samstag im Juli veranstaltet der Luftsportverein Schwabmünchen gemeinsam mit dem Bayerischen Roten Kreuz im Landkreis Augsburg den beliebten Flugtag für Menschen mit Behinderungen. Doch am Morgen des großen Tages gingen viele besorgte Blicke zum Himmel.
Heftiger Wind fegte Wolkenmassen mit einer Geschwindigkeit von 30 bis 40 Metern pro Sekunde über den Schwabegger Flugplatz, und viele fragten sich besorgt, ob die leichten Cessnas und die DO 27 abheben können. Doch die erfahrenen Piloten des Luftsportvereins Schwabmünchen und ihrer Kollegen aus Landsberg und dem Lechfeld machten es möglich. Manchmal gab es kleine Pausen und Startverzögerungen wegen heftiger Böen, doch am Ende des Tages wurden bei etwa 80 Flügen alle Wünsche der sehnsüchtig darauf wartenden Menschen erfüllt. Nur die Modellflieger blieben vorsichtshalber am Boden.
An den glücklichen Gesichtern beim Verlassen des Flugzeugs konnte man ablesen, was dieses Erlebnis des Schwebens über der Landschaft für Menschen bedeutet, die im Alltag in einem Rollstuhl sitzen oder mancherlei körperliche Gebrechen haben. „Es war einfach nur schön“, sagten der Klosterlechfelder Ralf Menzel und Marianne Hopfes, die zu Besuch aus dem fränkischen Aurachtal gekommen war.
Seit 36 Jahren ermöglichen es viele ehrenamtliche Helfer den behinderten Teilnehmern, in einem Motoroder Segelflugzeug über die eigene Heimat fliegen zu können.
Viele Helfer des Roten Kreuzes sorgten für die Verpflegung mit leckerem Essen vom Grill und für Kaffee und Kuchen. Die Schwabegger Feuerwehr stand nicht nur für den Einsatzfall bereit, sondern bot auch mit ihrer Jugendfeuerwehr lustige Zielspritzübungen auf ein Haus aus Pappe an, und die Musikkapelle Schwabegg sorgte für den musikalischen Mittagstisch. Der Schwabmünchner Luftsportverein hat unter seinem Vorsitzenden Hartwig Uhl spezifische Einstiegshilfen entwickelt und Flugzeuge für diesen besonderen Tag extra umgerüstet, sowie sanitäre Anlagen erweitert.
Doch nicht nur die fliegenden Kisten erfreuten die Herzen, sondern auch die Oldtimer des MorganClubs wurden für Rundfahrten immer wieder gerne in Anspruch genommen. Seit zehn Jahren ist Günther Geiger mit Fahrern und einer Flotte von Automobilraritäten beim Flugtag für behinderte Menschen dabei.
Zur Melodie „What a feeling“tanzte Karin Fischer im Rollstuhl mit und ohne ihren Tanzpartner Stefan Cordewener, der an diesem Tag in der Lage war, auf seinen Rollstuhl zu verzichten. Die beiden Augsburger haben seit 2003 aus einer Gruppe heraus ihr Programm „Wheels on flames“entwickelt. „Das Tanzen im Rollstuhl verschafft mir Lebensfreude und ich kann zeigen, dass man auch mit Behinderung etwas machen kann“, sagt die 36-Jährige, die schon seit ihrem 15. Lebensjahr Sitztanz im Rollstuhl betreibt. Auch die Kickboxweltmeisterin Tina Schüßler war stets für Fotos mit den Besuchern und für Autogramme bereit.
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