Stillstand oder Rückgang?
Die Statistiker des Landratsamtes haben mit mathematischen Formeln in die Zukunft geblickt. Sie kommen zu dem Schluss, dass Königsbrunn bis 2030 sicher nicht wachsen wird
Königsbrunn Aktuell leben in der Brunnenstadt etwas über 5700 Menschen, die 65 Jahre und älter sind. Bis 2030 wird ihre Zahl wohl auf etwa 8000 ansteigen. Bei Kindern sowohl unter sechs Jahren wie auch zwischen sechs und 17 Jahren kann die Stadt hingegen von nur leicht steigenden Zahlen ausgehen. Dies sind zwei Erkenntnisse aus der Bevölkerungsprognose, die Planungskoordinator Günter Katheder-Göllner von der Fachstelle Jugendhilfeplanung im Landratsamt kürzlich im Stadtrat vorstellte (siehe auch „Zahlen und Fakten“). Bei der Entwicklung der Gesamtbevölkerung bis 2030 skizzierte er vier Varianten.
Die Schwelle von 30 000 Einwohnern wird die Brunnenstadt im kommenden Jahrzehnt wohl nicht überschreiten. Das Statistische Landesamt sagt bis 2030 lediglich 29 200 Einwohner voraus – und liegt damit noch deutlich über den drei Varianten, die Augsburger Experten im Auftrag des Landratsamtes aus ver- schiedenen Daten errechnet haben. Unter Umständen könne die Bevölkerung sogar auf etwas über 26000 Menschen sinken. Die Ursachen liegen weit zurück.
Betrachtet man die Bevölkerungsentwicklung in den vergangenen 60 Jahren (Ende 1956 hatte Königsbrunn grade mal 5000 Einwohner), dann fallen verschiedene Phasen auf: Der stetige Anstieg auf 18000 Einwohnern bis Ende 1981, die sehr schwache Zunahme auf 21 000 Einwohner bis Ende 1989 und der erneute Anstieg auf 26 500 Bewohner bis Ende 2000. Seitdem ist Königsbrunns Bevölkerung nur noch um drei Prozent gewachsen. „Die Delle im Zuwachs in den 80erJahren ist der Grund für weniger Wachstum heute“, erläuterte Katheder-Göllner. Denn damit sei auch die Anzahl der Bürger, die in den letzten Jahren ins Eltern-Alter kamen, geringer.
Er nannte die drei Faktoren, von denen die Bevölkerungsentwicklung generell abhängt: Die Zahl der Geburten, die Sterbefälle sowie die Zu- und Wegzüge. Letzteres ist die einzige Stellschraube, an der Kommunalpolitiker drehen können.
Königsbrunn ist nach 1945 vor allem durch Wanderungsgewinne gewachsen. Die gingen jedoch ab 1997 deutlich zurück, 2006 und 2009 überwogen sogar die Wegzüge. Was diese Zahlen nicht verraten: In den vergangenen fünf Jahren sind 8762 Menschen nach Königsbrunn gezogen. „Das ist fast ein Drittel der Bevölkerung“, betonte KathederGöllner. Auch wenn manche von ihnen vielleicht aus Nachbargemeinden zugezogen oder bereits früher in Königsbrunn gewohnt haben, sei das für die Stadtgesellschaft doch eine Herausforderung. Da müssen viele Neubürger integriert werden.
Ein weiterer Faktor für die gleichbleibende Einwohnerzahl ist, dass es seit der Jahrtausendwende pro Jahr nur etwa 215 Babys gibt. In den 1990er-Jahren waren es durchschnittlich 290. Eine Folge: Seit 2006 registriert die Stadt mehr Sterbefälle als Geburten. Bis 2030, so sagen die Experten voraus, wird die Zahl der Geburten für die Stadt bei durchschnittlich 220 pro Jahr liegen. Im Landkreis insgesamt steigt sie hingegen seit 2009 stetig an. Die sogenannte Geburtenziffer, also die Zahl der Kinder pro Frau, liegt in der Brunnenstadt mit 1,32 recht niedrig. Im Kreis beträgt sie 1,53, für Schwabmünchen sogar 1,75.
Regelmäßig vohergesagte Zahlen mit der Entwicklung vergleichen
Wie stark Königsbrunn in den nächsten Jahren wachse, so das Fazit des Planungsexperten, hänge davon ob, ob die Bewohner Königsbrunns wieder mehr Babys in die Welt setzen und wie stark Neubürger nach Königsbrunn ziehen. Günter Katheder-Göllner betonte mehrmals, dass die vorgelegten Prognosen nicht unumstößlich seien. Es sei wichtig, regelmäßig die vorhergesagten Zahlen mit der tatsächlichen Entwicklung abzugleichen. Schließlich habe die Stadt für die nächsten Jahre ein Plus von jeweils gut 100 Neubürgern erwartet, 2016 sind allerdings 196 nach Königsbrunn gezogen.