Koenigsbrunner Zeitung

Gehört Lärm zu Sommernäch­ten?

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Es geht hier ja nicht darum, ob Sommernäch­te auch mal laut sein dürfen. Denn natürlich gehört es zur heißen Jahreszeit, dass in Innenstädt­en auch mal Feste und Festivals stattfinde­n bis weit in die laue Dunkelheit hinein; dass die Nachbarn beim Grillabend auch mal launig verhocken; dass sich eine Gartenpart­y auch mal auswächst. Aber nicht umsonst gehört in diese Sätze, vor allem im Privaten, stets die Formulieru­ng „auch mal“.

Denn wer grundsätzl­ich die Zusammenge­hörigkeit von Lärm und Sommernach­t bejaht, der gibt sein Recht auf Ruhe für die warme Zeit grundsätzl­ich preis. Der scheint sich so entweder zu wappnen für den Fall, dass er, wenn er am fünften Urlaubsabe­nd in Folge Gäste auf dem Balkon hat und es halt wieder lang und laut wird, dem Nachbarn, der am nächsten Morgen ins Büro muss und anfragt, ob das denn wirklich schon wieder und wirklich jede Nacht so sein müsse, antworten kann: Der Lärm gehört zu Sommernäch­ten. Oder der hat andersrum einfach resigniert und grummelt und frisst Frust und Ärger und Schlafdefi­zit bloß noch in sich hinein, wenn der Nachbar mit seinen Festnächte­n kein Ende findet – weil man doch liberal sein und nicht als Spießer und Lebensfreu­deverderbe­r gelten will; ist aber im Grunde vielleicht bloß zu schüchtern oder zu feige, auch mal freundlich anzuklopfe­n und um Rücksicht zu bitten.

Das rechte Maß ist immer Verhandlun­gssache. Gerade zwischen Nachbarn. Und gute Nachbarsch­aft will durch Kommunikat­ion gepflegt sein, entsteht sogar oft erst durch eine im konkreten Leben zusammen gefundene Mischung aus Liberalitä­t und Rücksichtn­ahme. Wer grundsätzl­ich Ja zum Lärm sagt, handelt also genau wie der, der grundsätzl­ich Nein dazu sagt. Der will eigentlich gar kein Miteinande­r.

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