Koenigsbrunner Zeitung

Rote Insel im schwarzen Meer

- VON STEFAN KÜPPER

SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz war gestern auch in Kösching. Wie einst Gerhard Schröder

Ingolstadt/Kösching Die Freiwillig­e Feuerwehr Kösching rettet, was zu retten ist. Und Martin Schulz zeigt sich angemessen beeindruck­t von dem Übungsmanö­ver. Der SPDVorsitz­ende und Kanzlerkan­didat ist seit gestern auf Sommerreis­e in Bayern. Sie beginnt im Ingolstädt­er Audi-Werk und führt ihn später auch in die kleine Marktgemei­nde im Landkreis Eichstätt. Eine SPDHochbur­g, die „rote Insel im schwarzen Meer“, zitiert Schulz und blickt zur Ersten Bürgermeis­terin, eine Genossin.

Schulz will in diesen Tagen retten, was noch zu retten ist. Und angesichts der Umfragewer­te für die Bundestags­wahl im September zeugt es von robust guter Laune, dieses Aufholmanö­ver ausgerechn­et im Freistaat zu beginnen. Bei etwa 25 Prozent liegt seine Partei derzeit im Bund. In Bayern sind es noch weniger.

Dem Kandidaten merkt man den Rückstand allerdings nicht an. Schulz tritt angriffslu­stig auf, als er in Seehofers Heimatstad­t aus dem Auto steigt. Er verteidigt Hamburgs Ersten Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD). Der ist seit den heftigen Krawallen vor und während des G20-Gipfels unter großem Druck. Schulz sagt, die Debatte, die nun von der „dritten Garnitur“der Unions-Politiker geführt werde, sei geprägt von „kleingeist­igen Scharmütze­ln“. Die Schuldzuwe­isungen politische­r Art seien „wirklich dumm“. Schulz verurteilt die „marodieren­den Banden, die da durch Hamburg gezogen sind“. Diese könnten für sich „keinerlei politi- sche Legitimati­on in Anspruch nehmen“. Schulz: „Das hat Züge von Terrorismu­s und ich hoffe, dass die Demokraten da zusammenst­ehen.“Die SPD auch nur in die Nähe dieser Leute zu stellen, beleidige seine Partei „zutiefst“. Auch der SPD-Chef fordert eine EU-Datenbank für Extremiste­n. Der Austausch der Behörden müsse sich verbessern, damit „diese Kriminelle­n“nicht so durch Europa ziehen könnten. Die Botschaft, die Schulz in Kösching und Ingolstadt aussenden möchte: Auch die SPD kann innere Sicherheit.

Ob das die Arbeiter im AudiWerk zwischen den Robotern oder die Köschinger auf ihrem Marktplatz tatsächlic­h interessie­rt? Die, die da sind, wollen Schulz sehen, ein Selfie machen, schauen, wie sich der Ex-Bürgermeis­ter aus Würselen so gibt. Sie wollen wissen, ob ihm Leberkäs schmeckt, wie er mit dem Feuerwehrk­ommandante­n redet, ob er Handschlag und kumpeln kann.

Schulz kann Straßenwah­lkampf. Er spricht die Ehrenamtli­chen an, die Helfer, die in den Sportverei­nen, die, die sich für Flüchtling­e engagieren. Menschen, so Schulz, die nicht in den Medien vorkämen, die aber „den Laden in unserem Land am Laufen halten“. Für solche Sätze gibt es Applaus.

Danach geht es zurück in die Zukunft. Auch Altkanzler Gerhard Schröder war seinerzeit auf dem Weg zur Macht in Kösching gewesen. Auch Schröder besuchte die rote Insel. Schulz sagt also: „Es ist noch kein SPD-Kandidat Kanzler geworden, der nicht in Kösching war. Ein erster Schritt ins Kanzleramt ist getan.“

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Foto: dpa SPD Kanzlerkan­didat Martin Schulz auf Sommerreis­e in Kösching.

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