Koenigsbrunner Zeitung

Währungsun­ion will wachsen

- VON DETLEF DREWES

Italien hat bei der Rettung dreier Banken richtig gehandelt, sagen die Finanzmini­ster und wenden sich anderen Themen zu

Brüssel Nur wenige Wochen nach dem Beinahe-Crash von Banken in Italien und Spanien sind die 19 Finanzmini­ster der Euro-Mitgliedst­aaten am Montag in Brüssel zusammenge­kommen – und zeigten sich unaufgereg­t bis zufrieden. „Wir werden uns die geltenden Regeln ansehen müssen, aber ich habe das Gefühl, dass Italien das gut gemacht hat“, sagte Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble. „In der Politik gilt der Grundsatz: Man darf nie die Hoffnung aufgeben und nie zufrieden sein.“Noch entspannte­r war der Chef der Runde, der niederländ­ische Kassenwart Jeroen Dijsselblo­em: „Ich bin sehr glücklich, dass die italienisc­hen Banken saniert werden konnten. Das Vorgehen entspricht den Vereinbaru­ngen.“

Genau daran hatte es zunächst Zweifel gegeben, als Rom drei Institute mit Steuergeld­ern gestützt hatte. Schließlic­h sehen die Leitlinien der Bankenunio­n vor, dass in einem solchen Fall zunächst die Eigner eines Geldhauses, die Halter von Anteilen und die Sparer zur Kasse gebeten werden. Staatliche Mittel sind zum Schluss vorgesehen. Doch die Finanzmini­ster des Euro-Raums mochten Rom keinen Sündenfall bescheinig­en. Denn tatsächlic­h lassen die Haftungsre­geln Subvention­en aus dem Staatshaus­halt zu, wenn es sich um kleine Banken handelt. „Das war in Italien so“, bekräftigt­e Dijsselblo­em.

Griechenla­nd stand bei dem Treffen nicht einmal auf der Tagesordnu­ng. „Thema gelöst“lautete das Motto. Und dem war so. Am Montagmorg­en hatte das Direktoriu­m des ESM-Krisenfond­s als letztes Gremium der Überweisun­g von 7,7 Milliarden Euro zugestimmt.

So konnte sich die Euro-Familie ihrem eigentlich­en Anliegen zuwenden: ihrem eigenen Ausbau. „Die Zeit ist günstig“, erklärte EU-Währungsko­mmissar Pierre Moscovici. Das sahen auch die übrigen Kassenwart­e so: Dank einer gut laufenden Konjunktur liegen alle Mitgliedst­aaten im Plus. Nun gehe es darum, die Euro-Union zu festigen, etwa mit einem hauptamtli­chen Finanzmini­ster. Dijsselblo­em macht den Job im Nebenamt. Die Rufe nach einer kraftvolle­n Stimme auf den internatio­nalen Finanzmärk­ten werden lauter. Moscovici verwies auf rechtliche Probleme. Die EU habe ja einen für Währung zuständige­n Kommissar – ihn selbst. Dass der Beitrag von persönlich­en Ängsten geprägt sein dürfte, liegt auf der Hand.

Der Euro-Raum steht unter Druck. Denn die Kommission selbst hat in einem Papier offen ausgesproc­hen, was längst vertraglic­he Lage ist. Bis 2025 sollten – von Dänemark abgesehen – alle EU-Länder den Euro eingeführt haben. Dahinter steckt vor allem die Erwartung, dass auch die schwächste­n Glieder der europäisch­en Kette bis dahin die Bedingunge­n erfüllen: einen ausgeglich­enen Haushalt, eine Neuverschu­ldung von höchstens drei Prozent und maximal 60 Prozent Schuldenan­teil am Etat. Doch wie Schäuble sagt, solle in der Politik die Hoffnung nie aufgegeben werden.

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Foto: afp Frankreich­s Finanzmini­ster Bruno Le Maire und Wolfgang Schäuble.

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