Exporte legen weiter zu
Starker Euro könnte Handel bald dämpfen
Wiesbaden Die anziehende Weltwirtschaft hat Deutschlands Exportunternehmen im Mai das stärkste Wachstum seit fast sechs Jahren beschert. Die Ausfuhren von Waren „made in Germany“stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 14,1 Prozent auf 110,6 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. Ein kräftigeres Plus in einem Einzelmonat hatte es zuletzt im August 2011 mit 14,6 Prozent gegeben. Besonders deutlich wuchs der Handel mit Ländern außerhalb der Europäischen Union. Im Vergleich zum April legten die Ausfuhren um 1,4 Prozent zu. Ökonomen hatten mit deutlich weniger gerechnet.
Der Außenhandelsverband BGA sprach von einem beeindruckenden Ergebnis „angesichts der anhaltenden politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten“. „Gerade die aktuellen Zahlen verdeutlichen, wie wichtig offene Märkte für die deutsche Wirtschaft sind“, mahnte BGA-Präsident Anton Börner. Noch kräftiger als die Exporte kletterten die Importe – um 16,2 Prozent auf 88,6 Milliarden Euro. Europas größte Volkswirtschaft führt allerdings mehr aus als sie einführt.
Im Mai wies die Handelsbilanz einen Überschuss von 22 Milliarden Euro aus. Die deutsche Exportstärke sorgt immer wieder für Kritik. Besonders scharfe Töne kommen vor allem von US-Präsident Donald Trump, der Freihandel generell skeptisch sieht. „Die Handelsbilanz schwillt weiter an, was jenseits des Atlantiks erneut auf Argwohn stoßen wird“, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der Liechtensteiner VP Bank Gruppe, voraus. Bisher gibt es nach Einschätzung von INGDiba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski zwar keine Hinweise, dass sich die protektionistischen Töne aus den USA negativ auf deutsche Exporte in die Vereinigten Staaten auswirken. Folgen könnte aus seiner Sicht in den kommenden Monaten allerdings der stärkere Euro haben. Steigt der Kurs der Gemeinschaftswährung gegenüber Dollar und Co., verteuern sich Produkte „made in Germany“tendenziell auf dem Weltmarkt. Das kann die Nachfrage dämpfen.