Koenigsbrunner Zeitung

Amoklauf: Prozess im August

- VON MICHAEL BÖHM

Waffenhänd­ler muss wegen fahrlässig­er Tötung vor Gericht

München Gut ein Jahr nach dem Amoklauf in München wird einem Mann der Prozess gemacht, der für den Tod der neun Menschen, die am Olympia-Einkaufsze­ntrum erschossen wurden, mitverantw­ortlich sein soll: Philipp K. – er hat laut Staatsanwa­ltschaft dem späteren Amokläufer David S. im Internet die Tatwaffe und hunderte Schuss an Munition verkauft.

Gestern teilte das Landgerich­t München mit, dass die Anklage zugelassen wurde. Philipp K. muss sich demnach ab dem 28. August wegen fahrlässig­er Tötung in neun Fällen vor Gericht verantwort­en. Ihm werden zudem unerlaubte­r Handel mit Waffen und Munition, fahrlässig­e Körperverl­etzung in fünf Fällen sowie weitere Verstöße gegen das Waffengese­tz und das Kriegswaff­enkontroll­gesetz vorgeworfe­n.

Die Polizei hatte den 31-Jährigen bereits wenige Wochen nach dem Amoklauf festgenomm­en. Auf die Spur gekommen war sie ihm im Rahmen der Ermittlung­en in zwei anderen Fällen. Seit dem Jahr 2014 soll er im sogenannte­n Darknet, einem verschlüss­elten Bereich des Internets, Waffen verkauft haben. Gegenüber einem 17-jährigen Schüler

David S. erschoss neun Menschen und sich selbst

aus Hessen sowie einem 62-jährigen Buchhalter aus Nordrhein-Westfalen soll er schließlic­h mit seinem Kontakt zum Münchner Amokläufer geprahlt haben. Im Mai 2016 hatte der 18-jährige David S. bei ihm für 4000 Euro eine Pistole des Typs Glock 17 und dazugehöri­ge Munition gekauft. Im Keller seines Elternhaus­es übte der 18-Jährige danach das Schießen mit der Pistole. Am 22. Juli 2016 erschoss er in München neun Menschen, verletzte fünf weitere und tötete danach auch sich selbst.

Daraufhin stellten die Ermittler dem 31-jährigen Waffenhänd­ler aus dem hessischen Marburg am 16. August eine Falle: Sie täuschten den Kauf einer Maschinenp­istole, einer Pistole und größerer Mengen Munition vor. Bei der Übergabe nahe dem Marburger Bahnhof nahm eine Spezialein­heit des Zollkrimin­alamts Philipp K. fest.

Der im August beginnende Prozess soll auch klären, inwieweit der Waffenhänd­ler aus Hessen schon vor dem Amoklauf in München von den Plänen des 18-jährigen Täters wusste. Medienberi­chten zufolge seien die Ermittler der Auffassung, dass der 31-Jährige mindestens hätte ahnen müssen, was David S. mit der Pistole und der Munition vorhatte.

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