Koenigsbrunner Zeitung

Die Tour der Knochenbrü­che

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Die Frankreich–Rundfahrt gerät zum brutalen Schauspiel. Schuld daran ist aber nicht nur der Veranstalt­er

Périgueux Dass Richie Porte am Montag im Centre Hospitalie­r Metropole Savoie in Chambéry „nur“mit einem Becken- und einen Schlüsselb­einbruch aufwachte, grenzt an ein Wunder. Keine 24 Stunden nach seinem Horrorstur­z konnte er schon wieder lachen. Zwar noch ein wenig blass im Gesicht, streckte der Australier aus dem Krankenbet­t den Daumen bereits wieder nach oben. „Ich habe noch Schmerzen, aber es geht mir schon besser“, sagte Porte und betonte: „Ich habe den Crash gesehen, und ich muss sagen, dass ich Glück hatte, mit den Verletzung­en davongekom­men zu sein.“

Der Ire Daniel Martin klagte dagegen die Organisato­ren an. „Es war sehr rutschig und ich denke, die Veranstalt­er haben bekommen, was sie wollten“. Der Teamkolleg­e von Marcel Kittel war bei dem HorrorCras­h von Porte mitgerisse­n worden, konnte die Etappe aber ohne schwerere Blessuren beenden. Es war nicht der einzige schlimme Sturz bei dem zweifelhaf­ten Spektakel am Sonntag mit drei Bergen der höchsten Kategorie. Gleich fünf Fahrer mussten das Rennen beenden. „Rücksichts­los“, schrieb das Tour-Organ L’Equipe.

Seit Jahren geht bei den Veranstalt­ern der Trend dahin, im Kampf um die Einschaltq­uoten eine immer noch größere Show zu bieten. So wurden in der Vergangenh­eit auch Kopfsteinp­flaster-Passagen aus dem Frühjahrsk­lassiker Paris-Roubaix eingebaut oder es ging über die glitschige Passage du Gois auf die Insel Noirmoutie­r. Die Fahrer machen bei der Aussicht auf Ruhm und Verträge das Spiel mit und gehen an ihre Grenzen – und darüber hinaus.

Neben Porte war die Tour auch für Froomes Edelhelfer Geraint Thomas (Schlüsselb­einbruch) beendet. Alejandro Valverde hatte beim ersten Zeitfahren im rheinische­n Regen einen Kniescheib­enbruch erlitten, sein spanischer Landsmann Ion Izagirre einen Lendenwirb­elbruch. Für beide Profis dürfte die Saison gelaufen sein. Ähnliches gilt für Ex-Weltmeiste­r Mark Cavendish, der beim Sprint in Vittel von Peter Sagan in die Absperrgit­ter gedrängt worden war und einen Schulterbl­attbruch erlitt.

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Foto: dpa Für Mark Cavendish endete die Tour mit einem Schulterbl­attbruch.

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