Koenigsbrunner Zeitung

Münchens teures Allzweckwe­rkzeug

- VON FLORIAN EISELE

Corentin Tolisso spielte schon als Kind im FCB-Trikot. Gestern stellte der Klub ihn als teuersten Bundesliga­spieler aller Zeiten vor. Drei andere Spieler stehen vor dem Abschied

München Corentin Tolisso scheint extrem gute Nerven zu besitzen. Zu sehen war das gestern, als der Franzose sich zum ersten Mal in München der Öffentlich­keit präsentier­te. Die Konkurrenz im mit Stars besetzten Bayern-Mittelfeld? Die ist ihm egal: „Ich bin hier, um zu spielen.“Der Wechsel zu einem der größten Vereine der Welt? Kein Problem, denn „der Klub passt zu mir“. Und die Bürde, mit einer Ablösesumm­e von 41,5 Millionen Euro der teuerste Bundesliga­spieler aller Zeiten zu sein? „Das ist ein guter Druck.“Mehr nicht. Ziemlich cool für einen gerade mal 22-Jährigen, der jetzt seinen ersten Wechsel im Profi-Bereich hinter sich hat.

Beim FC Bayern ist man sich sicher, dass das Geld in Tolisso gut investiert ist. Vorstandsc­hef KarlHeinz Rummenigge bekräftigt­e: „Wir sind überzeugt, dass er die Qualität hat, uns weiterzuhe­lfen.“Bei dem Rekordwech­sel des zuvor eher unbekannte­n Franzosen mit togolesisc­hen Wurzeln habe man sich vor allem auf die Expertise von Kaderplane­r Michael Reschke verlassen. Dabei soll Coco, wie der Spitzname des Neuen lautet, kein Ersatz für Xabi Alonso sein, sondern einen eigenen Spielertyp­en darstellen. „Er lebt von seiner Schnelligk­eit und seinem Passspiel“, sagte Rummenigge und fügte hinzu: „Bislang war in Deutschlan­d nur Coco Chanel bekannt. Ich hoffe, dass in der Zukunft auch Coco Tolisso bekannt ist. Das wünsche ich ihm und uns.“

Ein anderer Spitzname brachte den Franzosen zum Grinsen: In seiner Heimat wurde er ob seiner Vielseitig­keit „Schweizer Taschenmes­ser“genannt. Tolisso, der im Übrigen selbst nicht im Besitz eines solchen Werkzeugs ist, gefällt es: „Das hat für mich bedeutet, dass ich zu Beginn meiner Karriere viel Einsatzzei­t bekommen habe.“In den nächsten fünf Jahren soll das teure Allzweckwe­rkzeug nun im Mittelfeld der Bayern wirbeln – bei jenem Klub, dessen Trikot er schon als Knirps getragen hat. Kurz nach Bekanntwer­den des Deals postete Tolisso auf dem sozialen Netzwerk Instagram ein Kinderbild des kleinen Corentin, der im Trikot der Münchner steckt. „Mein Vater hat mir das Trikot damals geschenkt, weil ich den Verein schon als Kind bewundert habe. Es ist einer der besten Vereine der Welt, wenn nicht sogar der beste überhaupt.“

Ob sich der gerade erst verpflicht­ete Serge Gnabry das Trikot der Bayern in dieser Saison überhaupt überstreif­en kann, ist hingegen ziemlich fraglich. Laut Vorstandsc­hef Rummenigge haben der 21-Jährige und seine Berater darum gebeten, erst einmal ausgeliehe­n zu werden, um dann erst zum FC Bayern zurückzuke­hren.

Ob der Klub dem Wunsch des U21-Europameis­ters entspricht, scheint auch davon abzuhängen, was sich im Kader der Münchner sonst noch tut. Heißester Kandidat auf einen Abschied ist nach wie vor Douglas Costa. Der Brasiliane­r steht vor einem Wechsel zu Juventus Turin, beide Klubs pokern noch um die Ablöse. Die Bayern hatten für ihn vor zwei Jahren 30 Millionen gezahlt und wollen nun etwa 40 Millionen haben. Rummenigge sagte dazu: „Es gibt einen gewissen Betrag – wenn wir den erhalten, werden wir das Geschäft annehmen.“

Beim 19-jährigen Renato Sanches wäre dem Bayern-Chef ein Leihgeschä­ft am liebsten: „Es ist wahnsinnig wichtig für ihn, dass er in einer gewissen Kontinuitä­t spielt. Wir werden uns Gedanken machen, ob wir ihn ausleihen.“

 ?? Foto: dpa ?? Der Neue stellt sich vor: Corentin Tolisso spricht bei der gestrigen Pressekonf­erenz des FC Bayern München.
Foto: dpa Der Neue stellt sich vor: Corentin Tolisso spricht bei der gestrigen Pressekonf­erenz des FC Bayern München.

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