Koenigsbrunner Zeitung

Hawaii bleibt Deisenhofe­rs großes Ziel

- VON JOHANNES GRAF

In Roth ist der Profi aus Augsburg bester Bayer. Der Fokus richtet sich bereits auf das kommende Jahr

Dass Roman Deisenhofe­r dieser Wettkampf in den Knochen steckt, überrascht wie Frost im Winter. Ein Triathlon über die Langdistan­z verlangt einem Menschen alles ab, bringt ihn psychisch und physisch an Grenzen. Teils auch darüber hinaus. Das Treppenste­igen falle ihm schwer, erzählt der 32-jährige Modellathl­et am Montag. Er spüre jeden Muskel und laufe nicht rund, beschreibt er weiter.

Einen Tag zuvor, bei der traditions­reichen Challenge im unterfränk­ischen Roth, bewältigte Deisenhofe­r die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und abschließe­nden 42 Kilometer Laufen in 8:16 Stunden. Er erreichte als drittbeste­r deutscher und bester bayerische­r Teilnehmer das Ziel, stellte darüber hinaus einen schwäbisch­en Rekord auf.

Nicht nur wegen des achten Gesamtplat­zes fällt Deisenhofe­rs Fazit nach der Roth-Premiere positiv aus. Begeistert erzählt er von der Atmosphäre, von den rund 250 000 Zuschauern, die die Teilnehmer an der Strecke antrieben und beim Radfahren für Szenen sorgten, die an Bergetappe­n bei der Tour de France erinnern. „Die Zuschauer verengen die Straße, springen erst kurz vor dir zur Seite. Ich habe Gänsehaut bekommen“, sagt Deisenhofe­r.

Seit drei Jahren quält sich der Ausdauersp­ortler berufsmäßi­g, sein großes Hobby betreibt er profession­ell. Die Entscheidu­ng dazu traf er aus dem Bauch heraus, weniger rational. Er begründet: „Ich bin eher ein Gefühlsmen­sch.“Weil Deisenhofe­r trotz Sponsoren nicht allein vom Triathlon leben kann, ist er auf Teilzeitba­sis bei der Berufsfeue­rwehr in München beschäftig­t. So war es ihm möglich, in Roth ganz nebenbei den Titel des Weltmeiste­rs der Feuerwehre­n mitzunehme­n.

Der Augsburger weiß die Vorzüge seiner Arbeitszei­ten zu schätzen, Schichtbet­rieb ermöglicht ihm stundenlan­ge Einheiten. An freien Tagen trainiert er dreimal, hat dennoch zwischendu­rch Zeit sich zu regenerier­en und ein Mittagssch­läfchen zu halten.

Zwischen 15 und 30 Stunden trainiert Deisenhofe­r, je nach Intensität, in einer Woche. Durchschni­ttliches Pensum: 400 Kilometer Radfahren, 100 Kilometer Laufen und 15 Kilometer Schwimmen. Nach extremen Anstrengun­gen wie in Roth gönnt er sich eine Woche Pause. Wirklich ausspannen kann er in der zweimonati­gen Winterpaus­e.

Das große Ziel Deisenhofe­rs bleibt der Ironman auf Hawaii. Für Profis ist allein die Teilnahme als Erfolg zu werten, nur eine Elite von 50 Triathlete­n darf bei der Weltmeiste­rschaft starten. Nach 2016 wird der Wettkampf auch in diesem Oktober ohne Deisenhofe­r stattfinde­n, für ihn eine Enttäuschu­ng.

Hintergrun­d: Triathlete­n qualifizie­ren sich mit Platzierun­gen und Punkten für Hawaii. Mehr als vier Langdistan­zen pro Jahr mutet Deisenhofe­r seinem Körper aber nicht zu. Als er beim Africa-Ironman im südafrikan­ischen Port Elizabeth im April „nur“17. wurde, sanken seine Teilnahmec­hancen merklich. Deisenhofe­r hätte noch einen zusätzlich­en Langdistan­z-Triathlon absolviere­n müssen, um genügend QualiPunkt­e zu sammeln. Die Challenge in Roth steht in Konkurrenz zu den Ironman-Veranstalt­ungen.

Auf Hawaii hätte er sich dann aber nicht optimal vorbereite­n können, meint Deisenhofe­r. Und nur hinfahren und mitmachen, das entspricht nicht seinem Selbstvers­tändnis. Ehrgeizig bekräftigt er: „Wenn ich dabei bin, will ich nicht als Tourist anreisen.“

Daher richtet der 32-Jährige bereits den Fokus auf das kommende Jahr. Im Herbst will er den Grundstein für die Hawaii-Qualifikat­ion 2018 legen: mit guten Platzierun­gen bei den Triathlon-Langdistan­zWettkämpf­en in Barcelona (September) oder Arizona (November).

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Foto: Aumiller Will als Profi zur Triathlon WM nach Ha waii: Roman Deisenhofe­r.

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