Hawaii bleibt Deisenhofers großes Ziel
In Roth ist der Profi aus Augsburg bester Bayer. Der Fokus richtet sich bereits auf das kommende Jahr
Dass Roman Deisenhofer dieser Wettkampf in den Knochen steckt, überrascht wie Frost im Winter. Ein Triathlon über die Langdistanz verlangt einem Menschen alles ab, bringt ihn psychisch und physisch an Grenzen. Teils auch darüber hinaus. Das Treppensteigen falle ihm schwer, erzählt der 32-jährige Modellathlet am Montag. Er spüre jeden Muskel und laufe nicht rund, beschreibt er weiter.
Einen Tag zuvor, bei der traditionsreichen Challenge im unterfränkischen Roth, bewältigte Deisenhofer die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und abschließenden 42 Kilometer Laufen in 8:16 Stunden. Er erreichte als drittbester deutscher und bester bayerischer Teilnehmer das Ziel, stellte darüber hinaus einen schwäbischen Rekord auf.
Nicht nur wegen des achten Gesamtplatzes fällt Deisenhofers Fazit nach der Roth-Premiere positiv aus. Begeistert erzählt er von der Atmosphäre, von den rund 250 000 Zuschauern, die die Teilnehmer an der Strecke antrieben und beim Radfahren für Szenen sorgten, die an Bergetappen bei der Tour de France erinnern. „Die Zuschauer verengen die Straße, springen erst kurz vor dir zur Seite. Ich habe Gänsehaut bekommen“, sagt Deisenhofer.
Seit drei Jahren quält sich der Ausdauersportler berufsmäßig, sein großes Hobby betreibt er professionell. Die Entscheidung dazu traf er aus dem Bauch heraus, weniger rational. Er begründet: „Ich bin eher ein Gefühlsmensch.“Weil Deisenhofer trotz Sponsoren nicht allein vom Triathlon leben kann, ist er auf Teilzeitbasis bei der Berufsfeuerwehr in München beschäftigt. So war es ihm möglich, in Roth ganz nebenbei den Titel des Weltmeisters der Feuerwehren mitzunehmen.
Der Augsburger weiß die Vorzüge seiner Arbeitszeiten zu schätzen, Schichtbetrieb ermöglicht ihm stundenlange Einheiten. An freien Tagen trainiert er dreimal, hat dennoch zwischendurch Zeit sich zu regenerieren und ein Mittagsschläfchen zu halten.
Zwischen 15 und 30 Stunden trainiert Deisenhofer, je nach Intensität, in einer Woche. Durchschnittliches Pensum: 400 Kilometer Radfahren, 100 Kilometer Laufen und 15 Kilometer Schwimmen. Nach extremen Anstrengungen wie in Roth gönnt er sich eine Woche Pause. Wirklich ausspannen kann er in der zweimonatigen Winterpause.
Das große Ziel Deisenhofers bleibt der Ironman auf Hawaii. Für Profis ist allein die Teilnahme als Erfolg zu werten, nur eine Elite von 50 Triathleten darf bei der Weltmeisterschaft starten. Nach 2016 wird der Wettkampf auch in diesem Oktober ohne Deisenhofer stattfinden, für ihn eine Enttäuschung.
Hintergrund: Triathleten qualifizieren sich mit Platzierungen und Punkten für Hawaii. Mehr als vier Langdistanzen pro Jahr mutet Deisenhofer seinem Körper aber nicht zu. Als er beim Africa-Ironman im südafrikanischen Port Elizabeth im April „nur“17. wurde, sanken seine Teilnahmechancen merklich. Deisenhofer hätte noch einen zusätzlichen Langdistanz-Triathlon absolvieren müssen, um genügend QualiPunkte zu sammeln. Die Challenge in Roth steht in Konkurrenz zu den Ironman-Veranstaltungen.
Auf Hawaii hätte er sich dann aber nicht optimal vorbereiten können, meint Deisenhofer. Und nur hinfahren und mitmachen, das entspricht nicht seinem Selbstverständnis. Ehrgeizig bekräftigt er: „Wenn ich dabei bin, will ich nicht als Tourist anreisen.“
Daher richtet der 32-Jährige bereits den Fokus auf das kommende Jahr. Im Herbst will er den Grundstein für die Hawaii-Qualifikation 2018 legen: mit guten Platzierungen bei den Triathlon-LangdistanzWettkämpfen in Barcelona (September) oder Arizona (November).