Polizisten aus der Region kommen unverletzt zurück
Der Einsatz hat die Beamten enorm belastet. Die Gewerkschaft sorgt mit einer Online-Fahndung für Wirbel
Königsbrunn Sie haben den Einsatz in Hamburg überstanden: Die rund 100 Polizisten der Königsbrunner Bereitschaftspolizei, die dort beim G20-Gipfel eingesetzt waren, sind alle unverletzt geblieben. Das bestätigte ein Sprecher der Bereitschaftspolizei unserer Zeitung. Fast 20 000 Beamte aus ganz Deutschland sicherten das Treffen der Staats- und Regierungschefs. Bei den schweren Krawallen wurden nach offiziellen Angaben fast 500 Polizisten verletzt.
Astrid Schiffbäumer war in Hamburg dabei. Sie wohnt im Augsburger Umland und ist bayerische Landesbeauftragte der Jungen Polizei – das ist die Nachwuchsorganisation der Deutschen Polizeigewerkschaft. Sie war als Gewerkschafterin vor Ort und hat mit Kollegen die Einsatzkräfte betreut. Sie hätten dort „bürgerkriegsartige Zustände“erlebt. Polizisten seien unter anderem mit Gehwegplatten und Pflastersteinen attackiert worden. Die Gewerkschafter versorgten die Beamten mit Kaffee, heißer Schokolade, Getränken und Süßigkeiten. „Die Aufmunterung war dringend nötig“, sagt Astrid Schiffbäumer. „Viele, teils lange Gespräche zeigten viel Frust bei den eingesetzten Beamten.“Sie und ihre Kollegen seien auch Ansprechpartner für Probleme gewesen. Wenn es etwa bei der Verpflegung mit warmem Essen mangelte – was mehrfach in Hamburg der Fall war – dann wurde das sofort an die Einsatzleitung weitergegeben. Die Polizisten seien bei dem G20-Einsatz irgendwann auch völlig übermüdet gewesen, sagt Astrid Schiffbäumer. Die Polizisten hätten Dienste von 18 bis zu 52 Stunden leisten müssen – mit Ruhezeiten von nur drei Stunden.
Die Beamten der Königsbrunner Hundertschaft bekamen nach ihrer Rückkehr erst mal einige Tage frei. Für Aufregung hat am Wochenende auch ein Fahndungsbild gesorgt, das auf der Facebook-Seite des Königsbrunner Kreisverbands der Deutschen Polizeigewerkschaft stand. Unter der Überschrift „Wanted“war das Foto eines Demonstranten zu sehen mit dem Hinweis, er habe einen Böller ins Gesicht eines Polizisten geworfen. Der Beamte habe deshalb sein Augenlicht verloren. Die Information stammte aus einem Online-Artikel der Bild. Auch andere Internetseiten verbreiteten das.
Der Beitrag der Königsbrunner Gewerkschafter wurde schnell über 4000 Mal in dem sozialen Netzwerk geteilt. Hunderte Nutzer kommentierten das Bild, teils mit Aufrufen zur Lynchjustiz. Das Problem: Der Mann gilt nach Angaben der Hamburger Polizei gar nicht als tatverdächtig. Sie sprach von einer „Online-Hetzjagd“. Zum Glück sei auch niemand erblindet. Die Gewerkschafter haben das Foto, nachdem sie von der Falschmeldungen erfuhren, gelöscht und eine Richtigstellung verbreitet. Ein Verantwortlicher sagte auf Anfrage, es sei ein großer Fehler gewesen, einen inoffiziellen Fahndungsaufruf weiterzuverbreiten. Er sei angesichts der dramatischen Situation für die Beamten in Hamburg aus der Emotion heraus passiert. Man sei von der Resonanz völlig überrascht worden – und habe daraus gelernt.