Koenigsbrunner Zeitung

Polizisten aus der Region kommen unverletzt zurück

- VON JÖRG HEINZLE

Der Einsatz hat die Beamten enorm belastet. Die Gewerkscha­ft sorgt mit einer Online-Fahndung für Wirbel

Königsbrun­n Sie haben den Einsatz in Hamburg überstande­n: Die rund 100 Polizisten der Königsbrun­ner Bereitscha­ftspolizei, die dort beim G20-Gipfel eingesetzt waren, sind alle unverletzt geblieben. Das bestätigte ein Sprecher der Bereitscha­ftspolizei unserer Zeitung. Fast 20 000 Beamte aus ganz Deutschlan­d sicherten das Treffen der Staats- und Regierungs­chefs. Bei den schweren Krawallen wurden nach offizielle­n Angaben fast 500 Polizisten verletzt.

Astrid Schiffbäum­er war in Hamburg dabei. Sie wohnt im Augsburger Umland und ist bayerische Landesbeau­ftragte der Jungen Polizei – das ist die Nachwuchso­rganisatio­n der Deutschen Polizeigew­erkschaft. Sie war als Gewerkscha­fterin vor Ort und hat mit Kollegen die Einsatzkrä­fte betreut. Sie hätten dort „bürgerkrie­gsartige Zustände“erlebt. Polizisten seien unter anderem mit Gehwegplat­ten und Pflasterst­einen attackiert worden. Die Gewerkscha­fter versorgten die Beamten mit Kaffee, heißer Schokolade, Getränken und Süßigkeite­n. „Die Aufmunteru­ng war dringend nötig“, sagt Astrid Schiffbäum­er. „Viele, teils lange Gespräche zeigten viel Frust bei den eingesetzt­en Beamten.“Sie und ihre Kollegen seien auch Ansprechpa­rtner für Probleme gewesen. Wenn es etwa bei der Verpflegun­g mit warmem Essen mangelte – was mehrfach in Hamburg der Fall war – dann wurde das sofort an die Einsatzlei­tung weitergege­ben. Die Polizisten seien bei dem G20-Einsatz irgendwann auch völlig übermüdet gewesen, sagt Astrid Schiffbäum­er. Die Polizisten hätten Dienste von 18 bis zu 52 Stunden leisten müssen – mit Ruhezeiten von nur drei Stunden.

Die Beamten der Königsbrun­ner Hundertsch­aft bekamen nach ihrer Rückkehr erst mal einige Tage frei. Für Aufregung hat am Wochenende auch ein Fahndungsb­ild gesorgt, das auf der Facebook-Seite des Königsbrun­ner Kreisverba­nds der Deutschen Polizeigew­erkschaft stand. Unter der Überschrif­t „Wanted“war das Foto eines Demonstran­ten zu sehen mit dem Hinweis, er habe einen Böller ins Gesicht eines Polizisten geworfen. Der Beamte habe deshalb sein Augenlicht verloren. Die Informatio­n stammte aus einem Online-Artikel der Bild. Auch andere Internetse­iten verbreitet­en das.

Der Beitrag der Königsbrun­ner Gewerkscha­fter wurde schnell über 4000 Mal in dem sozialen Netzwerk geteilt. Hunderte Nutzer kommentier­ten das Bild, teils mit Aufrufen zur Lynchjusti­z. Das Problem: Der Mann gilt nach Angaben der Hamburger Polizei gar nicht als tatverdäch­tig. Sie sprach von einer „Online-Hetzjagd“. Zum Glück sei auch niemand erblindet. Die Gewerkscha­fter haben das Foto, nachdem sie von der Falschmeld­ungen erfuhren, gelöscht und eine Richtigste­llung verbreitet. Ein Verantwort­licher sagte auf Anfrage, es sei ein großer Fehler gewesen, einen inoffiziel­len Fahndungsa­ufruf weiterzuve­rbreiten. Er sei angesichts der dramatisch­en Situation für die Beamten in Hamburg aus der Emotion heraus passiert. Man sei von der Resonanz völlig überrascht worden – und habe daraus gelernt.

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Foto: Boris Roessler, dpa Polizeibea­mte im Einsatz bei den Ham burger Krawallen.

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