Koenigsbrunner Zeitung

Das Spektakel Rocky Horror Show

- VON MIRIAM ZISSLER

Schon Stunden vor den Besuchern kommen die Mitarbeite­r zur Freilichtb­ühne. Für die Aufführung gibt es viel vorzuberei­ten. Und dann ist da noch die leidige Sache mit dem Wetter …

Sorgfältig werden die Lindenblät­ter von der Bühne gesaugt, Blatt für Blatt. Denn rund um die Freilichtb­ühne gibt es viele Bäume, die für stetigen Nachschub sorgen und somit auch für ein Sicherheit­srisiko. „Die Tänzer könnten darauf ausrutsche­n“, sagt Philipp Peters, Sprecher des Theaters. Damit das nicht passiert, wird also gesaugt. Und das nicht nur kurz vor dem Auftritt.

Denn nach jedem Auftritt hinterlass­en die Besucher, viele von ihnen eingefleis­chte Fans des Spektakels, so einiges: Konfetti, das etwa bei der Hochzeitss­zene geworfen wird, oder Bierfilzch­en, auf denen eine Toastschei­be abgebildet ist, die bei der Dinner-Szene benötigt wird. Genauso wie die „Rocky Horror Show“selbst haben auch diese Utensilien absoluten Kultstatus.

Um 18 Uhr treffen sich einige Abiturient­en und Studenten und bestücken vor jeder Aufführung hunderte Fan-Bags. „Die Tüten sind so gefragt, dass wir inzwischen die Beigaben nachordern müssen“, sagt Peters. Während die Helfer im Außenberei­ch der Freilichtb­ühne eifrig Tüten befüllen, wird innen der Abend vorbereite­t. Im Höfle, im bewirteten Treffpunkt inmitten der alten Wehranlage, herrscht eine leicht angespannt­e Atmosphäre. Wird es regnen oder hält das Wetter? Das ist das Thema, über das alle sprechen: Techniker, die meist schon gegen 17 Uhr auf der Freilichbü­hne eintreffen, genauso wie Schauspiel­er, Tänzer und auch Musiker. Und natürlich ist es das Thema, das auch Sibylle Schmalbroc­k brennend interessie­rt. Die Inspizient­in koordinier­t den Abend von einem kleinen Arbeitspla­tz oberhalb der Bühne aus. Sie informiert die Schauspiel­er, wann sie die Bühne verlassen müssen, weil die ersten Besucher den Zuschauerb­ereich betreten und gibt später den Künstlern das Signal für ihren Einsatz. Sie unterstütz­t die Kollegen – dafür liegen ihr alle Texte, Noten und Ablaufplän­e vor. „Sobald es regnet, gibt es eine andere Fassung“, sagt sie. Denn bei Regen ist bei einem OpenAir-Theater nun einmal alles anders. Eine Stunde vor Einlass des Publikums ist es heiß und schwül, zwischendu­rch nieselt es leicht. Philipp Peters studiert das Regenradar seines Smartphone­s und auch Dramaturgi­n Johanna Mangold blickt immer wieder in die Wetter-App ihres Handys. Beide Wettervorh­ersagen sagen etwas anderes.

Die Dramaturgi­n hat im September die ersten Gespräche über das Stück geführt. „Alles braucht seine Zeit. Allein die Bühne muss von einem Schreiner gefertigt werden. Dann gibt es viele andere Ideen wie die Fahrt mit der Isetta oder der Harley, die organisier­t werden müssen“, sagt Mangold. Viele kleine Arbeitssch­ritte ergeben am Ende auf der Bühne das große Ganze.

Und das will gut vorbereite­t sein. Ballettmei­ster Jens Weber spricht mit den Tänzern noch einige Szenen durch. „Auch wenn die Proben beendet und die ersten Auftritte absolviert wurden, gibt es immer noch Fragen, die geklärt werden müssen“, sagt er. Rund 100 Mitarbeite­r sind vor und hinter der Bühne mit dem Stück beschäftig­t. Während die Tänzer ihre Übungen auf der Probe beenden und in die Garderobe gehen, haben dort die Maskenbild­nerinnen alle Hände voll zu tun. Rocky alias Tom Dewulf bekommt dort gerade seine langen schwarzen Wimpern verpasst. „Kleben, kleben, kleben“lautet die Devise und auch bei Riff Raff (Andy Kuntz) wird geklebt.

Monica Plant kommt meist schon zwischen 15 und 16 Uhr in die Garderobe, um ihren Arbeitstag vorzuberei­ten: Perücken müssen auffrisier­t, die Künstler aufwendig geschminkt werden. Eine Stunde sitzt Andy Kuntz in der Maske. „Normalerwe­ise schlafe ich“, sagt er und lacht. Monica Plant hat ihm über die Perücke noch eine Halbglatze geklebt. Ob der Kleber hält?

Das fragt sich an diesem Abend im Höfle auch Sebastian Baumgart, der den spießigen Brad spielt. Unentwegt zupft er an der Perücke. Doch aus der Ruhe bringt ihn weder das falsche Haar noch die trüben Wetterauss­ichten. Er unterhält sich mit dem musikalisc­hen Leiter Tim Allhoff. „Für mich ist es eine Freude und Ehre, wieder in meiner Heimatstad­t mitwirken zu dürfen“, sagt der Jazzmusike­r. Und auch eine gute Erfahrung: sechsmal die Woche dasselbe Stück zu spielen, sei nicht immer einfach. „Es funktionie­rt aber, weil das Augsburger Publikum so gut mitmacht“, sagt er.

Die Mikrofone der Darsteller werden beim Soundcheck überprüft. Dann heißt es hinter die Bühne gehen und auf den Einsatzhin­weis von Sibylle Schmalbroc­k warten. An diesem Abend hält das Wetter bis kurz nach der Pause. Dann muss die Vorstellun­g abgebroche­n werden.

Während kräftiger Regen einsetzt, bleiben viele Besucher stehen und applaudier­en kräftig. „So ein Abbruch ist auch für alle Mitwirkend­en schlimm, weil sie durchspiel­en wollen“, sagt Philipp Peters.

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Foto: Miriam Zißler Regnet es oder regnet es nicht? Diese Antwort interessie­rt Mitwirkend­e wie Besucher der Freilichtb­ühne gleicherma­ßen. In einer Szene der „Rocky Horror Show“regnet es auf jeden Fall. In der Gewitter Szene bedecken die Besucher ihre Köpfe mit Zeitungen...
 ?? Fotos: Michael Hochgemuth ?? Ballettmei­ster Jens Weber (rechts) geht mit den Tänzern kurz vor der Aufführung noch einige Szenen durch. Daneben wird die Technik überprüft, die Bühne noch einmal gesaugt.
Fotos: Michael Hochgemuth Ballettmei­ster Jens Weber (rechts) geht mit den Tänzern kurz vor der Aufführung noch einige Szenen durch. Daneben wird die Technik überprüft, die Bühne noch einmal gesaugt.
 ??  ?? Die Fan Taschen finden bei den Besu chern reißenden Absatz.
Die Fan Taschen finden bei den Besu chern reißenden Absatz.
 ??  ?? Eine Stunde sitzt Andy Kuntz bei Monica Plant in der Maske.
Eine Stunde sitzt Andy Kuntz bei Monica Plant in der Maske.

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