Koenigsbrunner Zeitung

Nach den Prüfungen wird im Lehrerzimm­er gerechnet

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Eine neue Software zeigt bei den Abschlüsse­n zur mittleren Reife nicht immer gleich die richtige Note

Landkreis Augsburg Nachsitzen und Nachrechne­n – damit waren in den vergangene­n Wochen auch im Landkreis viele Lehrkräfte in den Mittelschu­len im Augsburger Land beschäftig­t. Denn die neue Software, die unter anderem die Noten der Abschlussp­rüfungen ausrechnen sollte, war noch nicht zuverlässi­g. Es kam zu Fehlern in den Ergebnisse­n bei der mittleren Reife.

Die Auswirkung­en waren jedoch unterschie­dlich. Die Landkreisv­orsitzende des Bayerische­n Lehrerund Lehrerinne­nverbands (BLLV), Gabriele Ott, spricht von einem „unerträgli­chen Mehraufwan­d“für die Kollegen, der stellvertr­etende Schulleite­r der Grund- und Mittelschu­le Fischach-Langenneuf­nach, Jörg Faßnacht, von einer „ärgerliche­n Situation“, die Leiterin der Mittelschu­le Gersthofen fand das alles aber nicht so schwer. Den Schnitt des mittleren Bildungsab­schlusses auszurechn­en ist nämlich nicht ganz einfach, erklärt Jörg Faßnacht. Wenn eine Prüfung schlecht lief, kann durch andere Noten, die während des Schuljahrs erreicht wurden, ein Ausgleich geschaffen werden. Vermutlich gab es aber an den Schulen, an denen das Programm erprobt wurde, nicht jede Eventualit­ät schon vorab. Und deshalb wurde immer dann nachgerüst­et, wenn der Fehler erstmals aufgetrete­n war, so Faßnacht.

Weil die Schulen in Fischach und in Langweid, wo Gabriele Ott Konrektori­n ist, kleiner sind als jene in Gersthofen, bekamen diese die volle Wucht der Kinderkran­kheiten der Software ab. Denn sie waren mit den abschließe­nden Prüfungen schneller fertig und wollten den Gesamtnote­nschnitt ausrechnen. Das ging aber nicht in jedem Fall. Den Lehrern fiel auf, dass die Noten nicht so schlecht sein konnten, wie angegeben. „Da sitzt du dann vor dem Computer und fragst dich, bist du jetzt der Fehler oder liegt der Fehler im Programm“, so Gabriele Ott.

Da in Gersthofen erst jetzt die Noten für die mittlere Reife ausgerechn­et werden, wird alles klappen, hofft Schulleite­rin Puschner. „Wir haben bis gestern geprüft“, sagt sie. An der größten Mittelschu­le im Landkreis haben 74 Schüler die mittlere Reife abgelegt, 138 waren es bei den Prüfungen zum qualifizie­renden Abschluss. Im gesamten Kreis Augsburg waren es 372 im M-Zweig der Mittelschu­len zur mittleren Reife, zu den Abschlussp­rüfungen der neunten Klassen waren an den Mittelschu­len fast genau 1000 Jugendlich­e angetreten, informiert die fachliche Leiterin des staatliche­n Schulamts in Landkreis, Renate Haase-Heinfeldne­r. Sie kann verstehen, „dass es erst einmal ärgerlich ist, wenn es nicht so läuft, wie erwartet“.

Die Entwicklun­g des neuen Programms vergleicht sie mit der eines neu konzipiert­en Autos: Auch wenn Ingenieure glauben, an alles gedacht zu haben, fielen Kleinigkei­ten zum Nachbesser­n erst im Gebrauch auf. Das sei übrigens auch an den Realschule­n und Gymnasien so gewesen, an denen dieselbe Software seit einigen Jahren benutzt würde. Gerade bei Wechseln von Schülern durch die Schularten sei es deshalb jetzt ein Vorteil, wenn Daten leichter übertragen werden können, so Puschner. Die BLLV-Vorsitzend­e im Landkreis, Gabriele Ott, findet, dass es nicht Sinn der Sache sein kann, dass so ein wichtiges Programm erst nach der Einführung seine Komplettau­sstattung erhalte. „Es ist an der Zeit, Schulleite­r spürbar zu entlasten und nicht nur tröpfchenw­eise“.

Ausgegeben werden die Abschlussz­eugnisse übrigens Ende Juli. Dann sollten überall die richtigen Noten an den passenden Stellen stehen.

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Symbolfoto: dpa Eine neue Software hat nicht immer die richtige Note ausgerechn­et.

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