Koenigsbrunner Zeitung

Lieber mehr Versammlun­gen als Bürgerfrag­estunden

- VON ADRIAN BAUER

Sollen Königsbrun­ner dem Stadtrat direkt ihre Anliegen vortragen können? Warum eine Mehrheit dagegen ist

Königsbrun­n Das Thema Bürgerfreu­ndlichkeit hat die Königsbrun­ner Stadträte in einer ihrer Sitzungen beschäftig­t. Anlass für die Diskussion war ein Antrag der SPD, die eine Bürgerspre­chstunde einführen wollte, bei denen Menschen dem Stadtrat ihre Anliegen vortragen können.

Die Zuschauerg­ruppen im Stadtrat seien überschaub­ar, bei der Kommunalwa­hl hätten weniger als die Hälfte der Wahlberech­tigten ihre Stimme abgegeben, sagte Florian Kubsch. Mit einer solchen Fragestund­e könne man wieder einen Schritt auf die Bürger zu tun. Die Redemöglic­hkeit könne zum Beispiel zwischen nicht öffentlich­em und öffentlich­em Teil eingeschob­en und die Fragen der Bürger sofort oder in der nächsten Sitzung beantworte­t werden.

Norbert Schwalber (CSU) sprach sich deutlich dagegen aus. Jeder Stadtrat müsse sich selbst fragen, was er für mehr Bürgernähe tun könne. „Ein Gespräch unter Gleichen ist besser, als wenn sich die Menschen mit einem Zettel in der Hand vor den ganzen Rat stellen müssen“, sagte Schwalber. Zudem hätten bereits viele Parteien Stammtisch­e oder Bürgerstun­den, bei denen die Menschen ihre Anliegen vortragen könnten.

Auch das geringe Zuschaueri­nteresse lasse sich so wohl kaum steigern, sagte Schwalber. Abschrecke­nd seien eher lange Worttirade­n, die keiner mehr verstehe: „Wir müssen eine Ebene finden, sachlicher und verständli­cher zu diskutiere­n“, forderte Schwalber. Jürgen Raab (Freie Wähler) sagte, mit Stadträten, Referenten und dem Rathaus gebe es genug Ansprechpa­rtner. Den Nutzen einer Bürgerspre­chstunde sehe er nicht: „Die Erfahrunge­n aus Bürgervers­ammlungen zeigen, dass sich oft Menschen melden, die aus irgendeine­m Grund frustriert sind. Wenn man ihnen dann sagt, dass ihre Frage erst in der nächsten Sitzung beantworte­t wird, bringt sie das auch nicht weiter“, sagte Raab. Doris Lurz (Grüne) war der Meinung, ein Auftritt vor dem ganzen Stadtrat sei eher abschrecke­nd. Sie plädierte dafür, das Angebot zu erneuern, die Stadträte als Bindeglied zum Rathaus zu sehen.

Bürgermeis­ter Franz Feigl (CSU) lobte den Gedanken hinter dem SPD-Antrag, die Fragestund­e sei allerdings aus seiner Sicht das falsche Mittel. Zum einen, weil man dann die Redezeit begrenzen müsse. Zum anderen, weil schon eine halbe Stunde dem Stadtrat als Diskussion­szeit für die anstehende­n Themen fehle. Schon jetzt kommt man immer wieder nicht mit der Tagesordnu­ng durch. „Eventuell könnte man aber vierteljäh­rlich eine kleine Bürgervers­ammlung einführen, rotierend an verschiede­nen Orten in der Stadt“, sagte Feigl. So könne man wieder mehr Dialog mit dem Menschen erreichen, ohne die Sitzungsze­it des Stadtrats einzuschrä­nken.

„Wenn es das ist, was unser Antrag ausgelöst hat, dann ist das gut“, sagte Florian Kubsch. Nichtsdest­otrotz halte er die Bürgerfrag­estunde für ein gutes Instrument, um den Dialog zu fördern. Man könne ja eines tun, ohne das andere zu lassen. Auch sei es nicht nötig, in jeder Sitzung eine Fragestund­e anzusetzen – zumal die Erfahrung aus anderen Städten zeige, dass auch nicht bei jedem Termin Bürger vom Rederecht Gebrauch machen.

Bei der Abstimmung entschied sich der Stadtrat mit 14:10 gegen die Bürgerfrag­estunde. Ändern soll sich dagegen in Zukunft die Bearbeitun­gszeit bei Anträgen der Stadträte. Die Freien Wähler hatten dies beantragt, da in den vergangene­n Jahren einige Vorstöße von Parteien nur schleppend oder gar nicht auf die Tagesordnu­ng kamen – auch wenn dies zuletzt wieder besser geworden sei. „Manche Anträge sind im Detail komplex. Es stellte sich oft die Frage: Will ich dem Stadtrat ein umsetzbare­s Ergebnis präsentier­en oder nur eine Diskussion“, sagte Franz Feigl. Er habe gelernt, dass Zweiteres gewünscht sei.

Das wollte Florian Kubsch so nicht gelten lassen. Man habe bei eigenen Anträgen Zielvorste­llungen angegeben, bis wann sie dem Stadtrat vorgelegt werden sollten. Nicht alle wurden eingehalte­n. Mit guten Worten sei es daher nicht mehr getan. Er warf dem Bürgermeis­ter „permanente Winderei“vor bei Themen, die nicht genehm seien.

Man einigte sich darauf, dass sich der Stadtrat künftig in der nächsten oder übernächst­en Sitzung nach Eingang mit einem Antrag befassen wird – und sei es dann nur mit einer Diskussion, ob ein Thema durch die Verwaltung weiter aufgearbei­tet werden muss oder nicht.

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