Echter Ehren Schwabe aus dem Egerland
Wenn wer im Augsburger Land Geschichte geschrieben hat, dann war es Walter Pötzl. Nun hat ihn der Bezirk besonders ausgezeichnet
Landkreis Augsburg/Neusäß Prof. Walter Pötzl ist Träger der SiebenSchwaben-Medaille. Die Auszeichnung des Bezirks Schwaben verlieh Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert im Rahmen des Landkreisfestes in Dinkelscherben (Landkreis Augsburg) an den Neusässer Historiker und ehemaligen Kreisrat (wir berichteten bereits kurz).
Reichert unterstrich Pötzls besonderes mehr als 30-jähriges Engagement als Kreisheimatpfleger an der Spitze der Kultur- und Heimatpflege des Landkreises Augsburg. Dieses Amt gab er vor zwei Jahren ab. Seine Nachfolgerin wurde seine langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Kreisheimatpflege, Claudia Ried.
Reichert sagte: „Professor Walter Pötzl versteht es, Groß und Klein für historische Themen zu begeistern, und vermittelt bis heute Heimatgeschichte anschaulich und spannend, kurzum, er bringt sie wie kein Zweiter zum Sprechen.“Die Sieben-Schwaben-Medaille ist eine der höchsten Auszeichnungen, die der Bezirk zu vergeben hat. Gewürdigt werden damit besondere Verdienste um Schwaben.
Wolfgang Wüst, der frühere Direktor des Augsburger Stadtarchivs, rief den Zuhörern auch Pötzls legendär hohes Arbeitstempo in Erinne- rung: „Walter Pötzl bestellte am Tag ,cito, cito‘ (schnell, schnell) das Zehnfache gegenüber anderen Archivbenützern. Aber man freute sich stets an den durchwegs sehr gut bebilderten Abhandlungen aus seiner Feder.“
Wüst, seit vielen Jahren Lehrstuhlinhaber für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, verwies auf die sorgfältige Recherche seines Kollegen, der eine über zwanzigbändige Reihe zu historischen Themen des Augsburger Landes verfasst hat: „Monate tauchte er in Archive ab, stöberte in alten Akten, Briefen, Stichen und amtlichen Einträgen. Hunderte von Familienwappen hat er zum Sprechen gebracht, ist Mördern, Räubern und Hexen nachgestiegen, hat Sagen, Legenden und Ortsneckereien aufgespürt. Und selbst das Thema historischer Brandbekämpfung und der Genese der Feuerwehren ging er (2010) an: ,Feurio! Es brennt …‘ “
Vor allem „verstand es der Sieben-Schwaben-Jubilar“, so Wolfgang Wüst, „stets auch die richtigen Leute anzusprechen und in die Projekte zu integrieren, um in überschaubarer Zeit beste Ergebnisse zu erzielen. Von erstaunlicher Breite ist demnach sein wissenschaftliches Interesse: Kirchen- und Klostergeschichte, Volkskunde, Rechts-, Wirtschafts-, Sozial- und Bildungsgeschichte, und nicht zuletzt Kultur und Kunst in einem weiteren Verständnis.“
Nicht unerwähnt bleiben sollte laut Wüst, dass Walter Pötzl „ja richtiger Schwabe von Geburt eigentlich auch nicht war mit seinen egerländischen Wurzeln, weshalb sein Schwaben-Engagement umso erstaunlicher und gewichtiger ist“.