Raritäten aus Omas Haushaltskammer
Der Quartierstreff in der Siedlung zeigt Geräte aus früheren Hausständen
Bobingen Siedlung Das glänzende kugelige Ding mit dem großen Hebel an der Kopfseite schaut wie ein Prototyp des alten Sputniks aus. Doch es ist keineswegs ein Satellit. Der Gegenstand ist einer von über hundert Unikaten, die im Quartierstreff am Wertachzentrum in der Bobinger Siedlung ausgestellt sind. Dort ist zu den Öffnungszeiten Nostalgisches zu sehen: „Haushaltsgegenstände und -geräte erzählen die Geschichte der Siedlung.“Das kugelige Ding ist übrigens eine alte Hand-Waschmaschine, die keinen Strom brauchte. In der Trommel entsteht Unterdruck, durch manuelles Kurbeln wird die Wäsche sauber.
Neben diesem Gerät gibt es noch viele andere Raritäten aus den letzten Jahrzehnten. Neben einer Triumph-Schreibmaschine, einem Grundig-Spulentonbandgerät und einer Kartoffelpresse geben sich dort auch eine Vakuumpumpe, ein Tauchsieder, eine Puppenküche und ein Butterfass ein Stelldichein. Wecktöpfe, Einkocher und Waschzubehör sind ebenso vertreten wie eine Milchkanne, die in eine Aktentasche passt. Zum verdeckten „Hamstern“auf dem Bauernhof, wie ein Begleittext versichert. Eine Tuchstickerei stellt fest: „Eigener Herd ist Goldes wert.“
Die Haushaltsgegenstände erzählen vom Essen, Kochen, Backen, Saubermachen, Waschen, Bügeln, Einkochen, Schneidern und Handarbeiten der letzten Jahrzehnte. Sie spiegeln aber auch den damaligen Lesestoff für Kleinkinder wider. Dafür stehen Buchtitel wie „Mit Roswitha ins Märchenland“und „Die Geschichte von der Wiese“. Man merkt ihnen an, dass sie durch viele Hände gegangen sind und zahlreiche Kinder erfreut haben. Initiatorin der Ausstellung ist Gertraud Rohm-Hetges. Die Idee für die Präsentation zur 80-JahrFeier der Bobinger Siedlung kam ihr, als sie die alten Gegenstände in ihrem Elternhaus entdeckte. „Die Eltern waren Heimatvertriebene“, erzählt sie. „Sie stammten aus Südmähren.“Die Sammelleidenschaft lasse sich dadurch erklären, dass sie einmal bereits alles verloren hatten, meint Rohm-Hetges.
Als sich die Jubiläumsfeier mehr und mehr abzeichnete, startete sie zusätzlich einen Aufruf. „Ich habe die Siedler aufgefordert, nach alten Raritäten zu forschen und sie der Ausstellung als Leihgabe zur Verfügung zu stellen“, berichtet sie. So seien weitere Gegenstände, Bilder, Geräte und Stickereien zusammengekommen.
Doch die Präsentation sollte für die Besucher kein Ein-Tages-Erlebnis darstellen. So wurde beschlossen, sie im Quartierstreff eine Zeit lang weiter auszustellen. Die Raritäten, die eindrucksvoll die Haushaltsgeschichte der Bobinger Siedlung reflektiert, sind noch bis einschließlich 20. Juli zu sehen.
ODie Öffnungszeiten: Montag von 10 bis 12 Uhr, Dienstag von 14 bis 16 Uhr und Donnerstag von 18 bis 20 Uhr.