Mehr als nur das Dorf im Blick
Scherstettens Bürgermeister Robert Wippel ist seit fast 27 Jahren politisch aktiv. In der Mitte der laufenden Amtszeit nennt er schon Themen für die Zeit danach
Herr Wippel, 27 Jahre Kommunalpolitik liegen hinter Ihnen, neun Jahre als Bürgermeister. Nehmen wir nur mal die laufende Amtsperiode: Was wurde aus den Zielen, die Sie sich vor drei Jahren gesetzt haben? Robert Wippel: Gut. Wir haben beständig neue Baugebiete und ein Gewerbegebiet ausgewiesen. Die Planung des Dorfplatzes haben wir auch angefangen. Beim Breitbandausbau waren wir eine der ersten Gemeinden, die in die Förderprogramme eingestiegen ist. Dazu haben wir, auch mit Unterstützung der Vereine Spielplätze gebaut. Auch viele kleine Dinge laufen einfach durch. So stellen wir die komplette Straßenbeleuchtung Zug um Zug auf LED um und sanieren unsere Ortsstraßen kontinuierlich nach festgelegten Prioritäten.
Die Anfrage nach Bauplätzen im neuen Baugebiet „Am Birstling“war am Anfang etwas schleppend. Wie sieht es nun dort und mit den anderen Bauflächen aus? Wippel: Inzwischen gibt es „Am Birstling“nur noch zwei von 14 Grundstücken. Vor allem junge Familien haben da Interesse. Es zeigt sich, dass wir durch einen eigenen Kindergarten und die gute Anbindungen an die Schulen attraktiv sind. In Konradshofen ist noch ein Platz frei, den halten wir aber zurück. Für einige der fünf Grundstücke gibt es schon erste Anfragen.
Schon vor drei Jahren haben Sie sich einen Dorfladen gewünscht, beim Gewerbegebiet ist nun ein Discounter wieder abgesprungen. Wie wichtig wäre eine solche Einrichtung? Wippel: Das wäre eine wichtige Sache. Schade, dass es im Gewerbegebiet nicht geklappt hat. Die Lage, gerade auch durch die Staatsstraße daneben, ist in meinen Augen ideal. Sie haben ja schon gesagt, dass der Kindergarten ein wichtiger Faktor für die Gemeinde ist. Wenn Scherstetten und Konradshofen weiterwachsen, wird es aber bald eng ... Wippel: Der Kindergarten ist toll ausgestattet, und wir haben super Personal. Nun wird die alte Schule in Scherstetten, in der der Kindergarten untergebracht ist, energetisch saniert. Mein Büro liegt neben dem Gruppenraum. Braucht der Kindergarten mehr Platz, dann ziehe ich halt aus. Für mein Büro lassen sich andere Räume finden, da gehen die Kinder vor. Wie viele anderen Gemeinden ist es auch Scherstetten gelungen, den Schuldenstand deutlich zu reduzieren, ohne dabei die Infrastruktur zu Vernachlässigen. Das kann ja nicht alleine am Konjunkturaufschwung liegen. Wippel: Der Schuldenabbau war eines meiner obersten Ziele. Jetzt beträgt die Pro-Kopf-Verschuldung 234 Euro, das ist der niedrigste Wert der VG-Stauden-Gemeinden. Ein wichtiger Schritt dahin war, dass wir in der harten Zeit viele kleine, aber bezahlbare Projekte umgesetzt haben. So konnten wir die Gemeinde weiterentwickeln und Schulden ab- bauen. Die Konjunkturentwicklung hat das natürlich noch beschleunigt.
Das Thema Dorfplatz war schon vor drei Jahren auf Ihrer Liste, zuletzt stellten sich Planer für ein solches Projekt im Gemeinderat vor. Wie geht es mit dem Wunsch weiter? Wippel: Wir schauen uns alle Möglichkeiten an. Wie groß das Ganze wird, ist noch offen. Es könnte ein Projekt mit ELER-Förderung werden, genauso gut ist eine kleine Lösung ohne Fördergelder drin. Uns ist wichtig, dass das, was kommt, ins Ortsbild passt. Ein beherrschendes Thema in den Stauden ist der gemeinsame Bauhof. Als Vorsitzender der VG Stauden waren Sie daran maßgeblich beteiligt. Wie wichtig ist das Projekt? Wippel: Sehr wichtig. Aus Gesprächen mit anderen Bürgermeisterkollegen kenne ich die Sorgen und Probleme, die die Gemeinden oft mit dem Thema Bauhof haben. Viele haben nur einen Mitarbeiter, da ist es rechtlich und organisatorisch immer ein Drahtseilakt. Der gemeinsame Bauhof wird eine deutliche Verbesserung bringen. Ich hätte aber nicht gedacht, dass es so schnell klappt. Sicher wird es am Anfang ein paar Probleme geben, aber es gehört dazu, wenn alte Strukturen aufgegeben werden und neue kommen. Es ist ein Geben und Nehmen.
Als VG-Vorsitzender haben Sie nicht nur mit dem gemeinsamen Bauhof neues auf den Weg gebracht. Wippel: Ich habe gleich am Anfang gesagt, dass ich als Vorsitzender Akzente setzen will. Die VG darf nicht nur ein Sammelpunkt für die Akten sein, sie soll die Gemeinden zusammenbringen. Da haben die beteiligten Gemeinden in den vergangenen Jahren viel dazu beigetragen. Sei es der gemeinsame Schlauchpool der Feuerwehren oder das digitale Ratsinformationssystem oder die interkommunale Zusammenarbeit beim Breitbandausbau. Die VG wird immer mehr zu einer richtigen Gemeinschaft – nach nun fast 40 Jahren.
In drei Jahren steht die nächste Wahl an. Wollen Sie weitermachen? Wippel: Ja. Es gibt noch genug zu tun. Wir wollen weiter Bauplätze ausweisen, der Dorfplatz soll kommen und auch in Sachen Kläranlage kommen Anforderungen auf uns zu. Wichtig ist aber auch, dass mir die Arbeit Spaß macht. Der Gemeinderat ist top, wir haben ein sehr professionelles Verhältnis.
Interview: Christian Kruppe