Was Radler wirklich brauchen
Ziel der Radlnacht, hieß es im Vorfeld von Baureferent Gerd Merkle, sei es, Lust aufs Fahrradfahren zu machen. Das hat geklappt. Wer am Samstagabend dabei war, sah fast durchweg gut gelaunte, entspannte Menschen. Radeln ist etwas Alltägliches – auf dem Rad mit tausenden anderen Menschen zusammen durch die Stadt zu fahren und Augsburg auch aus anderen Blickwinkeln als üblich betrachten zu können, ist hingegen ein außergewöhnliches, auch originelles Gemeinschaftserlebnis.
Freilich sagte Merkle auch, man wolle damit die „Toleranz und Akzeptanz“zwischen den Verkehrsteilnehmern fördern. Ob das mit der zweiten Radlnacht funktioniert hat, darf hingegen bezweifelt werden. Das liegt schon daran, dass eine Veranstaltung dieser Größe auch künftig nicht zu organisieren sein wird, ohne dass Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel, Autofahrer und Anwohner zum Teil deutliche Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Dass fast 60 Autos für die Radlnacht abgeschleppt wurden, ist eine unangenehme Begleiterscheinung des Events.
Dennoch: Die Radlnacht war eine größtenteils gelungene Angelegenheit, auch wenn sie womöglich nicht dazu beigetragen hat, Verständnis unter den Verkehrsteilnehmern zu fördern. Ob dies überhaupt das erklärte Ziel des Ereignisses sein muss, ist auch eine Frage für sich, denn Fahrradfahrer haben kein Akzeptanzproblem. So sinnvoll es ist, den Anteil des Radverkehrs erhöhen und die Infrastruktur für Radler verbessern zu wollen: Großveranstaltungen dieser Art bräuchte es dazu eigentlich nicht – im Gegensatz zu politischem Willen und dessen Umsetzung.