Hunderte Feuerzeuglichter und flammende Rockmusik
Wie Helter Skelter das Publikum in die Stimmung der feurigen Jugendzeit versetzt
Königsbrunn Es hält nur wenige Besucher auf den Sitzplätzen an der Seite, die meisten drängen sich in die Mitte und möglichst weit nach vorne. Bei „Stairway to Heaven“(Led Zeppelin) werden die Feuerzeuge gezückt und bei „I came for you“(Manfred Mann) hüpft die Masse im Takt auf und ab. „Das ist die Musik unserer Jugend“, jubelt nicht nur Wolfgang Reinsch, der diesmal hier nur Teil des Publikums ist, aber vor lauter Glück Luftgitarre spielt. Helter Skelter macht es möglich.
Die dritte Abendveranstaltung des Königsfestivals ging für einige „Offizielle“gleich mal gut los. Bürgermeister Franz Feigl hatte sich noch schnell seiner Krawatte entledigt, weil das für die Ansage einer Rockgruppe doch ein bisschen zu formell gekleidet gewesen wäre. Kulturreferent Christian Toth erntete erst viel Beifall, nämlich als er Helter Skelter ankündigte, und dann doch etliche lustig gemeinte Buhrufe und Pfiffe, als er gestand, dass er die Gruppe bisher noch nicht gehört habe. Toth hatte im Vorfeld dazu den Versuch gestartet, aber keine Karten mehr für das von ihm ausgesuchte Konzert bekommen. Nun hatte er am Samstag, mit rund 750 weiteren Besuchern Gelegenheit, die beste Coverband weit und breit zu hören. So bezeichnet Fan Karl-Heinz Brandt aus Klosterlechfeld Helter Skelter.
Er hat schon viele Konzerte der Band besucht und sich auch Gedanken gemacht, warum die so gut sind: „Die sieben Musiker schaffen mit ihren Instrumenten immer einen Klangteppich und geben dann dem jeweiligen Solisten Raum und Gelegenheit, seinen Part vorzutragen“, erklärt er den super Sound. Auch findet Brandt es bemerkenswert, dass Bandleader Peter Schreiner auf der Bühne nicht als Oberboss agiere, sondern alle Musiker abwechselnd in den Vordergrund rücken und ihre Stärken ausleben können. Eine weitere Erklärung, wenn man denn nach Erklärungen sucht, wie eine Coverband es schafft sich so zu etablieren, dass sie sich die Bühnen aussuchen kann, auf denen sie spielt, ist die Auswahl der gespielten Songs. Ein sehr breit gefächertes Repertoire der 60er- und 70er-Rockjahre sorgt für beste Stimmung, quasi vom ersten Ton an.
Egal ob Baker Street von Gerry Rafferty mit Saxofonphrasen von Andrea Emser brillant gespielt, Deep-Purple-Songs, bei denen sich Keyboarder Sascha Waibel austoben darf und bei denen Sänger Dan Lucas sich zu extremen Stimmhöhen antreibt („Child in Time“), bis hin zu Bruce-Springsteen-Songs, die der Boss Peter Schreiner interpretiert: Das Publikum tanzt, klatscht und singt mit. E-Gitarrist Peter Stapfer ist auch am Keyboard ein Ass und singt dazu den Supertramp Hit: „Logical Song“.
Die Mischung machts und so legt Schlagzeuger Oliver Dumin, mit 27 Jahren der Youngster der Band, ein Solo hin, dass nicht nur überzeugt, sondern begeistert gefeiert wird. Ebenfalls völlig lässig und unerlässlich, denn ohne einen guten Bassisten geht es nicht, ist Jens Mutter. Dass die Sieben selbst ihren Spaß auf der Bühne haben, ist nicht zu übersehen und so ist es kein Wunder, dass der Funke sofort überspringt und sich im Laufe des rund dreistündigen Konzertes zu einer lodernden Flamme entwickelt.
Super erfolgreich, aber überhaupt nicht arrogant – so kommt die Band an. Nicht nur auf der Bühne nahbar und in direktem Kontakt, sondern auch vor und nach dem Konzert. So unterbricht Gitarrist Peter Stapfer seine Suche nach seinen Kollegen auf dem Gelände und unterhält sich ungezwungen mit Besuchern. Auch Peter Schreiner gibt backstage lebhaft Antworten auf Fragen, albert mit Kollegin Andrea Emser herum, lässt sich fotografieren und verpasst beinahe seinen Einsatz.
Den Einsatz von Veranstalter Wolfgang Sarnowski und seines Teams vom Spiegelsaal, Helter Skelter nach Königsbrunn zu holen, loben auch Conny Liedtke und Monika Salgut gegenüber unserer Zeitung stellvertretend für die vielen Rockfans, die die Musiker nicht ohne etliche Zugaben gehen ließen.