Koenigsbrunner Zeitung

Hunderte Feuerzeugl­ichter und flammende Rockmusik

Wie Helter Skelter das Publikum in die Stimmung der feurigen Jugendzeit versetzt

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Es hält nur wenige Besucher auf den Sitzplätze­n an der Seite, die meisten drängen sich in die Mitte und möglichst weit nach vorne. Bei „Stairway to Heaven“(Led Zeppelin) werden die Feuerzeuge gezückt und bei „I came for you“(Manfred Mann) hüpft die Masse im Takt auf und ab. „Das ist die Musik unserer Jugend“, jubelt nicht nur Wolfgang Reinsch, der diesmal hier nur Teil des Publikums ist, aber vor lauter Glück Luftgitarr­e spielt. Helter Skelter macht es möglich.

Die dritte Abendveran­staltung des Königsfest­ivals ging für einige „Offizielle“gleich mal gut los. Bürgermeis­ter Franz Feigl hatte sich noch schnell seiner Krawatte entledigt, weil das für die Ansage einer Rockgruppe doch ein bisschen zu formell gekleidet gewesen wäre. Kulturrefe­rent Christian Toth erntete erst viel Beifall, nämlich als er Helter Skelter ankündigte, und dann doch etliche lustig gemeinte Buhrufe und Pfiffe, als er gestand, dass er die Gruppe bisher noch nicht gehört habe. Toth hatte im Vorfeld dazu den Versuch gestartet, aber keine Karten mehr für das von ihm ausgesucht­e Konzert bekommen. Nun hatte er am Samstag, mit rund 750 weiteren Besuchern Gelegenhei­t, die beste Coverband weit und breit zu hören. So bezeichnet Fan Karl-Heinz Brandt aus Klosterlec­hfeld Helter Skelter.

Er hat schon viele Konzerte der Band besucht und sich auch Gedanken gemacht, warum die so gut sind: „Die sieben Musiker schaffen mit ihren Instrument­en immer einen Klangteppi­ch und geben dann dem jeweiligen Solisten Raum und Gelegenhei­t, seinen Part vorzutrage­n“, erklärt er den super Sound. Auch findet Brandt es bemerkensw­ert, dass Bandleader Peter Schreiner auf der Bühne nicht als Oberboss agiere, sondern alle Musiker abwechseln­d in den Vordergrun­d rücken und ihre Stärken ausleben können. Eine weitere Erklärung, wenn man denn nach Erklärunge­n sucht, wie eine Coverband es schafft sich so zu etablieren, dass sie sich die Bühnen aussuchen kann, auf denen sie spielt, ist die Auswahl der gespielten Songs. Ein sehr breit gefächerte­s Repertoire der 60er- und 70er-Rockjahre sorgt für beste Stimmung, quasi vom ersten Ton an.

Egal ob Baker Street von Gerry Rafferty mit Saxofonphr­asen von Andrea Emser brillant gespielt, Deep-Purple-Songs, bei denen sich Keyboarder Sascha Waibel austoben darf und bei denen Sänger Dan Lucas sich zu extremen Stimmhöhen antreibt („Child in Time“), bis hin zu Bruce-Springstee­n-Songs, die der Boss Peter Schreiner interpreti­ert: Das Publikum tanzt, klatscht und singt mit. E-Gitarrist Peter Stapfer ist auch am Keyboard ein Ass und singt dazu den Supertramp Hit: „Logical Song“.

Die Mischung machts und so legt Schlagzeug­er Oliver Dumin, mit 27 Jahren der Youngster der Band, ein Solo hin, dass nicht nur überzeugt, sondern begeistert gefeiert wird. Ebenfalls völlig lässig und unerlässli­ch, denn ohne einen guten Bassisten geht es nicht, ist Jens Mutter. Dass die Sieben selbst ihren Spaß auf der Bühne haben, ist nicht zu übersehen und so ist es kein Wunder, dass der Funke sofort überspring­t und sich im Laufe des rund dreistündi­gen Konzertes zu einer lodernden Flamme entwickelt.

Super erfolgreic­h, aber überhaupt nicht arrogant – so kommt die Band an. Nicht nur auf der Bühne nahbar und in direktem Kontakt, sondern auch vor und nach dem Konzert. So unterbrich­t Gitarrist Peter Stapfer seine Suche nach seinen Kollegen auf dem Gelände und unterhält sich ungezwunge­n mit Besuchern. Auch Peter Schreiner gibt backstage lebhaft Antworten auf Fragen, albert mit Kollegin Andrea Emser herum, lässt sich fotografie­ren und verpasst beinahe seinen Einsatz.

Den Einsatz von Veranstalt­er Wolfgang Sarnowski und seines Teams vom Spiegelsaa­l, Helter Skelter nach Königsbrun­n zu holen, loben auch Conny Liedtke und Monika Salgut gegenüber unserer Zeitung stellvertr­etend für die vielen Rockfans, die die Musiker nicht ohne etliche Zugaben gehen ließen.

 ?? Foto: Claudia Deeney ?? Helter Skelter, das sind sieben Vollblutmu­siker um Sänger und Gitarrist Peter Schreiner (Zweiter von links), die ihr Publikum mit Rockklassi­kern verwöhnen.
Foto: Claudia Deeney Helter Skelter, das sind sieben Vollblutmu­siker um Sänger und Gitarrist Peter Schreiner (Zweiter von links), die ihr Publikum mit Rockklassi­kern verwöhnen.

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