Wenn Küssen zum Problem wird
Doping ist ein ernstes Thema. Da hat der Spaß ein Loch. Und doch geben ertappte Dopingsünder oft die besten Vorlagen für RealSatire. Mit ihren Versuchen, die Einnahme illegaler Substanzen zu rechtfertigen, liefern die Sportler unfreiwillig Schenkelklopfer.
Die Liste der dümmsten Ausreden ist lang. Nachdem der Radprofi Tyler Hamilton des Blutdopings überführt worden war, erklärte er sich zum Mischwesen. Die fremden Zellen in seinem Körper seien von den Stammzellen seines vor der Geburt gestorbenen Zwillingsbruders produziert worden. Gruselig – hoffentlich schlüpft nicht irgendwann ein kleiner Alien aus Hamiltons Bauch.
Ebenso kreativ die Begründung der Mountainbikerin Yvonne Kraft. Der Asthma-Inhalator ihrer Mama soll in ihrem Beisein explodiert sein. Vor Schreck habe sie „huch“gesagt und versehentlich eine Dosis inhaliert. Läufer Dieter Baumann berichtete von einer verseuchten Zahnpasta-Tube. Dem gutgläubigen Herzilein Jan Ullrich hat „irgendwer“in der Disco zwei Pillen angedreht. Und die hat er dann halt geschluckt.
Ganz nach vorne in der Hitliste der Ausreden stürmte nun Gil Roberts. Der 28-jährige Läufer, der bei den Sommerspielen in Rio Gold mit der 4x400-Meter-Staffel geholt hatte, war im Mai von der amerikanischen Anti-Doping-Agentur gesperrt worden. Ein verbotenes Gichtmittel wurde gefunden. In der Anhörung vor dem Richter erklärte der Amerikaner, dass die positive Probe auf leidenschaftliche Küsse zurückzuführen sei. Seine Freundin habe zuvor ein Mittel gegen eine Nasennebenhöhlen-Entzündung genommen.
Die Substanz sei „durch wiederholte und innige Küsse“in seinen Körper gelangt. Das Schönste an der Liebesgeschichte: Sie hat ein Happy End. Der Richter nahm Roberts die Erklärung ab. Der Profi habe nicht wissen können, dass das Küssen seiner Freundin so gefährlich sei und hob die Suspendierung auf. Ob der Läufer nach der Urteilsverkündung seine Partnerin wieder abbusselte, ist nicht bekannt.