Erfindung spart Internetnutzern viel Zeit
Bei technischen Störungen bleibt oft nur der Anruf beim Kundenservice. Eine an der Hochschule Augsburg entwickelte App könnte das ändern. Einen Prototypen gibt es jetzt. Wie es weitergeht
Das Problem kennt wohl fast jeder: Aus irgendeinem Grund stellen das Handy, der Laptop oder der Computer keine Verbindung zum Internet her. Das kann viele Gründe haben und es droht ein Anruf beim eigenen Internetanbieter inklusive Warteschlange und längerem Gespräch mit dem Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung.
Diesen Prozess verkürzen könnte eine Erfindung von Entwicklern der Hochschule Augsburg. Die App ermöglicht es Kunden von Internetprovidern, Probleme im ersten Schritt selbst zu analysieren und zu lösen, ohne gleich Kontakt aufnehmen zu müssen. Der Prototyp ist jetzt fertig.
Die Idee kam den Augsburger eher beiläufig. „Wir haben im Auftrag italienischer und spanischer Internetanbieter eigentlich an einem anderen Thema gearbeitet. In den Gesprächen stellte sich heraus, dass es für die Firmen ein Problem ist, dass sie technische Probleme nur bis zum Router nachverfolgen können“, sagt Michael Faath von der Hochschule.
„Die Firmen können aber nicht feststellen, ob das Problem vielleicht darin liegt, dass der Kunde Einstellungen an seinem Gerät falsch vorgenommen oder unbewusst geändert hat.“Genau da setzt die neue App an. Da die Probleme der Kunden häufig ähnlich seien, ließen sich die daraus resultierenden Fragestellungen gut verallgemeinern und technisch in einer App umsetzen, so Faath.
Die App erfasst zudem, ob bei sehr populären Internetseiten wie dem sozialen Netzwerk Facebook gerade technische Probleme auftreten und gibt diese Information an den Nutzer weiter. Aktuell werden mehr als 20 beliebte Internetseiten berücksichtigt.
Das Interesse an der Augsburger Entwicklung ist auch bei den Internetdienstleistern groß, schließlich ergeben sich daraus erhebliche Einsparpotenziale im Kundenkontakt. „Der Mitarbeiter am Telefon erhält die Informationen ebenfalls, was mittels der App bereits überprüft wurden, und kann so einige mögliche Fehlerquellen bereits ausschließen, was viel Zeit spart“, sagt Michael Faath.
Die Augsburger sind derzeit in Gesprächen mit mehreren Internetanbietern, um ihr Produkt zu vermarkten. Zunächst soll es in Deutschland zum Einsatz kommen, im zweiten Schritt international. Dabei gibt es zwei Optionen: Große Anbieter wie die Telekom oder Vodafone können die Funktion in ihre eigenen Apps integrieren, für kleinere Dienstleister sei es auch denkbar, dass die App von den Augsburgern programmiert und zur Verfügung gestellt wird, so Faath.
Er arbeitet zusammen mit Benjamin Wöhrl, Christoph Keller und Professor Rolf Winter an dem Projekt, für das sie im vergangenen Juni ein Exist-Stipendium für Jungunternehmer erhalten haben. Darüber hinaus wurde das Augsburger Projekt auch noch beim bundesweiten „Gründerwettbewerb – Digitale Innovationen“ausgezeichnet und damit auch mit einem Preisgeld in Höhe von 7000 Euro gewürdigt.