Archäologie
Die Römer hatten eine Fußbodenheizung
DIENSTAG, 18. JULI 2017
Langerringen Nun ist die Rückkehr Gerhard Ringlers in den Gemeinderat nach dreijähriger Abwesenheit amtlich besiegelt. Bürgermeister Konrad Dobler vereidigte ihn in der jüngsten Sitzung als Nachfolger des zurückgetretenen Manfred Scherbaum. Ringler erklärte, dass er sich nicht danach gesehnt habe, nachdem er erst im Juni sein Amt als Augsburger Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes abgegeben hatte. Er wolle aber den Wählerwillen erfüllen, der ihn als Nachrücker bestimmt habe.
Der ebenfalls auf diese Sitzung verschobene Tagesordnungspunkt, die Vorstellung der archäologischen Grabungsarbeiten im Gewerbegebiet Langerringen-Nord, interessierte Gemeinderäte und Zuhörer gleichermaßen. Anja Seidel berichtete über die im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege durchgeführten Arbeiten. Zu Beginn wies sie daraufhin, dass sich die Staaten der Europäischen Gemeinschaft im Jahr 2002 zum Schutz und Bewahrung des Kulturerbes verpflichtet hätten. Die Bundesrepublik hat diese Aufgabe 2007 an die Bundesländer übertragen, Bayern hat die Verpflichtung zur Untersuchung den Bauherren auferlegt.
Bei den etwa ein Jahr dauernden Arbeiten wurde zunächst die Humusschicht entlang der Erschlie- und der südöstlich angrenzenden späteren Gewerbegrundstücke bis auf die Lehmschicht abgetragen. Dort begann die Suche mittels Metallsonden und aufgrund von Bodenverfärbungen. Die Grabungen förderten um die 500 Fundstücke und zwei Grabstätten zutage, die auf eine keltische Siedlung in der Eisenzeit, also um 800 vor Christus, hinweisen. Um die Zeitenwende wurde diese dann wohl menschenleere Siedlung von Römern bewohnt, das beweisen eine römische Grabstätte und typische Hausgruben, die wie eine Fußbodenheizung funktionierten.
Solche Gruben wurden auch außerhalb der Häuser zur Getreidetrocknung angelegt. In den Hausßungsstraße gruben wurden hauptsächlich altes Geschirr und eiserne Werkzeuge vorgefunden. In einem Brandgrab fand sich ein gut erhaltenes Phallussymbol mit Loch zur Aufnahme an einer Kette. Die Fundstücke wurden nach genauer Dokumentation durch Vermessen und Fotografieren zum Archiv des Landesamtes für Denkmalpflege im Kloster Thieretwa haupten gebracht. Dort werden sie von Fachleuten ausgewertet. „Das dauert noch einige Zeit, ich kann heute noch nichts über deren Bedeutung sagen“, dämpfte Seidel die Erwartungen. Inzwischen hat die Natur die aufgelassenen Gruben wieder zurückerobert, und das Gelände ist zur Erschließung des Gewerbegebietes freigegeben worden.