„Golf muss einfacher werden“
Christian Montén über Regeländerungen
Kempten Ab 2019 planen die Hüter der Golfregeln weitreichende Veränderungen. Dadurch soll das Golfspiel verständlicher, fairer und zukunftsfähiger werden. Kann dieser Plan funktionieren? Wir sprachen darüber mit Christian Montén, 45. Der Kemptener betreibt in Lenzfried zusammen mit Ralf Schwarz eine Golf-Übungsanlage und ist Manager des Golfclubs Memmingen.
Wie beim Fußball wird auch beim Golf über eine Regelreform nachgedacht. Im Gegensatz zu den Kickern freuen sich die Golfer drauf. Ich dachte, die wären die größeren Traditionalisten ... Christian Montén (lacht): Golf ist ein überreglementierter Sport, daher ist es sehr gut, dass mal was geändert wird. Unser Sport ist tatsächlich ganz schön kompliziert. Das fängt schon beim Handicapsystem und den Spielvorgaben an. Man muss jetzt versuchen, Golf in diesem Zusammenhang einfacher zu gestalten. Ein Anfänger sollte nicht erst 1000 Euro beim Golftrainer ausgeben und das dicke Regelbuch auswendig lernen müssen, bevor er loslegen kann.
Aber reicht es dafür, an ein paar Stellschrauben zu drehen und die Vorgaben von 34 auf 24 Regeln zu verschlanken? Montén: Nein, natürlich nicht. Da gehört noch mehr dazu. Das ist ein Teufelskreis. Es spielen einfach zu wenig Menschen Golf, dadurch machen viele Golfanlagen keinen Gewinn. Das wäre aber dringend nötig, um in die Pflege des Platzes und die Attraktivität der Anlage investieren zu können. Die Leute sollen einfach Golf spielen können, wann sie Lust darauf haben – ohne viel Bürokratie.
Unter anderem soll das Spiel beschleunigt werden. Nach einem verlorenen Ball darf nur noch drei statt fünf Minuten gesucht werden. Sinnvoll? Montén: Ja, das finde ich gut. Die Deutschen sind Regelfreaks, und deshalb schöpfen sie auf dem Platz diese fünf Minuten Suchzeit auch meistens voll aus. Dass dafür andere Golfer, die dahinter unterwegs sind, sich auch fünf Minuten lang die Füße in den Bauch stehen und warten, interessiert niemanden.
Für jeden Schlag soll ein Spieler künftig nur noch 40 Sekunden Zeit haben. Was halten Sie davon? Montén: Das finde ich weniger gut. Denn es setzt voraus, dass dieses Zeitlimit von einem anderen Spieler überwacht wird. Das funktioniert nicht. Da bricht auf dem Platz schnell der Wilde Westen aus. Apropos Regelverstöße: Da verstehen Golfer keinen Spaß. Auch der Strafenkatalog soll reduziert werden ... Montén: ... und das ist gut so! Natürlich gehören gewisse Regeln zum Golf. Aber sie wurden aufgestellt, als die Gesellschaft noch eine andere war. Man sollte sich dem Wandel der Zeit anpassen. Wichtig ist, dass weiter Chancengleichheit besteht. Golf ist ein Sport, der auch ohne Schiedsrichter funktionieren muss.
Interview: Stephan Schöttl