Koenigsbrunner Zeitung

Um den Derchinger Forst ranken sich Sagen und Mythen

Was so manch einem Vorfahren auf seinem Weg durch den Wald begegnete / Serie (41)

- VON FELICITAS LACHMAYR

Aichach Friedberg Feurige Augen lugen hinter dem Stamm hervor, gespenstis­che Lichter kreuzen den Waldweg und seltsame Gestalten sind plötzlich wie vom Erdboden verschluck­t, als die Kirchturmu­hr mitternach­ts zwölf Mal schlägt. Um den Derchinger Forst ranken sich zahlreiche Sagen und Mythen. Dabei kennen die meisten das riesige Stück Wald, das sich zwischen Derching und Affing erstreckt, als Ort der Erholung. Ein Ort, der zu einem gemütliche­n Sommerspaz­iergang einlädt, an dem sich Vögel beobach- ten lassen und kleine Käfer und andere Insekten sich ihren Weg durch das Unterholz bahnen.

Doch für so manch einen Vorfahr dürfte der Spaziergan­g durch den Derchinger Forst alles andere als ein erholsames Erlebnis gewesen sein. Denn statt Vogelgezwi­tscher waren bedrohlich­e Geräusche zu hören, statt auf Käfer stießen die Waldgänger auf seltsame Lichter und Hunde mit rotblitzen­den Augen. So erzählen es jedenfalls die Sagen und Märchen, die über den Derchinger Forst bekannt sind. Und davon gibt es zahlreiche.

„Früher waren die Menschen gezwungen, nachts durch den Wald zu laufen, um nach Hause zu kommen“, sagt Hubert Raab. Der Friedberge­r erforschte jahrelang die Geschichte des Landkreise­s und kennt die Mythen über den Derchinger Forst. „Die Leute waren meistens zu Fuß unterwegs“, betont Raab. „Und viele bekamen es mit der Angst zu tun auf ihrem nächtliche­n Spaziergan­g durch den Wald.“Ein vorheriger Besuch in der Kneipe tat oft sein übriges.

Da wurde der Nachhausew­eg schon mal zum Horrortrip und es entwickelt­en sich abenteuerl­iche Mythen und Märchen. Genaue Orte, an denen sich die Sagen festmachen lassen, gibt es nicht. „Sie entstanden an verschiede­nen Stellen und Wegen durch den Derchinger Forst“, sagt Raab.

So erzählt eine Sage, wie Leute auf ihrem Weg zwischen Derching und Stätzling immer wieder von einem Hund mit feurigen Augen verfolgt wurden und Bauern den Weg nachts deshalb mieden. An einer anderen Stelle im Wald soll ein junger Bub nachts einer alten Frau begegnet sein. Sie fragte ihn mehrmals nach der Uhrzeit und als es aus der Ferne zwölf schlug, war sie plötzlich verschwund­en. Der Junge ging daraufhin nicht mehr nachts allein durch den Wald.

Eine andere Sage erzählt von einem Licht, das Dorfbewohn­er für die unruhige Seele eines Verstorben­en hielten und das sie so verängstig­te, dass sie sich nicht durch den Wald trauten. Ein mutiger Förster wollte dem rätselhaft­en Licht auf die Spur kommen. Doch als er es sah, bekam er heftige Schläge ins Gesicht und flüchtete aus dem Wald. Er selbst schwieg über das Erlebte, doch die Sage um das Licht wurde wie so viele andere weitererzä­hlt.

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Foto: Elisa Glöckner Bei Sonnensche­in lädt der Derchinger Forst zu einem erholsamen Spaziergan­g ein. Doch wer sich nachts durch den Wald wagt, der kann es schnell mit der Angst zu tun be kommen.

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