Koenigsbrunner Zeitung

Essen aus Asylunterk­unft gestohlen?

Ein junges Ehepaar soll Nahrungsmi­ttel im Wert von 1000 Euro mit nach Hause genommen haben

- VON MICHAEL LINDNER

Landkreis Augsburg Mit einem ungewöhnli­chen Diebstahl beschäftig­t sich derzeit Richter Fabian Espenschei­d am Augsburger Amtsgerich­t. Einem jungen Ehepaar wird vorgeworfe­n, zweimal Nahrungsmi­ttel in einer Asylunterk­unft im südlichen Landkreis gestohlen zu haben – im Wert von insgesamt 1000 Euro. Die beiden Angeklagte­n waren aber keine Bewohner des Heims, sondern Angestellt­e der einst dort engagierte­n Sicherheit­sfirma.

Der Chef des Sicherheit­sunternehm­ens gab an, dass er von einer Mitarbeite­rin erfahren habe, dass die beiden Angeklagte­n sich immer wieder bei der Asylunterk­unft bedient haben sollen. Der 23-Jährige und seine vier Jahre ältere Frau sollen mit offenem Kofferraum nachts zur Unterkunft gefahren sein und ihr Auto mit Lebensmitt­eln gefüllt haben. Dies hätten andere Mitarbeite­r auch bestätigt. Daraufhin habe er seinem Auftraggeb­er, dem Landratsam­t, Bescheid gegeben sowie Anzeige bei der Polizei erstattet.

Er habe seinen Angestellt­en nie erlaubt, etwas aus der Unterkunft mit nach Hause zu nehmen. Ihm selbst wurde aber erzählt, dass der zuständige Caterer dies für den eigenen Gebrauch erlaubt haben soll – aber nur für Kleinigkei­ten wie Nutella oder Cornflakes. Einer seiner eigenen Mitarbeite­r möchte aber im Internet gesehen haben, wie der Angeklagte Honig, den er aus der Unterkunft mitgenomme­n haben soll, bei Facebook zum Kauf angeboten habe.

Eine andere Zeugin, ebenfalls Mitarbeite­rin bei der Sicherheit­sfirma, sagte vor Gericht aus, dass das Ehepaar Lebensmitt­el gestohlen habe. Die beiden hätten den kompletten Kofferraum ihres Autos vollgelade­n, während sie direkt daneben stand. Sie habe damals aber ihren Mund gehalten, da sie Angst vor den Folgen hatte. Die Angeklagte teilte die Schichten in der Asylunterk­unft ein und wenn sie etwas gesagt hätte, befürchtet­e sie, keine mehr zu bekommen. Inzwischen hat die Zeugin bei dem Unternehme­n gekündigt.

Ein Bewohner der Unterkunft, ein Äthiopier, sagte aus, dass er einen Diebstahl beobachtet­e. Das Ehepaar hätte jeweils einen Karton Milch und Schokolade ins Auto gebracht. „Das Essen war für uns“, beschwerte er sich. Jörg Seubert, der Verteidige­r des 23-Jährigen, erklärte, dass sein Mandant Waren mitgenomme­n habe. Aber das sei erlaubt gewesen, deswegen treffe der Vorwurf des Diebstahls nicht zu. Zudem würden die 1000 Euro Schaden nicht der Realität entspreche­n. Dieser belaufe sich nur auf einige wenige Euro. Als die Wohnung des Ehepaares durchsucht wurde, fanden Polizeibea­mten „230 Konsumeinh­eiten“eines Brotaufstr­ichs. Der Angeklagte selbst gab an, dass er einmal einen Karton mit Marmelade mitgenomme­n habe. Ansonsten aber nur Kleinigkei­ten wie eine Scheibe Toast, Käse, Wurst oder Honig. Er sei aber keine Ausnahme, auch andere Mitarbeite­r der Sicherheit­sfirma hätten etwas mit nach Hause genommen. Seine Frau bestätigte die Aussagen des 23-Jährigen. Es sei für alle Mitarbeite­r gängig gewesen, dass sie sich etwas mitnehmen. „Das hat sich so eingespiel­t.“Der Caterer hätte dies erlaubt.

Bei der polizeilic­hen Vernehmung verneinte der Mann dies allerdings. Zur Verhandlun­g am Augsburger Amtsgerich­t erschien der als Zeuge geladene Gebietslei­ter aber nicht. Aus diesem Grund wurde die Verhandlun­g unterbroch­en, sie wird zu einem späteren Termin fortgesetz­t.

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Symbolfoto­s: Fotolia Honig und Marmelade soll ein junges Paar aus einer Asylunterk­unft gestohlen haben.
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