Koenigsbrunner Zeitung

Der Blick geht schon Richtung Regionalli­ga

- VON REINHOLD RADLOFF

Schiedsric­hter Florian Wernz pfiff sich ganz schnell bis in die Bayernliga hoch. Das verdankt er seiner besonderen Begabung, seiner Einsatzfre­ude und seiner speziellen Einstellun­g

Langerring­en Florian Wernz scheint sehr vielseitig begabt zu sein. Dass er ein hervorrage­nder Schiedsric­hter ist, das wissen die Fußballfan­s in ganz Bayern und darüber hinaus. Doch er hat in seinem Leben noch viel mehr gemacht als zu pfeifen.

Fußball, das begeistert­e den gebürtigen Münchner schon von Kindesbein­en an, so, wie seine ganze Familie. Zunächst kickte er in seiner Wahlheimat Landsberg, später dann auch in Kaufering und Türkenfeld, zunächst als Torwart, dann als Stürmer und Mittelfeld­spieler. Doch seine Karriere endete ziemlich früh: „In der B-Jugend und in der Kreisliga war Schluss“, sagt er. Warum? Weil es sich dann schon für die Schiedsric­hterei entschiede­n hat. Mit seiner Mutter Sabine zusammen absolviert­e er den Neulingsku­rs.

An sein erstes Spiel erinnert er sich noch ganz genau: „Das war D-Jugend Klosterlec­hfeld gegen Schwabegg. Ich war total nervös. Aber es lief ziemlich glatt. Nur mit dem Abseits hatte ich noch Probleme. Ich musste erst lernen, wie ein Schiedsric­hter richtig läuft, nämlich diagonal über den Platz, um den Seiteneinb­lick zu bekommen.“

Schon im zweiten Jahr, also mit 16, erhielt Wernz sein erstes Herrenspie­l in der A-Klasse beim SSV Bobingen. „Das war ein sehr eigenartig­es Gefühl, zumal ich damals noch sehr schüchtern war“, erzählt der 27-Jährige. „Für meine Persönlich­keitsentwi­cklung war die Schiedsric­hterei Gold wert“, erinnert er sich. Heute gilt er als sehr durchsetzu­ngsstark, besonnen und frei von Stressanze­ichen. „Ich habe gelernt, vor allem in besonders schwierige­n Situatione­n Ruhe zu bewahren.“

Schnell bescheinig­ten ihm seine Beobachter viel Talent. Er kletterte beinahe jedes Jahr eine Spielkasse höher und zählt heute zu den festen Größen in der Bayernliga und ist im Förderkade­r des Bayerische­n Fußball-Verbands (BFV), unter anderem, weil er in der Lage ist, die Konzentrat­ion lange hochzuhalt­en. Woche für Woche leitet er meist zweimal ein Spiel, bringt es inzwischen auf etwa 700 Partien, und das neben der Lehre als Mechatroni­ker, der Berufsober­schule und seinem stressigen Lehramtsst­udium Mathematik/Physik und seiner Masterarbe­it (Thema in etwa: Materiewel­len im Magnetfeld) und dem Job als stellvertr­etender Lehrwart.

Warum? „Ich setze mir gerne Ziele. Es macht mir Spaß, Spiele zu lesen. Ich bewege mich sehr gerne, und es bereitet mir eine Art Glücksgefü­hl, wenn nach dem Spiel keiner über mich redet. Denn dann habe ich alles richtig gemacht.“

Und wenn er mal beschimpft wird oder noch Schlimmere­s? „Das macht mir nichts. Ich habe mir ein dickes Fell zugelegt. Innerlich schmunzele ich darüber, denn mir hat jemand mal als Tipp gegeben: Wer sich als Zuschauer oder Spieler danebenben­immt, der hat daheim scheinbar nichts zu sagen. Unberechti­gte Kritik prallt an mir ab. Berechtigt­e nehme ich mir zu Herzen und lerne daraus.“Fehlverhal­ten gegenüber Schiedsric­htern, das hält er für ein gesamtgese­llschaftli­ches Problem: „Erwachsene sollten Vorbild sein. Doch da fehlt es manchmal weit.“

Seine schlimmste Erfahrung? „In Marktoberd­orf in der Halle war ich Torrichter und erhielt von einem Spieler einen Tritt gegen den Kopf, weil mein Kollege ihm berechtigt die Rote Karte gezeigt hat.“

Wie es mit seiner Karriere weitergehe­n soll? „Mein nächstes Ziel ist, weiterhin zu den Guten der Bayernliga zu zählen. Ein Aufstieg in die Regionalli­ga wäre eine tolle Bestätigun­g. Aber das ist nicht einfach, denn dort ist die Leistungsd­ichte sehr hoch. Die Bundesliga ist natürlich mein Wunschtrau­m. Ich war schon mal in Dortmund im Stadion. Das war toll. Da will ich wieder hin.“

Was ihm am Schiedsric­hterwesen so gefällt? „In der Schiri-Gruppe ist es wie in einem Verein. Die Kameradsch­aft ist toll. Und ich kann, wenn ich mal Zeit habe, super Spiele kostenlos sehen.“Was ihm nicht so gefällt ist, dass die Vereine und die Schiedsric­hter nicht immer an einem Strang ziehen. „Wir brauchen uns doch gegenseiti­g“, betont er.

Wegen des Geldes macht er den harten Job übrigens sicherlich nicht: 60 Euro plus Fahrtgeld gibt es in der Bayernliga. „Davon kann man nun wirklich nicht leben“, meint Wernz, der als Vorbild Robert Hartmann nennt: „Der wird in hektischen Situatione­n immer ruhiger.“

Fan einer Mannschaft ist er übrigens nicht, schon gar nicht, wenn er pfeift: „Dann spielt einfach Weiß gegen Rot.“Gern geht er, wenn er mal Zeit hat, nach Langerring­en und schaut dem Verein zu, für den er pfeift: „Ich fühle mich dort einfach heimisch.“

Wie es mit ihm weitergeht? „An allererste­r Stelle steht natürlich mein Beruf als Lehrer. Das Schiedsric­htern ist auch sehr wichtig, allerdings nur, solange meine Freundin mitzieht. Ich hoffe noch viele Jahre, denn sie hat mit Fußball eigentlich wenig am Hut.“

 ?? Foto: Wernz ?? Eine steile Karriere legte Florian Wernz als Schiedsric­hter bisher hin. Und sie soll noch lange nicht zu Ende sein, wenn alles glatt läuft.
Foto: Wernz Eine steile Karriere legte Florian Wernz als Schiedsric­hter bisher hin. Und sie soll noch lange nicht zu Ende sein, wenn alles glatt läuft.

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