Koenigsbrunner Zeitung

Die Löwen setzen Ismaik den Stuhl vor die Tür

Paukenschl­ag bei 1860 München: Die Mitglieder beschließe­n, spätestens zum Jahresende den Kooperatio­nsvertrag mit dem Investor zu kündigen. Bis dahin muss ein neuer Sponsor gefunden werden

- VON FLORIAN EISELE

München Nach fast zehn Stunden Jahreshaup­tversammlu­ng folgte der spannendst­e Teil mitsamt einer dicken Überraschu­ng: Als die meisten der 1500 Löwen-Anhänger gestern Abend um kurz vor 20 Uhr bereits nach Hause gegangen waren, stimmten die Mitglieder des TSV 1860 dafür, die Zusammenar­beit mit Investor Hasan Ismaik zu beenden. Spätestens bis Jahresende soll der Verein den Kooperatio­nsvertrag kündigen und einen neuen Investor gefunden haben. Damit folgten die Mitglieder einem Antrag von Vereinsmit­glied Ursula Hoppen. Sie hatte auf der Versammlun­g zunächst den Antrag gestellt, den Kooperatio­nsvertrag mit der Firma des jordanisch­en Geschäftsm­annes fristlos zu kündigen. Nach einer Unterredun­g mit der Vereinsfüh­rung strich sie das Wort „unverzügli­ch“aus dem Antrag und gab dem Verein noch eine sechsmonat­ige Frist, um einen neuen Geldgeber zu finden und den Vertrag dann zu beenden.

Das Argument von Hoppen lautete: Das Unternehme­n von Ismaik, die „HAM Internatio­nal hat die im Lizenzieru­ngsverfahr­en zugesagte Zahlung für die Lizenzbedi­ngungen der DFL nicht geleistet. Dies stellt eine Hauptpflic­htverletzu­ng dar.“

Auf der Versammlun­g sagte Hoppen, das Vorgehen von Ismaik zeuge von einer „cholerisch­en und erpresseri­schen Grundhaltu­ng“und fügte an: „So, wie es ist, kann es nicht weitergehe­n.“Durch die Notsituati­on der Löwen werden „unsere Interessen mit Füßen getreten“. Ismaik war zu der gestrigen Ver- nicht gekommen. Das Präsidium um den neu gewählten Präsidente­n Robert Reisinger betonte, mit dem Investor in intensiven Gesprächen zu stehen. Reisinger warb deswegen um eine längere Frist – ansonsten sei der Verein „gezwungen zu handeln, ohne dass wir darüber nachgedach­t haben, ob es wirklich sinnvoll ist“. Als möglicher Investor für die Löwen hatte sich vor einigen Wochen Gerhard Mey, Vorstandsc­hef des Automobilz­ulieferers Webasto, ins Spiel gebracht. Die Sympathien waren während der Versammlun­g klar verteilt: Schon bei der Begrüßung hatten die Löwen-Fans Yahya Ismaik, den Brusammlun­g der des Investors, sowie den ExKGaA-Geschäftsf­ührer Anthony Power mit Buhrufen bedacht. Auf der anderen Seite gab es Applaus für Geschäftsf­ührer Markus Fauser und Trainer Daniel Bierofka.

Auch Reisinger hatte gegen Ismaik ausgeteilt: „Die gegenseiti­gen Schuldzuwe­isungen erreichten ein Niveau, das unseres Vereins unwürdig ist.“Unter den Mitglieder­n drohte die Lage kurzzeitig zu eskalieren: Nachdem sich einige Fans für einen Kurs mit Ismaik ausgesproc­hen hatten, gab es lautstarke BuhRufe, andere Anhänger standen erbost von ihren Plätzen auf. Zwischenze­itlich verteilten sich Mitarbeite­r einer Security-Firma in der Halle, um die Lage zu entschärfe­n. Investoren-Bruder Yahya Ismaik ließ sich zudem für den Verwaltung­srat aufstellen, schaffte den Sprung aber nicht.

Geschäftsf­ührer Fauser betonte, wie knapp der Verein die Insolvenz abwendete. Am Ende habe Trikotspon­sor Die Bayerische die letzten zwei Millionen Euro ausgeglich­en. Aus der vergangene­n Saison plagt den Verein „ein Minus im zweistelli­gen Millionenb­ereich“als Folge des Zweitligaa­bstiegs. Den größten Applaus bekam Trainer Bierofka. Werbung in eigener Sache hatten der 38-Jährige und sein Team am Freitagabe­nd mit dem 3:1 im ersten Heimspiel gegen Burghausen gemacht – es war der zweite Sieg im zweiten Spiel und Balsam für die geschunden­e Löwen-Seele. Zumal der Verein kurz vor der Versammlun­g Abschied von Dieter Schneider nehmen musste. Der 70-Jährige war am Samstag gestorben und von Februar 2011 bis März 2013 Präsident der Löwen. Nach dem Einstieg von Ismaik hatte er den Verein verlassen.

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Archivfoto: dpa 1860 München will die Zusammenar­beit mit dem Investor Hasan Ismaik beenden.
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Dieter Schneider

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