Gefängniszelle statt neuer Arbeitsstelle
Eine 39-jährige Mutter bricht in mehrere Keller ein. Die Beute verkauft sie, um ihre Drogensucht zu finanzieren
Königsbrunn/Augsburg Das Leben der Angeklagten verlief zunächst solide: Die Schule und die Ausbildung beendete die Frau, doch dann rutschte sie schnell ins Drogenmilieu ab. „Ich habe alles konsumiert“, sagte die 39-Jährige bei der Verhandlung am Augsburger Amtsgericht aus. Um ihre Drogensucht zu finanzieren, griff sie schon in der Vergangenheit immer wieder zu illegalen Mitteln. So auch jetzt – die Frau war wegen mehrfachen Diebstahls und Computerbetrugs angeklagt.
Das Opfer soll zweimal ein Rentner aus Königsbrunn gewesen sein. Die beiden kennen sich seit vielen Jahren, immer wieder habe er der Angeklagten geholfen, ihr ein Dach über den Kopf gegeben. Doch diese Gutmütigkeit soll die 39-Jährige laut Anklage im vergangenen Jahr ausgenutzt haben. Ihr wurde vorgeworfen, die EC-Karte des Mannes aus dessen Schlafzimmer gestohlen und zusammen mit einer Komplizin damit Geld für sich abgehoben zu haben. Fast 180 Euro. Den Pin hätte sie laut Aussage des Opfers irgendwann einmal bei ihm abgeschaut. Die 39-Jährige hingegen gab an, dass sie öfters Geld für ihn abgehoben habe.
Wenige Wochen später, der Senior war wegen einer Herz-Operation gerade im Krankenhaus, wurden mehrere Wertsachen aus dessen Wohnung in Königsbrunn gestohlen: Fernseher, Laptop, DVD-Player und mehrere Modellautos. Gesamtwert: rund 1000 Euro. In der Wohnung lebte zu diesem Zeitpunkt die Angeklagte, sie sollte laut dem Senior darauf aufpassen. Die 39-Jährige sagte aus, dass sie mit drei weiteren Bekannten in der Wohnung unterkam – um gemeinsam Drogen zu konsumieren. Einer der Mitbewohner soll die Sachen gestohlen haben, das hätte sie auch dem Geschädigten gesagt. Warum sie damals denn nicht die Polizei rief, wollte Richter Ralf Hirmer wissen. „Das ging nicht, es gab einen Strafbefehl gegen mich“, antwortete die Angeklagte. Wenige Monate später brach die 39-Jährige in drei Kellerabteile in Augsburg ein. Darin befanden sich mehrere Fahrräder und Nintendospiele im Wert von insgesamt 4000 Euro. Die Frau gab zu, diese Einbrüche begangen zu haben, um Drogen zu kaufen.
Da sich die ersten beiden Anklagepunkte laut Staatsanwalt Martin Neumann nicht eindeutig klären ließen, wurden diese eingestellt. Er forderte wegen des Diebstahls eine Gefängnisstrafe von 15 Monaten. Verteidiger Thomas Reitschuster beantragte eine mildere Freiheitsstrafe von maximal einem Jahr – die zur Bewährung ausgesetzt werden soll. Das ehemalige „Lotterleben“seiner Mandantin sei vorbei; damit spielte er auf die 21 Einträge im Bundeszentralregister und die mehrfachen Gefängnisaufenthalte an. Sie nehme keine Drogen mehr, außerdem hat sie einen unterschriftsreifen Arbeitsvertrag vorliegen. Die neue Stelle in einer Gaststätte könne sie nach der Entlassung aus der Untersuchungshaft antreten – dort dürfte sie auch wohnen. Zudem würde sie gerne Kontakt zu ihrem neunjährigen Sohn haben, der bei Pflegeeltern lebt. „Stehen Sie mir dabei nicht im Weg“, sagte die Angeklagte zu Richter Hirmer kurz vor dem Urteil.
Doch es half nichts: Er verurteilte die Frau zu einer 15-monatigen Freiheitsstrafe. Er sehe keine gute Sozialprognose, außerdem hätte sie schon mehrere Chancen ungenutzt verstreichen lassen. Statt zu einer neuen Arbeitsstelle geht es für die 39-Jährige nun in eine Gefängniszelle.